Animiertes Leben – Rémy

Vielleicht musste erst eine Ratte das Kochen lernen, damit ich auf die Idee kommen konnte, ihrem Alter Ego in Stoff einen Ehrenplatz in der Nähe meines heimischen Herdes anzubieten. Hier nun werde ich ihr ganz unscheinbar ein Denkmal setzen, ist sie doch das erste – wenn auch animierte – Lebewesen, über das an dieser Stelle ein zweites Mal gesprochen wird:
Vgl.: http://gastrosophie.eu/2007/07/18/ratatouille-goes-pixar/

In der vergangenen Woche ist nun Rat-a-too-ee, wie das bekannte provenzalische Gericht im Mutterland der Burgerketten ausgesprochen wird, in unseren Kinos angelaufen. Er ist nicht nur ein kulinarisch wertvoller Film, er wird sie verwandeln und glauben sie mir: sie werden Rémy, diesen wahren Erben des Meisterkochs Auguste Gusteau in ihr Herz schließen.

Vielleicht ist das Kino durch den Animationsfilm erst wirklich zu sich selbst gelangt. Denn schließlich wird hier kein Mensch in seiner Handlung konserviert, sondern eine Figur komplett erfunden. Lachen sie nicht, manche Menschen können sich ein Leben ohne den kleinen Fisch Nemo nicht mehr vorstellen.

Rémy ist eine Ratte wie aus der Versuchsküche: Sie isst nichts graugrünliches, schlingt nicht, schwelgt gerne in Kochdüften und ist einem guten Schluck Wein gegenüber nicht abgeneigt. Die Kochshow des leider viel zu früh verstorbenen Meisterkochs Gusteau ist selbstredend ihr Pflichtprogramm, denn schließlich steckt hinter dessen Credo „Jeder kann kochen“ eine riesige Herausforderung. Besonders wenn man sich als Ratte bis in die Pariser Spitzengastronomie emporkochen möchte.

Im Handumdrehen wird Rémy direkt vor die Tür des Pariser Gourmet Tempels gespült. Doch nach Ableben des Maestros fürchtet man hier die Kundschaft ebenso wie den Gastrokritiker Anton Ego. Der überforderte Küchenchef Skinner flüchtet sich in Konservenprodukte, die Küchenbrigade fürchtet sich vor dem Gesundheitsamt und der Nachwuchskoch Alfredo Linguini hat bisher nichts produziert, außer den Schikanen seiner Kollegen.

Da muss schon eine talentierte Ratte an den Haaren Linguinis ziehen, um ihn wie eine Marionette zu formidablen Kochkünsten zu animieren. Am Ende wird nicht nur der Nachwuchskoch zum Meister seines Fachs, auch wir haben uns grundlegend geändert. Wer hätte vor dem Film gedacht, das diese beiden untrennbar voneinander sind: die Ratte und die Haute Cuisine.

Santé!

PS: Gehen sie rechtzeitig ins Kino, sonst verpassen sie den Kurzfilm vorab: „Lifted“, er ist mehr als ein kleiner Appetithappen. Dr. Nikolai Wojtko – www.gastrosophie.eu

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