Nichtklebender Kaugummi erfunden

Ausgespuckte Kaugummis machen
Stadtverwaltungen und Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel das Leben
schwer, denn die Süßwaren haben die Eigenschaft, dass sie sich nur unter
schwierigsten Bedingungen entfernen lassen. Eine neue Substanz im
Kaugummi soll nun Abhilfe schaffen: Der Clean Gum vom Forscherteam um
Terence Cosgrove von der Universität Bristol http://www.bristol.ac.uk
hat die Eigenschaft, dass er sich leicht ablösen lässt. Die
Forschungsergebnisse wurden beim BA Festival of Sciences
http://www.the-ba.net in York vorgestellt.

Der Hersteller Revolymer http://www.revolymer.com , ein
Spin-out-Unternehmen der Universität Bristol hat umfangreiche Tests mit
dem neuentwickelten Kaugummi auf verschiedenen Oberflächen wie etwa
Straßenbelag, Teppichböden, Schuhen und sogar Haaren durchgeführt. Die
Untersuchungen haben deutlich gezeigt, dass sich der Clean Gum in den
meisten Fällen innerhalb von 24 Stunden so zersetzt hatte, dass er sich
leicht ablösen ließ.

Hinter dem neuen Kaugummi steckt ein chemisches Geheimnis: Lange
Molekülketten, so genannte Polymere, die sowohl hydrophile als auch
hydrophobe Eigenschaften aufweisen. Das sei in mehrfacher Hinsicht gut,
denn einerseits lasse sich das Polymer deshalb leicht mit den üblichen
Zutaten eines Kaugummis vermengen, andererseits bewirke das hydrophile
Verhalten eine Verringerung der Adhäsion, erklärt Cosgrove, der auch
wissenschaftlicher Leiter von Revolymer ist. „Die
Bezeichnung klebefreier Kaugummi ist nicht ganz richtig, denn es handelt
sich um einen Kaugummi mit verringerter Adhäsionskraft“, betont der
Forscher.

„Die hydrophile Beschichtung sorgt dafür, dass sich um die Kaumasse
immer ein dünner Film von Wasser bildet. Das ist schließlich auch der
Grund, warum er sich so leicht entfernen lässt, beziehungsweise auf
manchen Oberflächen gar nicht haftet“, erklärt der Wissenschaftler. Dem
Clean Gum fehlen bis jetzt noch die notwendigen europäischen
Gesundheits- und Sicherheitstests. „Dazu muss nämlich das Polymer als
Lebensmittel akzeptiert werden. Erst dann können wir ihn verkaufen.“ Das
dürfte aber nach Ansicht des Forschers kein großes Problem sein. Ersten
Tests zufolge ist der neue Kaugummi mit derzeit am Markt befindlichen
Produkten sowohl im Geschmack als auch in der Textur vergleichbar.

Im kommenden Jahr soll der Clean Gum bereits in den Geschäften angeboten
werden. Ob Cosgrove mit den großen Süßwarenherstellern in Kooperation
treten wird, ist noch nicht klar. Er sei für alles offen. „Wir haben
aber deutlich gesehen, dass das Interesse etwas Neues anbieten zu
können, sehr groß ist“, erklärt Cosgrove.

Ausgespuckte Kaugummis verursachen in den Städten große Schäden und
sorgen für explodierende Reinigungskosten. Allein in der City of
Westminister fallen jährlich Kosten in der Höhe von 150.000 Euro nur für
die Beseitigung der klebrigen Süßigkeiten an, berichtet BBC-Online. Auch
der Stadtstaat Singapur, Vorreiter in Sachen Sauberkeit, hat den Import
und den Verkauf von Kaugummis deshalb verboten. Vandalen haben mit
ausgekauten Kaugummis das gesamte High-Tech-U-Bahn-System für Stunden
lahm gelegt, weil sie die Überreste der Kaumasse in die Reflektoren der
Tür-Lichtschranken geklebt hatten. Daraufhin hat man kurzerhand
jegliches Kauvergnügen untersagt. Wer dennoch seine süßen Kaugummireste
ausspuckt, dem drohen hohe Geldstrafen. (Wolfgang Weitlaner)

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