Alkoholkonsum soll kriminalisiert werden

Brauer gegen Kriminalisierung ihrer Produkte – Top-Manager der Braubranche kritisieren Alkoholpolitik – Drohendes Werbeverbot entmündigt die Bürger – Sinkender Pro-Kopf-Verbrauch trotz steigender Werbeausgaben

Die deutschen Brauer wollen sich aktiv gegen eine Kriminalisierung ihrer Produkte wehren. Das drohende Werbeverbot aus Brüssel sowie zahlreiche geplante Sanktionen beim Marketing und Verkauf von Alkohol (deutlich höhere Preise durch Sondersteuer, Einschränkung der Verfügbarkeit, Werbeverbot, Absenkung der Promillegrenze etc.) würden nicht nur die Alkoholindustrie, sondern auch die Bürger immer mehr entmündigen: „Weil einige wenige unverantwortlich mit Alkohol umgehen, soll die Freiheit eines jeden Einzelnen beschnitten werden“, kritisiert Peter Rikowski, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe (Bitburger, König Pilsener, Köstritzer, Licher, Wernesgrüner), anlässlich eines mit sieben Top-Brau-Managern besetzten Round-Table-Gesprächs der Fachzeitschrift Getränke Zeitung des Meininger Verlages, Neustadt an der Weinstraße.

Alkoholkonsum soll eingeschränkt werden

Hochrangige Politiker hätten bereits Forderungen aufgestellt, dass der Konsum von Alkohol nicht mehr die Regel sein soll, sondern die Ausnahme. Peter Rikowski: „Die Alkoholgegner wollen, dass Menschen, die Alkohol konsumieren, ein Stück weit kriminalisiert und als abnorm dargestellt werden. Sie wollen, dass jeder, der Alkohol trinkt, an den Pranger gestellt wird.“ Die Brauer kritisieren dabei auch die einseitige Berichterstattung in den Medien. Permanent würden die Verbraucher mit negativen Schlagzeilen zum Thema Alkohol bombardiert und dadurch entsprechend beeinflusst. „Es werden beispielsweise so lange Bilder übers Flatrate-Saufen gezeigt, bis der Bürger sagt, endlich wird dagegen etwas unternommen“, so Rikowski.

Legale Produkte legal verkaufen dürfen

„Wir erzeugen legale Produkte, die wir auch legal vertreiben dürfen“, unterstrich auch der Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Richard Weber. Die aktuelle Politik in Brüssel, aber auch die Haltung der Bundesregierung seien völlig einseitig und populistisch, kritisieren die Brau- Manager unisono.

Als völlig ungeeignetes Mittel, Alkoholmissbrauch in den Griff zu bekommen, sieht die Brau-Industrie die angestrebte Senkung des Pro-Kopf-Verbrauchs von Alkohol an. Tatsache sei, dass dieser in den letzten Jahren bereits ständig gesunken sei, trotz steigender Werbeausgaben seitens der Alkoholindustrie. Die Politik bekämpfe die Symptome und wolle sich nicht mit den wahren Ursachen für Alkoholprobleme, beispielsweise bei Jugendlichen, auseinandersetzen. Josef Westermeier, Geschäftsführer von Erdinger Weissbräu: „Es ist vor allem ein sozial- und gesellschaftspolitisches Problem, dass Kinder und Jugendliche zu Alkohol oder zu Drogen greifen. Und jetzt wollen die Politiker uns den Schwarzen Peter zuschieben. Da kann ich nur sagen: Thema verfehlt, setzen, sechs.“

Bitburger-Chef Peter Rikowski: „Die Politiker beschneiden uns Stück für Stück in unserer Freiheit. Ich bin ein freiheitsliebender Mensch. In einem Land, in dem irgendwann alles verboten ist, möchte ich nicht leben.“

Hintergrund

Nach dem Tabak hat die Politik dem Alkohol den Kampf angesagt. Geplant sind unter anderem höhere Steuern, Werbe- und Verkaufsverbote sowie die 0,0-Promillegrenze. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, fordert in einem aktuellen Interview von den Bierbrauern eine strikte Trennung von Sport und Alkoholwerbung, damit Negativbeispiele, wie das Sponsoring von Bolzplätzen, unterbleiben und so keine Jugendlichen zum Alkoholkonsum gelockt werden.

Rolf Hüllinghorst, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, hielt vor kurzem in Berlin vor zahlreichen Vertretern aus der Brauwirtschaft einen Vortrag zum Thema „Alkoholpolitik“. Sein Hauptargument: Alkohol ist ein Zellgift. Er verlangt drastische Maßnahmen zur Reduzierung des Alkoholkonsums.

Von Entwarnung in Sachen Alkoholpolitik, wie es vielleicht Ende letzten Jahres noch den Anschein hatte, kann also definitiv keine Rede sein. Tatsache ist: In Brüssel gibt es viele Arbeitskreise, die sich nach wie vor sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen. Negative Schlagzeilen über „Komasaufen“ und so genannte Flatrate-Partys häufen sich, und immer öfter fordern Politiker sehr populistisch Sanktionen gegen Alkohol. Für die Alkoholindustrie besteht also konkret Anlass zur Sorge, dass die politischen Entscheidungsträger aufgrund des steigenden öffentlichen Drucks strengere Gesetze erlassen und Verbote beschließen.

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