Sturm im Wasserbecken? Wie sauber sind die Pools in österreichischen Hotels und Thermen wirklich
Anlässlich von Wasseruntersuchungen in
österreichischen Thermen sowie Spa- und Wellnesshotels, versucht SPA
WORLD business Klarheit in die trübe Geschichte zu bringen und befragte
dazu die maßgeblichen Akteure.
Durch diese Untersuchungen wurde die Wasserqualität kritisch erhoben und
die Ergebnisse sind ernüchternd. Daher rumort es zurzeit unter den
österreichischen Hoteliers und Thermenbetreibern.
Heiße Kontroverse
Die Interessensvertretungen für die österreichische Hotellerie
reagierten postwendend sehr heftig auf die massive Kritik Ihrer
Mitglieder. Doch nachdem die emotionalen Wellen sich wieder etwas
beruhigt hatten konnte man diesem Thema auch etwas positives Abgewinnen.
„Trotz des negativen Effektes, ist es gut, dass dadurch auch eine
Sensibilisierung auf das Thema Wasser stattfand“, erklärt dazu der
Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer, Klaus
Ennemoser.
Um die Fakten objektiver zu betrachten, hat SPA WORLD business zwei
Experten zu einem Interview gebeten.
Der Wasserexperte Gerold Sigl von der Hydrologischen Untersuchungsstelle
Salzburg, empfiehlt eine positive Vorwärtsstrategie: das Problem
erkennen und Methoden entwickeln, um es zu beseitigen. Für Sigl hat sich
jedoch trotz des strengen Bäderhygienegesetzes erst dann wesentlich
etwas geändert, als die Behörde begonnen hat, bei den Hotelbetreibern
die wasserhygienischen Gutachten, die durchzuführen waren, auch
anzufordern. Der Experte unterscheidet auch zwischen öffentlichen und
privaten Bädern und meint, dass die Kontrollen im öffentlichen Bereich
viel intensiver durchgeführt werden und dadurch die gesetzlichen Werte
stimmen sollten.
Die Thermen-Studie
Völlig unabhängig von dieser Untersuchung wurde auch eine seriöse
wissenschaftliche Studie, die die hygienischen Bedingungen in 20 Thermen
untersucht hat, durchgeführt. Gegenstand der Untersuchung war aber nicht
nur das Poolwasser, sondern auch die sanitären Anlagen. Gemacht hat
diese Studie das Prüfinstitut HygCen International aus Bischofshofen,
der Studienautor Arno Sorger betont allerdings, dass es nicht geplant
war, sie auch zu veröffentlichen, dies geschah leider völlig ohne Wissen
des Instituts.
SPA WORLD business: Herr Sorger, was war die Intention der Studie?
„Wir wussten, es gibt Probleme, und daher haben wir zunächst versucht,
die Probleme zu erfassen. Sie betreffen im Speziellen Becken mit höherer
Wassertemperatur (mehr als 36° C) oder etwa Wirlpools, wegen der starken
Mischung mit Luft. Wobei ein gut betriebener Wirlpool kein Problem
darstellt, es erfordert nur sehr hohen Ressourceneinsatz. Man benötigt
viel Frischwasser, viel Chlor und viel Arbeitszeit zur Reinigung. Die
Frage, die sich daher aktuell stellt, ist, ob es notwendig ist, die
Vorgaben für diese Becken zu ändern. Da man, als vor zehn Jahren die
Normen festgelegt wurden, derartige Becken nicht hatte. Die DIN in
Deutschland ist im Vergleich viel strenger als die österreichische
Önorm. Ich bin aber der Letzte, der sagt, ein Schwimmbecken, das nicht
genau der Bäderhygieneverordnung entspricht, ist gesundheitsschädlich.
Vorausgesetzt, es bewegt sich in einem bestimmten Rahmen, vergleichbar
mit dem Beispiel, auf der Autobahn statt 130 km/h 140 km/h zu fahren,
das ist noch kein grober Regelverstoß. Wobei ich schon sagen möchte,
dass eine noch strengere Verordnung nicht sinnvoll wäre, da dies ein
sehr enges Korsett ergeben würde. Schon jetzt jammern einige, dass es
unmöglich sei, die Werte, die gefordert werden, zu erfüllen – trotz
aller Bemühungen. Es geht eher um neue Berechnungen speziell für
Warmbecken, die festzulegen sind. In diesem Netzwerk der Auftraggeber
waren auch Wasseraufbereiter, die jetzt gefordert sind, um bei der
Lösung des Problems zu helfen. Vielleicht ist es notwendig, dass die
Industrie sich Gedanken über neue Aufbereitungsverfahren macht.“
Was sagen Sie zum strengen Bäderhygienegesetz in Österreich?
Herr Sorger: „Da hat sich schon sehr positiv gezeigt, gerade in der
Hotellerie, dass es nicht wie in Deutschland möglich ist, sich völlig
von der DIN zu entfernen und irgendetwas hinzubauen. Das ist in
Österreich nicht möglich! Ich stelle schon die Frage, ob es notwendig
ist, dass die Verordnung jedes kleine Detail festlegt. Vor allem wenn
wir die Problematik der Wirlpools betrachten, bei denen es sich gezeigt
hat, dass sie anders zu berechnen wären, als es die
Bäderhygieneverordnung vorgibt. Das heißt, die Berechnung durch die
Verordnung führt zu schlecht dimensionierten Bädern. Ein weiteres Thema
sind die Tauch- oder Kneippbecken, die oft nicht gechlort werden.“
Welche Empfehlung geben Sie abschließend den Hoteliers?
Sie sollen mit 0,7 oder 0,8 mg freiem Chlor dosieren, dann besteht nach
unten oder oben Sicherheit, auch wenn zum Beispiel die Elektrode nicht
exakt kalibriert. Meistens sind auch die Verbesserungsmaßnahmen ganz
einfach: Da die Wasserqualität in den meisten Hotels automatisch
geregelt ist, muss ich nur die Geräte kalibrieren und regelmäßig eine
Wartung durchführen, um einen funktionierenden Hygieneplan zu erstellen.
Das sind meist einfache und kostengünstige Maßnahmen.
Das gesamte Interview finden Sie auf http://www.spa-world.at
Weitere Themen der aktuellen Ausgabe sind „Alpiner Tourismus neu!“ –
Gesundheitstourismus in den Alpen sowie „Homöopathie – Zwischen Glaube &
Wirkung“ und das sehr umkämpfte Thema „Infrarottechnik“. SPA WORLD
business hat die unterschiedlichen Anbieter von Infrarottechnologie
genauer unter die Lupe genommen. „Natur- versus High-Tech-„-Kosmetik
wurde ebenfalls kritisch beleuchtet.
Mehr dazu auf der Online-Plattform SPA WORLD online unter:
http://www.spa-world.at