Sie steht nicht im tiefen Wald, sondern mitten auf dem Marktplatz: Die Alte Pfefferküchlerei im sächsischen Weißenberg birgt ein Museum der ganz besonderen Art. Der älteste Handwerksbetrieb eines Pfefferküchlers in Europa kann hier im Original bestaunt werden.
"1937 schenkte der letzte Meister das Fachwerkständerhaus aus dem 17. Jahrhundert mit allem Inventar der Stadt Weißenberg. So ist es ein Museum geworden", erklärt Irmgard Wenzel, die das Kleinod hütet. Sehenswert: der große Schornstein aus Holz, Stroh und Lehm, darunter der altdeutsche Backofen, der Kessel für die Honigbereitung und der häusliche Herd. Dazu die vielen, wertvollen Holzmodel, Blechausstecher, glatten und profilierten Wellhölzer, die den einstigen Formenreichtum des Pfefferkuchens erahnen lassen.
Wenzel: "Oberhalb des Thüringer Waldes fertigten die Pfefferküchler das herzhaft gewürzte Honiggebäck, den Pfefferkuchen, an. Unterhalb des Thüringer Waldes waren es die Lebzelter, in und um Aachen die Printenbäcker." In der traditionsbewussten "Alte Pfefferküchlerei" können Besucher natürlich auch nach alten Rezepten gefertigte Früchtepfeffer-kuchen kosten. Besuchszeiten: www.museum-stadt-weissenberg.de
Im eben erst erschienenen Büchlein "Die Legende vom Lebkuchen" weihen drei Engel einen in Not geratenen Nürnberger Bäcker in die Geheimnisse der Lebkuchenbäckerei ein. Tatsache: "Die erste Erwähnung einer Küchlerinnung finden wir im schlesischen Schweidnitz im Jahr 1293", erzählt die Historikerin Gesa Büchert. Nürnberg war mit 1395 deutlich später. Doch bereits im 15. Jahrhundert gehörte der Lebkuchen in Nürnberg zum Alltagsgebäck des bürgerlichen Haushalts. Nürnberger Händlern war es zudem gelungen, ein Monopol für den Gewürzhandel zu erlangen. So konnten sie in Genua und Venedig die Ladungen der großen Gewürzschiffe aus dem Orient übernehmen und sie in fast ganz Europa verkaufen, natürlich auch nach Nürnberg. "Die Vielzahl von Gewürzen war eine gute Voraussetzung für die leckeren Gewürzkuchen. Hinzu kam, dass wir um Nürnberg damals einen riesigen Wald mit vielen Bienenvölkern hatten", so Gesa Büchert.
Dies führte dazu, dass der Nürnberger Lebkuchen bereits im Mittelalter sehr beliebt war und einen hohen Bekanntheitsgrad aufwies. Der preußische Herzog Albrecht I. von Hohenzollern ließ sich Lebkuchen aus Nürnberg nach Königsberg schicken, obwohl das Gebäck in Danzig ebenfalls gefertigt wurde. Um 1840 wurde in Nürnberg erstmals eine Dampfmaschine zur Lebkuchenherstellung eingesetzt, doch die alten Rezepte blieben. "Und das ist bis heute so", weiß Büchert. Seit 1996 dürfen Lebkuchen europaweit nur dann die Bezeichnung ‚Nürnberger Lebkuchen‘ tragen, wenn sie innerhalb der Nürnberger Stadtgrenzen gebacken werden.