Air Berlin: Wachstum kostete Geld

Die Schwäche der Luftfahrtbranche im 2. Quartal 2007 ist auch an Air Berlin nicht spurlos vorübergegangen. „Wir haben zwar nicht alle Erwartungen erfüllt, dafür aber eine solide Basis für weiteres Wachstum geschaffen“, erklärte Joachim Hunold, der Vorstandsvorsitzende der Air Berlin PLC, am Mittwoch in Berlin anlässlich der Vorlage des Ergebnisses für das zweite Quartal 2007. Der wetterbedingte Nachfragerückgang vor allem im Monat April habe zu einem aggressiven Wettbewerb in der Branche und damit zu einem Preisverfall geführt. Inzwischen sei man jedoch wieder auf einem guten Weg und könne durchaus optimistisch in die Zukunft schauen.

Wochenlanger strahlender Sonnenschein in Deutschland und Dauerregen rund ums Mittelmeer hatten zu Beginn des 2. Quartals zu signifikanten Erlösrückgängen vor allem für die Fluggesellschaften geführt, die auch im touristischen Geschäft aktiv sind. Obwohl der Charteranteil von Air Berlin nur noch 37 Prozent vom Umsatz beträgt, schlugen die Buchungsrückgänge bei den Reiseveranstaltern voll auf das Unternehmen durch. Aber auch viele der sonst üblichen Spontan-Buchungen von Individualreisenden blieben im April aus. Hunolds Fazit: „Die Auslastung unserer Jets hielt nicht mit dem gestiegenen Angebot Schritt.“

Die Kapazitätserhöhungen seien jedoch nötig gewesen, weil man sich für die Zukunft Marktanteile sichern und keine Slots an regulierten Flughäfen verlieren wollte. Das sei mit der Steigerung der Passagierzahl um 11,8 Prozent von 5,35 Millionen (Q2/06) auf 5,98 Millionen (Q2/07) auch gelungen. Dabei sei allerdings die Auslastung von 78,36 auf 77,81 zurückgegangen. Parallel dazu sei die Sitzplatzkapazität um 12,4 Prozent gestiegen. Im Halbjahresvergleich erhöhte sich die Passagierzahl ebenfalls um 11,8 Prozent: von 9,08 Millionen auf 10,15 Millionen Gäste. Dabei habe sich die Kapazität um 10,6 Prozent und die Auslastung um 0,72 Prozentpunkte erhöht. Der Umsatz pro angebotenem Sitzplatzkilometer (ASK) verringerte sich im 2. Quartal von 6,27 Eurocent auf 5,93 Eurocent (-5,4%). Über das Halbjahr betrage der Rückgang jedoch nur -1,7 Prozent: er sank von 5,97 auf 5,87 Eurocent. Das seien im Branchenvergleich durchaus noch annehmbare Werte, betonte Hunold.

8,7 Prozent mehr Flugumsatz im Halbjahr

Der Flugumsatz erhöhte sich im 2. Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 4,8 Prozent von 487 auf 510,5 Millionen Euro. Im Halbjahresvergleich stieg er um 8,7 Prozent: von 784,1 auf 852,7 Millionen Euro. Die Zusatzerlöse pro Passagier erhöhten sich im ersten Halbjahr 2007 von 2,91 auf 3,54 Euro. Insgesamt sei der Halbjahresumsatz um 7,1 Prozent von 859,6 auf 920,5 Millionen Euro gestiegen.

Das EBITDAR (Ergebnis vor Leasingkosten, Abschreibungen, Zinsen und Steuern) sei im Q2/07 mit 104 Millionen Euro annähernd gleich hoch wie im Vorjahr (104,3 Mio. Euro). Im Halbjahresvergleich habe man eine Steigerung um 26,2 Prozent von 86,8 auf 109,5 Millionen erreicht. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sei bei Gegenüberstellung der zweiten Quartale 2006 und 2007 jedoch um 47,4 Prozent von 44,7 auf 23,5 Millionen Euro gesunken. Unter Einbeziehung der in der Luftfahrt traditionell schwachen ersten Quartale sei die EBIT-Marge gegenüber dem Halbjahr 2006 annähernd gleich geblieben (-3,8% zu -4%). Der Nettogewinn im 2. Quartal 2007 belief sich auf 12,1 Millionen Euro. Das entspricht 2,2 Prozent vom Umsatz. Im Vorjahresquartal wurden 30,1 Millionen Euro erreicht. Im Halbjahresvergleich beträgt das Nettoergebnis -29,3 Millionen Euro.

Planungssicherheit bei den Personalkosten

Während man sowohl im Quartals- als auch im Halbjahresvergleich Kosteneinsparungen von 4,07 bzw. 3,57 Prozent auf dem EBITDAR-Level erzielt habe, seien vor allem die Kosten für Wet-Leases im 1. Halbjahr um 19 Millionen Euro gestiegen. Man habe Flugzeuge mit Personal anmieten müssen, weil die geplante Auslieferung von Dry-Lease-Maschinen nicht rechtzeitig erfolgt sei. Dieser Faktor sei eine der wesentlichen Stellschrauben für die zukünftige Verbesserung des Ergebnisses. Für das Gesamtjahr 2007 peilt Air Berlin ein EBIT oberhalb dem des Vorjahres (64 Millionen Euro) an.

„Die lange Dauer des Genehmigungsverfahrens zur LTU-Übernahme hat das Schöpfen von Synergien in diesem Jahr leider weitgehend verhindert; das hat uns unter dem Strich runde 30 Millionen Euro gekostet“, erklärte Air Berlin-Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer. Dem Kartellamt wolle und könne er deshalb jedoch keinen Vorwurf machen – es habe eben gründlich geprüft und dabei ganz nebenbei eine umfassende Analyse des aktuellen Flugmarktes erarbeitet. Positiv bewertete Hüttmeyer die aktuellen Tarifabschlüsse mit den Gewerkschaften. Damit habe man jetzt bis Ende 2008 Planungssicherheit bei den Personalkosten.

Am 20. September will Air Berlin in Düsseldorf ihre neue Strategie hinsichtlich Marktauftritt und Streckenprofil vorstellen. Die Zielrichtung ist schon jetzt klar: Der Fokus liegt auf mehr Businessverkehr.

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