Döner, Pizza, Sauerkraut

Versessen auf Essen – Speisereise durch Deutschland

‚Das war eine der spannendsten Reisen, die ich je unternommen habe‘, schwärmt Gert Anhalt, der als Reporter und Korrespondent für das ZDF viel herumgekommen ist.

Aber dieser Ausflug führte ihn nicht in die Fremde – diesmal schaute der ‚Speise-reisende‘ in heimische Töpfe. Von Helgoland bis Oberstdorf spürte er ausländische Spezialitätenköche auf.

‚Da fängt es schon an, kompliziert zu werden‘, sagt Anhalt. ‚Denn die Leute, die ich da traf, das sind gar keine Ausländer. Die meisten haben seit Jahren einen deutschen Pass.‘

Unser Hunger auf exotisches Essen kennt ohnehin keine Grenzen und ein Streifzug durch Deutschlands Küchen ist wie eine kleine Weltreise.

‚Die Idee für den Film kam mir in Japan. Klar – dort gibt es auch italienische, chinesische und sogar deutsche Restaurants – aber die Gastronomie ist doch ganz überwiegend japanisch. Bei uns hingegen findet man zehn Pizzerias, fünf China-Lokale und drei Griechen, bevor man auf ein vorzeigbares deutsches Restaurant stößt.‘

Und so schulterte der bekennende Sauerkraut-Fan seine Kamera und besuchte Libanesen und Griechen, Franzosen, Inder, Chinesen, Italiener, Türken und Vietnamesen und traf unterwegs auch Pakistaner, Syrer, Nigerianer, Rumänen, Thais und Iraker – denn, stellt Anhalt fest, ‚an deutschen Kochtöpfen geht es längst zu wie bei den Vereinten Nationen‘.

Die Reise beginnt – wo sonst? – in Essen und führt über Nienburg und Helgoland nach Berlin. Von dort geht es über Leipzig, Würzburg und Calw hinunter nach Oberstdorf, wo Anhalt endlich sein Sauerkraut findet – allerdings wird dies von Herrn An aus Vietnam zubereitet, der in Deutschland politisches Asyl suchte und eine Heimat fand.

Wir treffen Leute wie den gebürtigen Libanesen Khaled Khodor, einen Feinkosthändler aus Oberhausen, der sein Geschäft mit preußischer Disziplin und einem festen Glauben an vermeintlich urdeutsche Tugenden führt. Selbst im nieder-sächsischen Nienburg experimentiert das ‚lustige Landvolk‘ im Restaurant ‚Athen‘ von Filippos Christou mit Schafskäse und Knoblauch. Helgoland ist die Wahlheimat des französischen Kochs Gerard Buron, der der hiesigen Leibspeise ‚Knieper‘ die Elemente der Haute Cuisine einhaucht.

Wir lernen Bitu und Bunty Bans kennen, zwei Brüder aus Bombay, die mit ihren indischen Restaurants die Berliner Szene beherrschen und den klassischen Einwanderertraum leben – vom Tellerwäscher zum Millionär.

Im China-Restaurant ‚Neun Drachen‘ in Leipzig erfahren wir, dass Chinesen eigentlich ganz anders essen als wir denken und treffen den jungen Herrn Hu, der noch nicht weiß, ob er ein Deutscher oder ein Chinese ist.

Würzburg ist die Geburtsstadt der deutschen Pizza, und der 85-jährige Nicolino di Camillo und seine Frau Janina erzählen von den Anfängen ihrer Pizzeria ‚Capri‘ – der ersten in Deutschland, die allerdings nur dank der amerikanischen Besatzungssoldaten ein Erfolg werden konnte.

Im beschaulichen Calw sind wir zu Gast in ‚Davids Kebab Ecke‘ bei Hayrettin Bozkurt, der zum Horror seiner Eltern den Job in der Autofabrik aufgab, um seine deutschen Landsleute mit ihrem liebsten Imbiss zu versorgen.

Und schließlich treffen wir Herrn An, der seit 15 Jahren im traditionsreichen Gasthof ‚Adler‘ in Oberstdorf Allgäuer Spezialitäten zubereitet – von Saurer Lunge bis zum Sauerbraten und natürlich Sauerkraut.

‚Die Integration scheint am Kochtopf und in der Gastronomie besser zu funktionieren als in sonst irgendeiner Branche‘, resümiert Anhalt. Denn wer in der Fremde ein Restaurant betreiben will, der muss seine Gäste genau studieren, muss ihre Sprache lernen, ihre Vorlieben und ihre Mentalität kennen.

ZDF, Dienstag, 06.11., 20:15 – 21:00 Uhr

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