Mehrweg-Flaschen verschwindet aus Supermarktregalen

Dosenpfand-Desaster: Mehrweg verschwindet aus Supermarktregalen –
Discounter erzielen Dosenpfand-Millionengewinn

Der Trend zu
Einwegverpackungen für alkoholfreie Getränke hat sich beschleunigt: Wie
das Nachrichtenmagazin „Focus“ unter Berufung auf die Gesellschaft für
Konsumforschung (GfK) www.gfk.com berichtet, ging die
Mehrwegquote im ersten Halbjahr 2007 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
um mehr als sechs Prozentpunkte zurück. Nur noch 30,7 Prozent der
alkoholfreien Getränke wurden in den ersten sechs Monaten in wieder
befüllbaren Verpackungen gekauft. Zwischen Januar und Juli 2006 waren es
noch 37 Prozent. In den 1990er Jahren lag dieser Wert deutlich über 70
Prozent.

„Die Entwicklung ist für die mittelständische Getränkeindustrie, die in
Mehrweggebinden abfüllt, katastrophal. Schuld an dieser Misere ist die
völlig missglückte Dosenpfand-Regelung der Verpackungsverordnung. Durch
die eingesparten Gebühren für den Grünen Punkt, durch nicht eingelöste
Pfandbeträge und durch Recyclingeinnahmen für PET-Flaschen erzielen die
Discounter mehrere hundert Mio. Euro Mehreinnahmen. Mit diesem Geld
können sie über Quersubventionen den Preis für Einweggetränke künstlich
niedrig halten. Umgerechnet auf den Literpreis kostet Mineralwasser beim
Discounter 13 Cent und im normalen Einzel- oder Getränkehandel 50 Cent.
Hier muss die Politik eingreifen und dafür sorgen, dass einige
Handelskonzerne nicht nach Gutsherrenart mit dem Dosenpfand-Gewinn
wirtschaften dürfen. Die Pfandeinnahmen müssen treuhänderisch unter
staatlicher Kontrolle verwaltet werden“, fordert ein Vertreter der
Getränkewirtschaft.

Bislang höre man aus dem Bundesumweltministerium (BMU) nur
Beschwichtigungsfloskeln. Zudem werde von Behördenvertretern in Abrede
gestellt, dass die Discounter im großen Stil Dosenpfand-Gewinne
einheimsen. Die betroffenen Firmen erleben die Getränke-Preisschlacht
der Discounter anders: „Die Todesspirale für den Mittelstand ist in
vollem Gange und die Speerspitze für den ruinösen Preiskampf liefert die
Regierung. Normalerweise kalkulieren Konzerne wie Aldi einen Erlös von
zehn Prozent. Mit den Pfandeinnahmen über die nicht zurückgebrachten
Einwegflaschen erwirtschaften die Discounter mit dem Segen der
Bundesregierung eine Spanne von über 40 Prozent. Die lachen sich ins
Fäustchen“, moniert Ullrich Schweizer, Marketing-Geschäftsführer der
Firma Hassia Mineralquellen www.hassia.com .

Aus rechtlichen Gründen, so sind sich die Vertreter der
Getränkewirtschaft einig, müsse die Bundesregierung eingreifen. In der
Verpackungsverordnung sei eindeutig vorgegeben, dass 80 Prozent aller
Getränke in ökologisch vorteilhaften Verpackungen abgefüllt werden. Und
dazu zählen in erster Linie Mehrwegflaschen. Von dieser Ziellinie sei
das Bundesumweltministerium Lichtjahre entfernt. Minister Gabriel könne
nicht auf der einen Seite ein milliardenschweres Klimaschutzprogramm
auflegen und auf der anderen Seite tatenlos zusehen, wie Mehrweg vor die
Hunde geht.

Die Mehrheit der Unternehmen von Handel und Industrie habe bereits das
Vertrauen in die Geltung und Ernsthaftigkeit der Verpackungsverordnung
verloren – und zwar mit langfristigen Folgen, verlautete es aus
politischen Lobbykreisen. Bund und Länder müssten sich wohl eingestehen,
dass die rechtlichen Vorgaben nur noch schwer umsetzbar seien. Die
Verpackungsverordnung sei dabei, sich zur Farce zu entwickeln, die über
den direkten Regelungsbereich hinaus der Glaubwürdigkeit der Politik und
dem Verantwortungsbewusstsein der Wirtschaft schadet. Gunnar Sohn

Sende
Benutzer-Bewertung
0 (0 Stimmen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.