Wie stark die Gene die Körpermasse beeinflussen
Übergewicht in der Kindheit ist offenbar zum größten Teil auf die genetische Veranlagung und in geringerem Maß auf das soziale Umfeld zurückzuführen. Das lassen die Ergebnisse einer britischen Studie aus dem „American Journal of Clinical Nutrition“ vermuten, an der mehr als 5.000 Zwillinge im Alter von acht bis elf Jahren teilnahmen. Für die Untersuchung protokollierten die Wissenschaftler unter anderem den Körpermassenindex, kurz BMI und den Taillenumfang der jungen Probanden. Der BMI ist das Verhältnis von Gewicht zur Körpergröße und ein gutes Maß für die Einschätzung des Körpergewichts. Anhand dieser Daten wurden die Ähnlichkeiten in den Körpermaßen von eineiigen und zweieiigen Zwillingen verglichen. Eineiige Zwillinge sind aus einer einzigen befruchteten Eizelle entstanden und haben daher identische Gene. Bei zweieiigen Zwillingen hingegen stimmt wie bei anderen Geschwistern durchschnittlich die Hälfte der Erbanlagen überein. Falls die genetische Ausstattung etwa für das Körpergewicht ausschlaggebend wäre, müssten sich eineiige Zwillinge darin ähnlicher sein als zweieiige.
Das Ergebnis: Der BMI und der Taillenumfang werden zu 77 Prozent vererbt. Knapp ein Viertel ist demzufolge auf das soziale Umfeld zurückzuführen, wobei dem Einfluss der Familie nur rund zehn Prozent zugeschrieben werden. Des Weiteren vermuten die Forscher, dass die genetischen Effekte auf den BMI im Laufe der frühen Kindheit an Bedeutung zunehmen. Langzeitstudien sind jedoch notwendig, um dies zu bestätigen.
Die Ergebnisse bedeuten allerdings nicht, dass der Kampf gegen Übergewicht aussichtslos ist. Denn nur, wenn die Balance aus Essen und Bewegung nicht stimmt, kann sich die Veranlagung für Adipositas auf das Körpergewicht auswirken. Kinder mit einer solchen Veranlagung müssen nicht zwangsläufig übergewichtig werden. Sie haben es aber schwerer, schlank zu bleiben. Bei diesen Jungen und Mädchen sind vorbeugende Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung besonders wichtig, betonen die Experten.
aid, Heike Kreutz
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