Gift im Gemüse, krebserregende Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker in Fertiggerichten – kaum einer weiß, was er seinem Körper täglich zumutet. Erst wenn sich Nahrungsmittelallergien und Krankheiten bilden, kommt es raus. Essen wir uns wirklich krank? Wer ist schuld? Was können wir überhaupt noch bedenkenlos essen?
Die Gäste:
Fastfood oder Fertigmenüs sind für Gudrun Landgrebe absolut tabu. Die Schauspielerin ernährt sich sehr bewusst und vorwiegend biologisch. Leidenschaftlich gern steht sie am Herd, ein Kochbuch hat sie bereits geschrieben. Fleisch vom Supermarkt würde sie nie kaufen: 'Wenn das Kilo Fleisch im Discounter drei Euro kostet, kann das nur auf Kosten der Qualität und der Tiere gehen.'
Der Regisseur Erwin Wagenhofer zeigt in seinem Kino-Hit 'We feed the world' mit eindrucksvollen Bildern, welche Folgen die Profitgier der Lebensmittelkonzerne für die Qualität unserer Nahrungsmittel hat. Wichtig ist für Wagenhofer auch der globale Zusammenhang: 'Im fruchtbaren Agrarland Brasilien hungert ein Viertel der Bevölkerung, weil dort auf einer riesigen Fläche – so groß wie Frankreich und Portugal zusammen – Gensoja für den Export angebaut wird '.
Michael Bockisch ist hochrangiger Manager im weltweit drittgrößten Nahrungsmittelkonzern Unilever. Er ist davon überzeugt, dass unsere Lebensmittel noch nie so gut und sicher waren, wie heutzutage, wo sie industriell gefertigt werden. Seiner Meinung nach sind Bio-Lebensmittel belasteter als herkömmliche. Bockisch macht falsches Essverhalten, aber nicht die Qualität unserer Lebensmittel dafür verantwortlich, wenn Essen die Verbraucher krank macht.
Der Gründer der Bio-Supermarktkette Basic Georg Schweisfurth ist sich sicher, dass Bioware der Natur gut tut, gesünder ist und auch besser schmeckt. So hat er seinen Vater davon überzeugt, die Firma Herta-Wurst zu verkaufen und stattdessen ins Bio-Geschäft einzusteigen. 'Wer seine Essgewohnheiten umstellt', so Schweisfurth, 'muss für Bioware auch nicht mehr Geld ausgeben als für konventionell erzeugte Lebensmittel'.
'Konventionelle Landwirtschaft ist viel effektiver und nachhaltiger. Wer Ackerflächen so unproduktiv nutzt wie Biobauern, der handelt global gesehen sträflich und grenzt technischen Fortschritt aus', sagt Landwirt Thorsten Riggert. Der Agrar-Diplomingenieur bewirtschaftet einen konventionellen Ferkelaufzucht- und Mastschweine-Betrieb in Niedersachsen. Massentierhaltung geht seiner Meinung nach weder auf Kosten der Tiere, noch auf Kosten des Geschmacks.
Deckel auf, Wasser rein, umrühren, fertig. Sandy Liebehenschel liebt Tütensuppen, Fertiggerichte und Dosenmenüs. Die 19jährige Auszubildende bevorzugt den Schnellimbiss sowohl aus Kostengründen, aber auch aus Bequemlichkeit: 'Ich habe weder Zeit noch Lust, umständlich in der Küche zu stehen und zu kochen. Wenn ich die Wahl hätte zwischen einem Paar neuer Schuhe und gut Essen gehen – ich würde zu den Schuhen greifen.'
Diese Haltung kann Nadia Anthes nicht nachvollziehen: Die zweifache Mutter kauft für die ganze Familie ausschließlich rein biologisch erzeugte Ware. 'Seit ich nur Bio-Lebensmittel zu mir nehme, fühle ich mich viel wacher, viel aktiver, einfach viel gesünder.' Das Argument, dass Bio-Nahrungsmittel teurer wären als konventionelle, lässt die 42jährige nicht gelten: 'Ich verbrauche nicht so viele Lebensmittel, denn Bio-Essen macht schneller satt als normale Kost'.
An der Bar:
Magenkrämpfe, starke Übelkeit, Ausschläge – der Körper von Hajo Baumgärtner rebelliert, sobald er Industrie-Nahrung isst. Seit 20 Jahren reagiert der Fernsehproduzent stark allergisch auf Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker. Sein Weg aus der Misere: Gesunde Lebensmittel einkaufen, biologisch, regional und saisonal. Baumgärtner kritisiert, wie gedankenlos wir uns ernähren: 'Keiner würde seinen Ferrari mit Normalbenzin tanken, unserem Körper muten wir den größten Schrott zu'
SWR, Freitag, 03.08., 22:00 – 23:30 Uhr:
Nachtcafé – Essen wir uns krank?
Wiederholungen:
04.08., 08:50, SWR Nachtcafé
09.08., 13:00, SWR Nachtcafé