Das Paris von RATATOUILLE

Das Paris von RATATOUILLE: eine atemberaubende neue Sicht auf die Stadt der Lichter

Paris ist sicher die Stadt, die am häufigsten fotografiert und gemalt wurde, über die am meisten geschrieben und von der am meisten geträumt wird. Paris ist die Stadt, die überall auf der Welt verehrt wird – aber RATATOUILLE schafft es, einen völlig neuen Blick auf diese Stadt zu werfen. Die Filmhandlung findet auf zwei sehr unterschiedlichen, aber dennoch zauberhaften Seiten von Paris statt: einerseits in der ätherischen, charmanten und urbanen Welt der Restaurants und Cafés, andererseits im komplizierten, mysteriösen und beinahe industriellen Reich unter den Straßen, wo Djangos pelzige Familie sich häuslich eingerichtet hat.

„Wir haben Paris schon aus allen möglichen Perspektiven gesehen, aber noch nie aus der Sicht einer Ratte“, stellt Brad Bird fest. Um diese ungewöhnliche Vision wahr werden zu lassen, arbeitete der Regisseur eng mit dem Produktionsdesigner Harley Jessup zusammen, der sich einer der aufregendsten Missionen stellte, die sich ein Designer für Trickfilme vorstellen kann: Er sollte nicht nur die Essenz der Lichter der Stadt in eine CG-Welt destillieren, sondern darüber hinaus eine Landschaft erschaffen, die weniger Hintergrund als vielmehr ein eigener Charakter ist, der Leidenschaft und Leben in die Welt von Remy haucht.

Natürlich begann Jessup zusammen mit der für die Beleuchtung zuständigen Chefkamerafrau Sharon Calahan mit einer Recherche-Reise nach Frankreich. „Wir haben vor allem auf die Farben, Formen und Oberflächen geachtet“, bringt Jessup ihre Beobachtungen auf den Punkt. „Dies inspirierte uns dazu, eine völlig andere Farbpalette als jemals bei einem Animationsfilm zuvor zu nutzen. Wir haben bemerkt, dass Paris in großen Teilen diese klassische, steinige Qualität besitzt, die dann mit farbigen Akzenten unterstrichen wird. Wir haben zum Beispiel eine Frau in einem roten Mantel gesehen, und dieser Mantel strahlte förmlich vor einer grauen Mauer – solche Dinge wollten wir in unserem Film haben. Darum ist unsere Farbpalette kleiner als in jedem anderen Pixar-Film. Es war ein bisschen furchteinflößend, denn normalerweise sind Trickfilme farbenprächtig und die Farben werden als Akzente gesetzt. Aber ich denke, die Reduktion von Farben kann einen Film ebenso kraftvoll machen.“

Was die Schnörkel angeht, waren Jessup und sein Team weniger zurückhaltend. „Wir wollten ein klassisches, märchenhaftes Paris zeigen“, sagt er. „Es ist schon so eine magische Stadt, aber wir haben all die Türme und Kuppeln ein bisschen mehr hervorgehoben, um den zauberhaften Aspekt von Paris zu akzentuieren.“

Obwohl viele Schauplätze des Films schon von Natur aus wundervoll aussehen, schuf Jessup einige der legendären Orte von Paris behutsam neu, unter anderem die Pont Alexandre III., die wunderschöne, mit Bögen und Laternen gesäumte Brücke über die Seine, auf der Linguini und Remy ihre ungewöhnliche Partnerschaft besiegeln. „Dieser Moment ist sowohl für Linguini als auch für Remy emotional ein Tiefpunkt, darum wollte Brad, dass er vor einer besonders dramatischen Szenerie an der Seine spielt, mit der düsteren Kathedrale von Notre-Dame im Hintergrund“, erläutert Jessup. „Wir haben versucht, das so authentisch wie möglich wiederherzustellen.“

Selbst der viel gepriesene Pariser Himmel beeinflusste das Produktionsdesign. „Der französische Himmel hat einen ganz besonderen Look, darum wurde auch der Impressionismus in Frankreich geboren“, bemerkt Jessup. „Das Licht dort hat eine wunderschöne, leicht neblige Qualität, und wir haben versucht, dies für die Szenen, die im Freien spielen, zu übernehmen.“

Als es an die Recherchen für die unterirdische Welt von Remy und seiner Familie ging, stieg Jessup buchstäblich ins Innere von Paris hinab – in das berühmte Abflusssystem unter der Stadt, das Napoleon angelegt hatte. „Wir haben das System und die Katakomben erforscht, ebenso die verfallenen Tunnel, in denen die Kalksteine so zusammengesetzt wurden, dass sich diese berühmten Strukturen ergaben“, erinnert sich Jessup. „Es war eine Reise voller Gegensätze – tagsüber krochen wir in den Abwasserkanälen herum, abends dinierten wir in den feinsten Restaurants. Aber darum geht es ja auch im Film: Eine Ratte wie Remy hat eigentlich in der Welt der Menschen nichts verloren, aber dennoch versucht sie, sich darin zurechtzufinden.“

