Cookie kocht wieder – vegetarisch

Die ganz alte Cookie-Clique erlebte an letztem Dienstag wohl ein Déjà-vu. Als der 33-jährige Clubbetreiber Cookie, alias Heinz Gindullis, sein neues Restaurant eröffnete, erinnerte das einen Teil der 120 Gäste an seine ersten kulinarischen Gehversuche. Auch vor fünf Jahren hatte er einen kleinen Raum über seinem Club in der Charlottenstraße/Unter den Linden als Speiseraum umfunktioniert. Ein paar selbst gezimmerte Sitzbänke um die Tische herumgruppiert, dazu einige schlichte Lampen und eine offene Küche aus Edelstahl, in der Freunde kochten – voilà, schon hatte man ein kleines, intimes Restaurant, das durch die illustre Gästeschar, und besonders die geheime Telefonnummer und den Nummercode am Eingang schnell zum „heißesten“ Restaurant der Hauptstadt wurde.

Später wurde das „Cookies Cream“ in den unteren Teil des Gebäudes verlegt. Es wurde größer, schicker – und auch etwas kommerzieller. Cookie stellte professionelle Köche ein, und natürlich kamen nicht mehr ausschließlich seine Freunde. Irgendwann war das Lokal so berühmt, dass viele internationale Musiker und Schauspieler auf Zwischenstopp in Berlin ins „Cookies Cream“ wollten. Und zum Schluss saß halb Charlottenburg in dem eleganten Lokal.

Nun ist das „Cookies Cream“ wieder klein. Es liegt wieder über dem Club, den Cookie im Januar in einem ehemaligen Kino neben dem „Westin Grand Hotel“ an der Friedrichstraße eröffnete.
80 Sitzplätze verteilen sich als Bänke mit weinroter Stoffbespannung über den Raum. Es gibt viel Atmosphäre, aber weder Fisch noch Fleisch.
„Ich denke, eine schmackhafte vegetarische Küche ist in Berlin noch eine Marktlücke“, sagt Cookie, der seit 25 Jahren Vegetarier ist, „die meisten vegetarischen Restaurants haben doch so ein Öko-Flair.“ Statt Kalbskopf gibt es bei ihm Kürbissuppe, und die ist raffiniert zubereitet. Durch Zitronengras und Buttermilch wird dem Kürbis die Schwere genommen, kleine Stückchen von Kürbiskrokant und Herbsttrompeten machen das Süppchen noch interessanter.

Cookies Koch hat alle Gerichte gemeinsam mit Michael Kempf, dem Sternekoch vom „Facil“, entwickelt. Und das schmeckt man.
Die Schauspielerin Nadeshda Brennicke schwärmt von der „Roten Bete in Meersalz gegart mit Curry Mumbai, Piniengnocchi und Meerretichschaum“. Eine Arbeitskollegin ist eine Weile nicht ansprechbar, weil sie so intensiv mit dem nussigen Geschmack ihrer „Parmesanknödel an Korianderkarotten“ beschäftigt ist. Das „Cous Cous mit gesalzenem Popcorn“ vereint durch das begleitende Paprika-Kartoffelkonfit und den Harissaschaum Leichtigkeit mit raffinierten Aromen.

Trotz des Partytrubels schmeckte am Eröffnungsabend alles vorzüglich. Nur die Servicemädchen hatten ihre Not mit den 120 Gästen, die zwischen den einzelnen Gängen die Plätze wechselten, weil sie alte Bekannte wieder getroffen hatten. So waren einige Esser schon mit dem Dessert fertig, als andere noch keine Hauptspeise hatten. Cookie selber half beim Auftragen der zahllosen Teller fleißig mit.
Zum Dessert können die Gäste zwischen einer „Schokoladentarte mit Orangenkompott“ und einem „Birnencrumble mit Nougatmousse“ wählen. Das waren die einzigen Speisen, die etwas schwerer ausfielen. Aber das ist ja im Cookies bekanntlich kein Problem. Später werden die Kalorien unten im Club wieder abgetanzt.

von Julia Siepmann

Cookies
Ort: Hintereingang des „Westin Grand“, Behrenstraße zwischen Komische Oper und Westin Grand, 10178 Berlin-Mitte, Telefon: geheim
br> Öffnungszeiten: Di.-Sa von 19 Uhr bis open end, So. und Mo. geschlossen
Karten: alle
Plätze: 60-70
Service: freundliche, hübsche Mitte-Mädchen, oft kommt der Chef selbst an den Tisch
Publikum: Schauspieler, Galeristen, Künstler, DJs
Fazit: Kulinarische Bereicherung für die Stadt

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