Probiotische Durchfallmittel

Probiotische Durchfallmittel schneiden schlecht ab – Zwei von fünf Mitteln wirken bei akuter Diarrhoe

Italienische Forscher haben
probiotische Durchfallmittel, die sie in der Apotheke gekauft haben, auf deren Wirkung untersucht: Das Ergebnis, das im British Medical Journal BMJ veröffentlicht wurde, fiel nicht besonders gut aus. Insgesamt haben
nur zwei der fünf untersuchten Medikamente die akute Diarrhoe verkürzen
können. Die Mediziner hatten mehr als 570 Kinder im Alter zwischen drei
Monaten und drei Jahren untersucht. Sie waren mit ihren Eltern aufgrund
akuter Durchfälle zum Kinderarzt gekommen.

Von den fünf verschriebenen probiotischen Rezepturen mit verschiedenen
Bakterien verkürzte nur Lactobacillus GG und eine Mischung von
Bakterienstämmen die Krankheitsdauer. Die Mediziner um Alfredo Guarino
und Roberto Berni Canani von der pädiatrischen Abteilung der Universität
von Neapel http://www.unina.it haben den Kindern Präparate mit
verschiedenen Mikroorganismen verabreicht. Sie enthielten die
Bakterienstämme Lactobacillus rhamnosus GG, Bacillus clausii,
Enterococcus faecium SF68 sowie eine Mischung von Lactobacillus
delbrueckii, Streptococcus thermophilus, Lactobacillus acidophilus und
Bifidobacterium bifidum oder die mit der Bäckerhefe verwandte Hefeart
Saccharomyces boulardii verabreicht. Eine Vergleichsgruppe behandelten
die Mediziner mit der Standardtherapie, die nur den Flüssigkeitsverlust
bei Durchfall kompensiert.

Mithilfe von Fragebogen, die den Eltern der Kinder mitgegeben wurden,
wurde der Krankheitsverlauf genau dokumentiert. Die Forscher wollten die
Dauer der Erkrankung und allfällige Nebenwirkungen festhalten. Die
probiotischen Medikamente wurden jeweils für die Dauer von fünf Tagen
verschrieben und anhand der im Beipacktext empfohlenen Art verabreicht.
Bei keiner der Therapien konnten die Wissenschaftler Nebenwirkungen
ausmachen. Allerdings konnte bei drei der verabreichten Präparate auch
keine positive Wirkung nachgewiesen werden. Nur Lactobacillus GG und die
Bakterienstammmischung reduzierten die Krankheitstage. Dass
Lactobacillus GG den Krankheitsverlauf verkürze, sei keine Überraschung
gewesen, schreiben die Forscher. Diese Bakterienstämme hätten sich
bereits in vorhergehenden Untersuchungen als wirksam erwiesen. Die
Mischung aus Streptococcus thermophilus und Bifidobacterium bifidum
schützt darüber hinaus auch vor Diarrhoe bei chronisch kranken Kindern
unter zwei Jahren.

Die Forscher fordern daher, dass Kinderärzte nur diejenigen Präparate
verschreiben, deren Wirkung in solchen Vergleichstests deutlich erwiesen
ist und dass diese in Zukunft als Arzneimittel eingestuft werden. In
Italien gehören probiotische Präparate zu den am häufigsten
verschriebenen Medikamenten gegen Durchfallserkrankungen. Wolfgang Weitlaner

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