Jessup stellte fest, dass die realen Kanäle etwas zu düster und eng für seine Vorstellungen waren, darum änderte er sie in seinem Design leicht ab. „Wir wollten ein etwas größeres, dramatischeres Gefühl erzeugen“, erklärt er. „Gleichzeitig sollten die Kanäle aber nicht zu groß wirken. Wir haben einige der klassischen Formen aus der menschlichen Welt als Basis genutzt, allerdings in einer etwas roheren Form – sozusagen in einer matschigen, algenbesetzten Form. Außerdem haben wir Rattenlager geschaffen, um den Charakter von Zigeunerlagern zu simulieren. Die zweckentfremdeten Stoffe oder französischen Weinkisten, die sie benutzen, und die Lagerfeuer, an denen sie sitzen, rufen ein sehr warmes, vertrautes Gefühl hervor.“

Remys Familie nutzt ihre Umwelt auf sehr clevere, kreative Art. Besonders Jessup war begeistert von der Möglichkeit, die behelfsmäßigen Boote zu konstruieren, mit denen die Ratten vom französischen Land flüchten und in einen Sturm geraten. „All die kleinen Boote sind aus Objekten gefertigt, die sie irgendwo gefunden haben“, schmunzelt Jessup. „Sie sind aus Fässern und Dosen und Teetassen gemacht, das war ein Riesenspaß.“

Bei der Herstellung der Stromschnellen, in die die Ratten bei ihrer rasanten Wasserfahrt geraten, kamen Effekte ins Spiel. „Rein technisch ist es immer sehr heikel, mit sich bewegendem Wasser zu arbeiten“, sagt der Effects Supervisor Apurva Shah. „Wir haben viel Arbeit in die Konstruktion der ganzen Umgebung des Flusses und der Dynamik mit dem Regen, dem Fluss und dem Exodus der Ratten gesteckt. In den letzten Jahren wurde viel Mühe in die Simulation und die realistische Darstellung von Wasser gesteckt, davon haben wir profitiert.“ Um ein authentisches Gefühl für Stromschnellen zu bekommen, haben Shah und sein Team sogar einen Trip auf dem Class III American River bei Sacramento unternommen.

Das pièce de resistance für Jessup war allerdings das Design jenes Ortes, an dem Remy erstmals auf den Geschmack kommt, was es bedeuten könnte, wenn sein Traum wahr wird: die Küche im „Gusteau’s“. „Das Design der Küche entwickelte sich über den Zeitraum von rund zwei Jahren“, sagt er. „Wir haben eine Menge echt französischer Restaurantküchen besucht und von jeder spezielle Referenzen mitgenommen. Der größte Unterschied ist, dass unsere Küche sehr offen ist, denn die meisten realen Küchen bestehen aus einer Reihe schmaler, miteinander verbundener Räume, was zu unseren Ansprüchen nicht passte. Aber wir haben die einzelnen Bereiche, in denen gebacken, Fisch zubereitet oder Fleisch angebraten wird oder die kalten Speisen vorbereitet werden, beibehalten, insofern brauchten wir einen ziemlich großen Raum.“

Dieser Raum wird zur Szenerie für reichlich komödiantisches Chaos, wenn Remy ihn betritt. Dies wurde zur Herausforderung für die Kameramänner. Obwohl es Remy liebt zu kochen, ist die Küche voller Gefahren, denen er ständig ausweichen muss: Er fällt in Töpfe oder in das Waschbecken voller Abwaschwasser, und daraus ergibt sich die physische Comedy im Film. Robert Anderson, Chefkameramann, sagt: „Die Kamera hetzt oftmals herum, so wie in der Küche gehetzt wird. In einigen Szenen kocht Remy in seiner eigenen Welt, und da ist die Kameraführung andächtig und fließend, wenn er eine wundervolle Mahlzeit vorbereitet. Und dann plötzlich, als Remy in der Küche entdeckt wird, verfolgt ihn die Kamera auf seiner Flucht, die Menschen werfen mit Dingen nach ihm, er wird beinahe überfahren und in einen Ofen geschleudert. Und die Kamera ist immer ganz nah an ihm dra
n.“

Der Gastraum im Gusteau war ebenso wichtig für den Look des Films. Sein Look wurde inspiriert von verschiedenen berühmten Restaurants in Paris, unter anderem dem Guy Savoy, Taillevent, La Tour d’Argent und Le Train Bleu, dem beliebten Belle-Epoque-Restaurant im Bahnhof Gare de Lyon, das für sein großartiges eklektizistisches Dekor ebenso bekannt ist wie für seine klassische Küche.

„Wir haben uns von etlichen Restaurants inspirieren lassen – aber das „Gusteau’s“ ist das verspielteste von allen“, gibt Jessup zu. „Es ist voll mit gewaltigen, imposanten Bögen, Deckenverzierungen und dicken roten Stoffen … es wirkt in seiner Größe fast wie ein Palast, und das macht es zum perfekten Schauplatz für den winzig kleinen Remy, der dort Küchenchef werden will.“

Alles über diesen lustigen Restaurant – Film:
https://gourmet-report.de/keyword/ratatouille/

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