Am Abend eingenommen, senkt das Hormon Melatonin den Blutdruck von
Patienten ebenso gut wie ein herkömmliches Medikament. Das hat der
Hirnforscher Ruud Buijs vom Netherlands Institute for Brain Research
in Amsterdam herausgefunden. Melatonin stärkt demnach die Rhythmen
der inneren Uhr, die als Taktgeber dem Organismus hilft, zwischen Tag
und Nacht zu unterscheiden, die Organfunktionen zu steuern und die
Leistungsfähigkeit zu regeln. Auf ähnliche Weise half Dieter Kunz von
der Psychiatrischen Klinik der Berliner Charité Patienten mit
krankheitsbedingt reduziertem REM-Schlaf: „Melatonin kann – zur
rechten Zeit und unter ärztlicher Kontrolle verabreicht – eine
gestörte innere Rhythmik normalisieren.“
Über die neuen Erkenntnisse der Chronobiologie berichtet die
aktuelle Ausgabe des Magazins GEO WISSEN zum Thema „Zeit“. Forscher
finden mehr und mehr viele Indizien dafür, dass eine aus dem Takt
geratene innere Uhr ein frühes Alarmsignal für Stoffwechselleiden
sein kann. „Moderne Menschen haben oft schlecht synchronisierte
innere Rhythmen und schlafen im Durchschnitt etwa eine Stunde weniger
als vor 20 Jahren“, sagt Anna Wirz-Justice, Leiterin des Zentrums für
Chronobiologie der Universität Basel gegenüber GEO WISSEN.
„Vielleicht sind viele unserer so genannten Zivilisationskrankheiten
langfristige Folgen eines Lebens gegen die innere Uhr.“