'Capital'-Interview mit dem Nestlé-CEO Peter Brabeck-Letmathe: "An Genprodukten ist noch keiner gestorben, an Bioprodukten schon" / Interner Nachfolger für den Nestlé-Chefsessel / Entscheidung im September
Konsumenten würden die Vorteile von Gentechnik noch
schätzen lernen / Brabeck-Letmathe zum Kauf des Babybrei-Produzenten
Numico für mehr als zwölf Milliarden Euro durch Konkurrent Danone:
"Ich hätte das nicht bezahlt"
Der Chef des größten
Nahrungsmittelproduzenten der Welt, Nestlé-Boss Peter
Brabeck-Letmathe, hat sich im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin
'Capital' (Ausgabe 17/2007, EVT 2. August) für den Einsatz von
Gentechnik ausgesprochen: "Der deutsche Romantizismus! Bis vor kurzem
hatten wir noch Angst vor Naturgewalten. Wenn wir alles der Natur
überlassen, sind wir bald nicht mehr hier. An Genprodukten ist noch
keiner gestorben, an Bioprodukten schon." Der Chef des Schweizer
Konzerns betonte weiter, er finde es falsch, "eine Technologie zu
verurteilen, nur weil sie ein Risiko birgt. Der Konsument wird die
Vorteile der Gentechnik noch schätzen lernen." Die Technologie sei in
Europa erfunden worden. "Statt stolz darauf zu sein, verschmähen wir
sie und überlassen leichtfertig Amerikanern, Chinesen und
Brasilianern das Feld", beklagte Brabeck-Letmathe gegenüber
'Capital'.
Die mehr als zwölf Milliarden Euro teure Übernahme des
holländischen Babynahrungsherstellers Numico durch Konkurrent Danone
kommentierte der Österreicher im 'Capital'-Interview mit den Worten:
"Ich hätte das nicht bezahlt. Wir sind Marktführer bei Babybrei und
mussten nicht zukaufen." Akquisitionen erwägt Brabeck-Letmathe
allerdings beim Wassergeschäft. Vor allem in Lateinamerika und Asien
soll Nestlé wachsen.
Starken Druck verspürt der Nestlé-CEO vom Finanzmarkt. "Wir
verfolgen eine sehr konservative Finanzpolitik. Aber die modernen
Analysten und Investoren sehen die solide Finanzsituation als etwas
Schlechtes", so Brabeck-Letmathe gegenüber 'Capital'. "Wir haben ein
Triple-A-Rating. Aber damit kann man heute niemanden mehr begeistern.
Für den Aktienkurs ist das eine Bürde."
Der 62-Jährige will sich bald auf sein Amt als Nestlé-Chairman
zurückziehen. Für den Posten des Vorstandschefs kämen nur Manager aus
dem Konzern in Frage: "Es stehen nur interne Kandidaten auf der
Liste. Wir prüfen noch und werden dem Verwaltungsrat in den kommenden
Wochen den endgültigen Vorschlag unterbreiten. Wenn der zustimmt,
werden wir im September die Entscheidung verkünden."