903 Restaurants ausgezeichnet, darunter 10 in Bremen
Insgesamt bewertet der alljährlich wegen seiner strengen Urteile und deren zuweilen sarkastischer Begründung von den Köchen gefürchtete, von den Feinschmeckern mit Spannung erwartete Gault Millau in seiner neuen Ausgabe 1115 Restaurants. Die 30 Tester, die stets anonym auftreten und dieses Jahr 287 600 € Spesen machten, verliehen 903 Luxuslokalen und Landgasthöfen, Bistros und Hotelrestaurants die begehrten Kochmützen. Dazu mussten die Köche mindestens 13 von 20 Punkten erreichen, was einem Michelin-Stern nahe kommt. Das schafften auch 10 in Bremen.
An deren Spitze steht mit 17 Punkten Arndt Feye vom „L’ Orchidée im Ratskeller“. Begründung: „Die artifizielle Präsentation der Vorspeisen entführt in lichte Höhen des Genießens. Die balancierten Verbindungen von Steinbutt mit Kakao, Thunfisch mit Melone und Kaffee-Öl oder Kalbskopf mit Filet vom St-Pierre in roter Butter demonstrieren, dass Feyes gewagte Kombinationen mit der Souveränität des gestandenen Könners gelingen.“ Ihm folgt mit einem Punkt Abstand Rüdiger König von „Grasshoff’s Bistro“, bei dem „Sie blind irgendwo auf die Speisenkarte tippen können, immer wird sie ein bewährtes Gericht erfreuen, das an Frische und perfekter Zubereitung nur schwer zu übertreffen ist, beispielsweise mit Rosmarin-Öl beträufelter Kabeljau im Kartoffelmantel oder Flusskrebsschwänze in Safransauce mit Meerrettich auf grünem Spargel“.
Auch 99 Küchenchefs in den neuen Bundesländern erkochten mindestens eine Kochmütze. An ihrer Spitze stehen mit der Note 17/20 – neben dem Newcomer Schnurr – wie bisher Marcello Fabbri vom Restaurant „Anna Amalia“ in Weimar, Oliver Heilmeyer vom „17fuffzig“ in Burg (Spreewald) und Stefan Hermann vom „Caroussel“ in Dresden. Ihnen folgen mit je 16/20 Thomas Abel vom „La Cheminée“ in Ilmenau und Detlef Schlegel vom „Stadtpfeiffer“ in Leipzig, die diese Note erstmals erhielten, sowie Claus Alboth von „Alboth’s Restaurant im Kaisersaal“ in Erfurt, Rene Bobzin von den „Rothen Forellen“ in Ilsenburg am Harz, Peter Knobloch vom „Meeresblick“ in Göhren auf Rügen, Carmen Krüger von „Carmens Restaurant“ in Eichwalde bei Berlin und Mario Pattis vom „Pattis“ in Dresden.
Da auch die Welt der Gourmandise im ständigen Wandel ist und die Plätze im Gourmetparadies immer wieder neu gerührt und erkocht werden, servierte der Gault Millau im Vergleich zur Vorjahrsausgabe 151 langweilig gewordene Restaurants ab und nahm 101 inspirierte Küchen neu auf. 180 Köche wurden höher als im letzten Guide bewertet, 128 niedriger. 45 Küchenchefs verloren die Kochmütze.
Außer dem Koch, dem Aufsteiger und der Entdeckung des Jahres kürte der Guide noch sechs weitere Würdenträger: als „Oberkellner des Jahres“ Gerhard Retter vom „Lorenz Adlon“ in Berlin, als „Sommelier des Jahres“ Stefan Weise vom „Vendôme“ in Bergisch Gladbach-Bensberg, als „Restaurateur des Jahres“ Karin Kaiser von der „Klostermühle“ in Ehrenkirchen bei Freiburg, als „Kochschule des Jahres“ die „Gusto Geschmackswerkstatt“ des außerordentlich kreativen Frank Buchholz vom „Buchholz“ in Mainz, als „Barkeeper des Jahres“ Ewald Stromer vom „Raffael’s“ im Kempinski Hotel Falkenstein in Königstein/Taunus sowie als „Hotelier des Jahres“ Christine und Michael Clausing vom „Zur Bleiche“ in Burg/Spreewald, weil Wellness in ihrem Haus „keine Mode, sondern Gesamtkunstwerk“ ist.
Außerdem testete der im Münchner Christian Verlag erscheinende Reiseführer für Genießer (892 Seiten, 30 €) wieder Kreuzfahrtschiffe, die für ihre gute Küche werben: die deutsche Luxusyacht „MS Europa“, die alle Küchenstile der Welt bietende „MS Westerdam“ der Holland-America-Linie und die vom Hollywood-Starkoch Wolfgang Puck beehrte japanische „MS Crystal Symphony“. Ferner beschreibt und klassifiziert er 420 Hotels.
Die besten Restaurants des Gault Millau in Bremen
1. L‘ Orchidée im Ratskeller (17 Punkte),
2. Grashoff’s Bistro (16 Punkte),
3. Chopin*,
L’ Echalote,
Park-Restaurant (alle 14 Punkte),
6. Blixx,
Das kleine Lokal,
Madame Hô**,
Rossini,
Topaz*
Va Bene (alle 13 Punkte)
* Aufsteiger
**Newcomer