Androgenetischen Alopezie

Genetische Spurensuche nach Ursachen der Kahlköpfigkeit – Haarausfall geht mit anderen gefährlichen Erkrankungen Hand in Hand

Dem Haarausfall und seinen genetischen
Ursachen ist ein Forscherteam der Universitäten Bonn und Düsseldorf auf
der Spur. Bekannt ist, dass neben Umweltfaktoren auch noch die Gene eine
Rolle spielen, wenn das Haupthaar ausfällt. Eine solche Erbanlage
konnten Wissenschaftler bereits identifizieren. Ein Bereich auf dem
Chromosom-3 scheint bei dem Problem eine wesentliche Rolle zu spielen,
berichten die Forscher unter Axel Hillmer vom Life & Brain Zentrum der
Universität Bonn http://www.uni-bonn.de in einer aktuellen Studie im
American Journal of Human Genetics.
„Haarverlust ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern es geht
häufig auch mit einem erhöhten Risiko für die Erkrankung an
Arteriosklerose einher“, erklärt Hillmer. In der
Literatur werde für Betroffene der androgenetischen Alopezie (AGA) – wie
Haarausfall wissenschaftlich bezeichnet wird – zudem auch ein erhöhtes
Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Übergewicht diskutiert. „Die
Suche nach den genetischen Ursachen für Haarausfall spielen daher
möglicherweise auch bei der Entstehung gefährlicher Volkskrankheiten
eine wesentliche Rolle“, so Hillmer.

Bei der Untersuchung von 95 Familien, in denen jeweils mindestens zwei
Söhne unter frühzeitigem Haarausfall litten, konnten die Forscher nun 14
Regionen identifizieren, in denen möglicherweise Erbanlagen für
Haarwachstum und Haarausfall sitzen. „Allerdings enthält jede dieser
Regionen noch mehrere Dutzend Gene. Das sind zu viele für eine
detaillierte Analyse“, meint der Forscher. Vielversprechend scheint
allerdings ein Abschnitt auf Chromosom 3 zu sein, auf dem 34 Erbanlagen
liegen. „Bisher wurde keines dieser Gene mit der Biologie des Haares in
Verbindung gebracht“, wie Roland Kruse von der Universitäts-Hautklinik
Düsseldorf http://www.med.uni-duesseldorf.de berichtet. Eines der Gene
spiele jedoch bei Alterungsprozessen eine Rolle, ein zweites bewirke
möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. „Die Daten sind
nicht wahnsinnig stark“, räumt Hillmer ein, allerdings gebe es Befunde,
die dafür sprechen, dass Männer mit Haarausfall häufiger unter
Übergewicht als Menschen mit normalem Haarwuchs leiden.

Bisher waren Forscher davon ausgegangen, dass die männlichen
Geschlechtshormone eine entscheidende Rolle beim Haarausfall spielen.
Demnach können bestimmte Veränderungen in der genetischen Bauanleitung
des Androgen-Rezeptors eine frühe Glatzenbildung zur Folge haben.
„Androgene sind Hormone, die für die Entwicklung des männlichen
Geschlechts eine wichtige Rolle spielen. Das betroffene Gen liegt auf
dem X-Chromosom“, so Hillmer. Das bedeute, dass Männer den Defekt daher
von ihrer Mutter erben. „Einen Zusammenhang mit den Entdeckungen auf dem
Chromosom-3 konnten wir bisher nicht feststellen“, erklärt Hillmer.

Um noch genauere Angaben machen zu können, suchen die Wissenschaftler
nun möglichst viele Probanden unter 39 Jahre mit frühzeitigem
Haarausfall, sowie Männer über 60 Jahre mit vollem Haar. „Wenn wir bei
diesen beiden Genen auf eine Genvariante stoßen, die bei Kahlköpfigen
häufiger vorkommt als normal, könnte sie die Ursache für den Haarverlust
sein“, meint Hillmer. Im nächsten Schritt gelte es herauszufinden,
welche Funktion die Erbanlage in der Biologie des Haares spielt. Wolfgang Weitlaner

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