Chinas Speisekarten: Aus für anrüchige Beschreibungen –
„Jungfrau-Hühnchen“ und „Gedämpfter Mist“ für Olympia 2008 unerwünscht
Hungrige Sportfans werden im kommenden
Jahr beim Aufenthalt in China nicht mehr zwischen „Jungfrau-Hühnchen“
(Virgin Chicken) und „Gedämpftem Mist“ (Steamed Crap) entscheiden
müssen. Die chinesischen Behörden haben nämlich angekündigt, mehr als
2.700 Gerichte und Getränke, die anrüchige oder gar bizarre Namen
tragen, neu zu übersetzen. Insbesondere falsche Übersetzungen ins
Englische müssen verschwinden, berichtet die Chinesische
Nachrichtenagentur Xinhua http://www.chinaview.cn/ .
Bisher sind Reisende durch Namen wie etwa „Jungfrau-Hühnchen“ – darunter
versteht man ein Geflügelgericht aus jungen Hühnern – oder „Verbrannte
Löwenköpfe“ – damit sind chinesische Schweinefleischklösse gemeint –
verunsichert worden. Das Beijing Tourist Board hat eine Liste mit
insgesamt 2.753 solcher Namen erstellt, die so zu sagen olympiareif
werden müssen. Von der Speisekarte verschwinden sollen danach auch der
„Gedämpfte Mist“ (eigentlich gedämpfter Karpfen) und „Der Tempel
explodiert den Hühnerwürfel“ (Kung Pao Hühnerfleisch). „Diese
Übersetzungen verunsichern oder entsetzen fremde Gäste und führen dazu,
die chinesische Küche falsch zu verstehen“, so Xinhua.
Zudem sollen auf den Speisekarten und Schildern schlechte oder falsche
Übersetzungen ins Englische bald der Vergangenheit angehören. Gemeint
sind dabei Ausdrücke im so genannten „Chinglish“ – einer Mischform
beider sprachen. Dazu wird das Beijing Municipal Foreign Affairs Office
an einer einheitlichen Übersetzung arbeiten. Für die neuen Speisekarten
bedeutet dies, Speisen zukünftig nach einer von vier Kategorien zu
benennen. Möglich sind Zutaten, Kochmethode, Geschmack oder der Name
einer Person oder eines Platzes. Demnach heißt ein Gericht mit Pilzen
und Entenfüßen zukünftig „Mushroom-Duck’s Foot“. Andere Beispiele sind
etwa „Fish Filets in Hot Chili Oil“ oder „Crispy Chicken“. Das
Fremdenverkehrsamt fragt derzeit auch die Öffentlichkeit nach ihrer
Meinung zu den Übersetzungen. Wenn eine endgültige Entscheidung gefallen
ist, soll diese in allen Restaurants im Reich der Mitte in dieser Weise
Verwendung finden.
Um den ausländischen Gästen zu gefallen, putzt sich die Hauptstadt des
Reichs der Mitte nun auf. Die Bewohner Beijings erhalten zudem auch
Unterricht, was die Etikette anlangt: Ungebührliches Benehmen wie etwa
Spucken, Dreck auf die Straße zu werfen und rücksichtsloses Autofahren
werden in Zukunft unter Strafe gestellt. Wolfgang Weitlaner