Bio Obst und Gemüse gegen nicht-bio

Die Qualität von Obst und Gemüse in Deutschland wird immer besser. Zum einen boomt der Markt der Bio-Produkte, zum anderen setzen Bauern in der konventionellen Landwirtschaft immer weniger Pflanzenschutzmittel ein. „Vor 15 Jahren brachten deutsche Landwirte im Durchschnitt fünf Kilogramm Pflanzenschutzmittel pro Hektar aus – heute sind es dank neuer Wirkstoffe und effizienteren Dosierungstechniken nur noch halb so viel“, erklärt Hannelore Schmid vom Industrieverband Agrar. Das Magazin Reader’s Digest vergleicht in seiner Oktober-Ausgabe beide Herstellungswege und geht dabei der Frage nach, ob Bio-Produkte auch wirklich gesünder sind.

Umstritten ist unter Wissenschaftlern, ob es Unterschiede im Vitamingehalt gibt. „Etliche Studien deuten darauf hin, dass biologisch erzeugtes Blattgemüse reicher an Vitamin C und Antioxidanzien ist“, betont Alberta Velimirov vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau Österreich. Andere Experten widersprechen dem. „Aus ernährungsphysiologischer Sicht besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen bio und nicht-bio“, meint Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und gibt deshalb folgenden Rat: Beim Einkauf das Obst und Gemüse der Saison und aus der Region auswählen, es erntefrisch verzehren und eine lange Lagerung vermeiden, da sonst wichtige Vitamine und Mineralstoffe verloren gehen.

Nach einer Studie des Bundeslandwirtschaftsministeriums greift inzwischen jeder fünfte Deutsche häufig zu Bio-Produkten, in Österreich sind es gar 62 Prozent, die ein bis zwei Mal pro Woche Bio-Lebensmittel kaufen. Obwohl diese Ware teurer ist als die konventionell hergestellte, boomt der Markt der Bio-Produkte: In Österreich haben sie inzwischen einen Marktanteil von knapp sechs Prozent, in Deutschland sind es bisher nur drei Prozent. „Aber der Umsatz wächst seit 2003 rasant – im vergangenen Jahr um 18 Prozent“, sagt Antje Kasbohm von der Zentralen Marktberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft gegenüber Reader’s Digest. Die Gründe dafür: Die Verbraucher wollen Schadstoffe in der Nahrung vermeiden, sich gesund ernähren und regionale Produkte fördern.

Was viele Kunden freilich nicht wissen: Ein Teil des in Deutschland verkauften Bio-Obstes und -Gemüses stammt aus dem Ausland und dabei vor allem aus Italien, Spanien und den Niederlanden. Die Richtlinien beim Import der Bio-Ware sind zunächst einmal genauso streng wie für konventionell hergestellte Produkte. „Die in der EU gültigen Höchstmengen für Pestizide in Lebensmitteln beispielsweise sind so gering, dass selbst dann keine Gefahr für die Verbraucher besteht, wenn tatsächlich einmal ein Wert geringfügig überschritten würde“, beruhigt Jürgen Kundke vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung.

Bio-Gemüse und -Obst unterliegen zusätzlich zu den allgemeinen Schadstoffrichtlinien auch den strengen Vorschriften der EU-Öko-Verordnung. Sie untersagt den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie von Kunstdünger. Überwacht wird die Einhaltung dieser Vorschriften von staatlich autorisierten Kontrollstellen.

Fakt ist auch: Alle Landwirte, auch die Bio-Bauern, kommen nicht ganz ohne Pflanzenschutz aus. Unterm Strich verwenden Bio-Produzenten aber nicht nur andere, sondern auch deutlich geringere Mengen an Pflanzenschutzmitteln. „Bei unseren Tests stellen wir regelmäßig fest, dass Bio-Produkte weniger mit Pestiziden belastet sind als Produkte aus konventionellem Anbau“, bestätigt Janine Schwarzkopf, Lebensmittelchemikerin bei der Stiftung Warentest.

Dies belegen auch die Erhebungen der Untersuchungsämter in Baden-Württemberg: Im Schnitt waren in den vergangenen fünf Jahren nur 12 Prozent des untersuchten konventionell erzeugten Obstes, aber 73 Prozent des Bio-Obstes frei von Pestizid-Rückständen. Beim Gemüse war die Situation ähnlich.

Grundsätzlich gilt jedoch: Obst und Gemüse sollte man stets gründlich und unter fließend warmem Wasser abspülen oder abreiben. Die Begründung dafür nennt Stiftung-Warentest-Expertin Schwarzkopf: „Die Rückstände, die dennoch bleiben, setzen sich meist an der Schale ab.“

Die Oktober-Ausgabe von Reader’s Digest ist ab sofort an zentralen Kiosken erhältlich.

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