Gesunde Ernährung statt salzarmer Kost

Mit dem Ratschlag, sich salzarm zu ernähren, lässt
sich dem Bluthochdruck nicht beikommen. Es ist zudem fraglich, ob
eine salzarme Ernährung tatsächlich gesund ist und nicht
möglicherweise sogar die kardiovaskulären Risiken noch verstärkt.
Sinnvoller als eine Salzrestriktion zu propagieren, ist es deshalb,
Hochdruckpatienten und darüber hinaus die gesamte Bevölkerung zu
einer ausgewogenen gesunden Ernährung zu motivieren – so das Fazit
bei einer Expertentagung auf Einladung der European Salt Producers‘
Association (EuSalt) in Paris.

Schon seit Jahrzehnten wird laut Professor Dr. Tilman Drüeke,
Paris, eine Beziehung zwischen der Höhe des Salzverzehrs und der Höhe
des Blutdrucks angenommen. Kontrollierte prospektive Studien zur
Klärung des Zusammenhangs aber fehlen und sind zudem kaum
durchführbar. „Es gibt lediglich Beobachtungsstudien und die haben
widersprüchliche Ergebnisse“, erklärte der Mediziner in Paris. Ein
Grund hierfür könnte laut Drüeke die Tatsache sein, dass die
Salzempfindlichkeit von Mensch zu Mensch recht unterschiedlich sein
kann.

So wenig wie nach seinen Worten vorhergesagt werden kann, ob eine
Beschränkung der Salzzufuhr sich im Einzelfall senkend auf den
Blutdruck auswirkt, so wenig ist sicher, dass die Salzbeschränkung
nicht möglicherweise sogar negative Konsequenzen hat.

Dem pflichtete in Paris Privatdozent Dr. Jens Titze,
Erlangen-Nürnberg, bei. „Die Reaktion des Körpers auf Änderungen der
Salzzufuhr ist komplexer als es auf den ersten Blick erscheint“,
mahnte der Nephrologe. Wie viel Salz der Körper benötigt, um den
Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt in Balance zu halten, ist nach
seinen Angaben auch vom Lebensstil abhängig. Unter normalen
Bedingungen kontrollieren die Nieren den Natriumgehalt des Organismus
und halten dabei auch den Flüssigkeitshaushalt konstant. Konkret
bedeutet dies jedoch, dass gesunde Menschen überschüssiges Salz
problemlos über die Nieren ausscheiden.

Der Körper verfügt nach Titze darüber hinaus offenbar über einen
speziellen Salzspeicher. So können Tierversuchen zufolge nicht
unerhebliche Salzmengen in der Haut gespeichert werden, ohne
osmotisch aktiv zu werden, also ohne dass eine Flüssigkeitsretention
erfolgt. Die Salzspeicher können wahrscheinlich als Puffer dienen und
auch in Zeiten salzarmer Kost für eine gewisse Zeit eine ausreichende
Versorgung mit dem lebensnotwendigen Mineralstoff gewährleisten.

Vor diesem Hintergrund ist es laut Drüeke wenig sinnvoll, generell
eine Salzrestriktion zu propagieren. „Wir wissen eigentlich gar
nichts über die unbeabsichtigten Konsequenzen einer salzarmen Diät“,
mahnte der Mediziner. Weit vernünftiger ist aus Sicht von Professor
David A. McCarron, Davis/Kalifornien, ein verstärktes Engagement für
eine allgemein gesunde Ernährung, also für eine fettarme Kost und den
Verzehr von reichlich Früchten und Gemüse.

So nämlich lässt sich, so McCarron, nicht nur Einfluss auf den
Blutdruck nehmen sondern auf eine ganze Reihe anderer
kardiovaskulärer Risikofaktoren. Der durch eine allgemein gesunde
Ernährung zu erzielende Effekt dürfte größer sein als bei einer
reinen Salzrestriktion und er dürfte sich, anders als die
Salzrestriktion, zweifelsohne in einer eindeutigen Reduktion der
Herz-Kreislauf-Sterblichkeit und auch der allgemeinen Sterblichkeit
niederschlagen.

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