Dreckigste Plätze der Welt: China, Indien und Russland führen Feld an

Blacksmith-Institute kürt die „Dirty Ten“ der Umweltverschmutzung
Umweltverschmutzung tötet jährlich Millionen Menschen

Einmal jährlich wird die „Liste
des Schreckens“ – die Top-Ten der weltweiten Umweltverschmutzung von der
US-Umweltorganisation Blacksmith Institute
http://www.blacksmithinstitute.org erstellt. Auch in diesem Jahr liegen
acht der „Dirty Ten“ in Asien. Vier Hot-Spots sind neu hinzugekommen.

China, Indien und Russland führen die traurige Weltrangliste der am
stärksten verschmutzten Plätze der Welt an. Unter den Spitzenreitern
liegt immer noch das ukrainische Tschernobyl, Schauplatz des bisher
schlimmsten Atomunfalls in der Geschichte der Kernenergie-Gewinnung.
Neu
hinzu gekommen ist Sukinda in Indien , wo zwölf Chromerzminen ohne jede
Umweltschutzmaßnahme arbeiten. Millionen Tonnen verschmutztes Gestein
landen dadurch in der Umwelt und am Fluss Brahmani, in den auch das
unbehandelte Abwasser der Minen fließt. Der Brahmani ist der einzige
Fluss und damit auch Trinkwasserquelle für die Bewohner dieser Region.
Auch neu in der Liste ist die indische Stadt Vapi Indien, in einem 400
Kilometer breiten Industriegürtel im Bundesstaat Gujarat. Hier arbeiten
mehr als 1.000 Fabriken, die unter anderem Petrochemikalien, Pestizide,
Arzneimittel, Textilien, Bleichstoffe, Düngemittel, Lederprodukte und
Farben herstellen.

Wie im Vorjahr sind Norilsk und Dscherschinsk – zwei Städte, die
Altlasten der ehemaligen Sowjetunion zu tragen haben – immer noch dabei.
In Dscherschinsk wurden früher chemische Waffen und andere toxische
Substanzen hergestellt. Wie sehr die Verschmutzung hier das Leben der
Menschen beeinflusst, zeigt sich an der durchschnittlichen
Lebenserwartung, die bei Männern bei 42, bei Frauen bei 47 Jahren liegt.
In Norilsk, einer Industriestadt, die als Arbeitslager in Sibirien
gegründet wurde, herrscht seit November 2001 Besuchsverbot für
Ausländer. Hier ist die Luft erfüllt von Strontium-90, Caesium-137,
Schwefeldioxid, Schwermetallen und allerlei anderen Substanzen, die der
menschlichen Gesundheit nicht zuträglich sind.
Auch das diesmal neu
hinzugekommene Sumgait – im heutigen Aserbaidschan – trägt die Altlasten
der Sowjetunion: Hier hat man billigst Chemikalien für die Industrie und
die Landwirtschaft hergestellt. Die Krebsrate in der Stadt liegt um 22
bis 51 Prozent höher als im landesweiten Durchschnitt.

Chinas dreckigste Städte sind Linfen und Tianjin. Linfen, im Zentrum der
Provinz Shanxi, ist Zentrum der Kohle-, Teer- und Stahlindustrie. Für
die Bewohner bedeutet dies: Belastungen durch die Gifte Arsen und Blei
sowie Kohlenmonoxid, Stickoxide und flüchtige organische Verbindungen.
Linfen gilt als das Herz von Chinas riesiger und expandierender
Kohleindustrie. Tianjin – neu in der Liste – ist vor allem für die
Bleiproduktion bekannt. Die Hälfte der gesamten chinesischen Produktion
stammt aus dieser Stadt, die unter den Folgen der
Schwermetall-Verarbeitung leidet. Die durchschnittliche
Bleikonzentration in der Luft und im Boden beträgt das 8,5- bzw.
Zehnfache der internationalen Grenzwerte.

In der peruanischen Anden-Stadt La Oroya hat fast jedes Kind viel zu
viel Blei im Blut. Der Grund dafür sind reiche Blei-, Kupfer-, Zink- und
Silber-Vorkommen. Der Abbau von Eisenerzen in Kabwe, der zweitgrößten
Stadt der Republik Sambia, sorgt dafür, dass die Menschen Blei und
anderen Schwermetall-Belastungen ausgesetzt sind. Kabwe ist damit die
schmutzigste Stadt Afrikas.

In den Top-Ten der schmutzigsten Städte leben insgesamt mehr als zwölf
Mio. Menschen. „Es ist erwiesen, dass Kinder, die in diesen Regionen
leben, krank sind und an den Folgen der Umweltverschmutzung sterben.
Dabei ist keine großartige Wissenschaft nötig, um diese Zustände zu
verändern“, meint Richard Fuller, Gründer und Direktor des Blacksmith
Institute. „In diesem Jahr gab es zwar mehr Medien-Berichte über
Umweltverschmutzung. Aber es gab viel zu wenige Handlungen, die diese
Katastrophen aufhalten und stoppen.“ Es fehle immer noch an geeigneten
Aktionen und Programmen. „Wir müssen endlich aufwachen und tätig
werden“, so Fuller. (Wolfgang Weitlaner)

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