AMA-Studie deckt schwere Geruchs- und Geschmacksdefizite auf
Eine bislang einzigartige wissenschaftliche Studie im Auftrag der AMA Marketing belegt, dass in Österreich drei Viertel aller Kinder zwischen 10 und 13 Jahren süß, sauer, salzig und bitter nicht mehr unterscheiden können. Schnellimbisse, sehr süße Getränke, viel Weißbrot, wenig Obst und Gemüse könnten die Geschmacks- und Geruchswahrnehmung beeinträchtigen. Häufiger Konsum von Obst und Gemüse hingegen scheint die Genussfähigkeit signifikant zu stärken. Kinder aus ländlichen Gebieten schneiden bei Geruchs- und Geschmackstests deutlich besser ab als Stadtkinder. Das fanden Wissenschafter der BOKU und der essenziell Ernährungskommunikation GmbH heraus.
Studie testet erstmals Geschmacks- und Geruchsfähigkeit österreichischer Kinder
Wer nicht über ausreichende Geschmacks- und Geruchsfähigkeiten verfügt, kann Essen und Trinken auch nicht richtig genießen und Wert schätzen. Deshalb beauftragte die AMA Marketing ein Team der Universität für Bodenkultur (Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie) und der essenziell Ernährungskommunikation GmbH damit, den sensorischen Wahrnehmungs-fähigkeiten österreichischer Kinder auf den Grund zu gehen.
385 Schulkinder im Alter zwischen 10 und 13 Jahren aus ganz Österreich wurden getestet. Überprüft wurde, ob die Kinder zwischen den Grundgeschmacksarten „süß“, „sauer“, „bitter“ und „salzig“ unterscheiden können und ob sie in der Lage sind, elf ausgewählte Gerüche in einem Multiple-Choice-Verfahren zu identifizieren. Darüber hinaus wurden die ProbandInnen auch zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt.1
Drei Viertel der Kinder fallen beim Geschmackstest durch
Nur etwa ein Viertel (27%) der getesteten Kinder konnte alle vier Grundgeschmacksrichtungen in den eingesetzten Konzentrationen unterscheiden (Chart 1). Knapp ein Viertel erkannte eine, 8% gar keine der vier Geschmacksarten. Am häufigsten identifiziert wurde „süß“ (71%), am seltensten „bitter“ oder „sauer“ (45%), (Chart 2). Außerdem kann nur die Hälfte der Kinder (57%) von 11 Gerüchen mehr als acht richtig erkennen. Nur jedes neunte Kind hatte „11 Richtige“.
„Die untersuchten Kinder weisen damit sowohl beim Geschmacks- wie auch beim Geruchstest signifikant schlechtere Testergebnisse auf als Erwachsene. Geschmack und Geruch sind jedoch beim Essen und Trinken und somit beim Genießen unentbehrliche Sinne“, erläutert Studienleiter Ass. Prof. DI Dr. Klaus Dürrschmid.
Obst und Gemüse beflügeln scheinbar Geschmacks- und Geruchsfähigkeiten
Kinder aus ländlichen Regionen essen im Verhältnis zu Stadtkindern weit weniger Weißbrot, dafür mehr Misch- bzw. Vollkornbrot, sie trinken weniger stark gesüßte Getränke und essen seltener Schnellimbisse. Landkinder waren deutlich besser in der Lage, Gerüche zu erkennen als Stadtkinder (Chart 3).
Hauptschulkinder wiederum konsumieren im Verhältnis zu Gymnasialkindern weniger Misch- und Vollkornbrot, weniger Gemüse und Obst, dafür mehr stark gesüßte Getränke und mehr klassische Schnellimbissgerichte. Hauptschulkinder schnitten sowohl bei Geruchs- als auch Geschmackstests schlechter ab als Gymnasiasten (Chart 4).
Nur beim Geruchstest gab es ein klar einheitliches Ergebnis über alle Herkünfte hinaus. Je höher der Obst- und Gemüsekonsum der Kinder war, umso besser waren die olfaktorischen Leistungen (Chart 5).
Kinder, die stark gesüßte Getränke bevorzugen, fallen beim Geschmackstest durch
Kinder, die neutrale Getränke wie Wasser oder gespritzte Säfte bevorzugen, erkannten die Geschmacksrichtung „süß“ deutlich besser als solche, die stark gesüßte Getränke als bevorzugte Durstlöscher nannten (82% zu 63%), (Chart 6). SchülerInnen wiederum, die angaben, häufig oder ausschließlich Schnellimbiss- und Fertiggerichte zu konsumieren, erzielten signifikant schlechtere Wahrnehmungsergebnisse bei Geruch und Geschmack als jene, die so gut wie nie zu Schnellimbissen greifen.
Für Dr. Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der AMA Marketing, sind diese Studienergebnisse alarmierend: „In einem Land, das sich rühmt, der Feinkostladen Europas zu sein, ist es nahezu beschämend, wenn unsere Kinder das Riechen und Schmecken verlernen beziehungsweise gar nicht mehr erlernen. Deshalb müssen wir unser Engagement zur frühzeitigen Schulung des Geschmacks forcieren, um den KonsumentInnen und Konsumenten von morgen genussfähige Sinneswerkzeuge mit auf den Lebens- und Genussweg geben zu können.“
In die gleiche Kerbe schlägt die Schulpädagogin und Ernährungswissenschafterin Mag. Andrea Lehner: „Es gibt für Schulen eine Vielzahl an Ernährungsprojekten, jedoch wird bei den meisten auf reiner Wissensebene gearbeitet. Sinnliche Wahrnehmungen und Erleben von Geschmack und Geruch kommen definitiv zu kurz. Dabei könnte die Erfahrung des richtigen Genießens sogar zur Suchtprävention beitragen.“