„Regionales“ aus Brasilien?

Die Herkunft von Lebensmitteln muss besser gekennzeichnet werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Verbraucherzentralen. 95 Prozent der Befragten sind mit den aktuellen Herkunftsangaben nicht einverstanden. Die Umfrage unterstreicht, dass die Hersteller zu klaren Herkunftsangaben verpflichtet werden müssen.

"Viele Verbraucher wollen wissen, ob das Fleisch ihrer Hähnchennuggets aus Brasilien kommt oder aus der Region", so Prof. Dr. Edda Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv). "Sie wollen gezielt Produkte aussuchen, die aus der heimischen Landwirtschaft stammen oder durch kurze Transportwege weniger klimaschädliche Gase erzeugen."

85 Prozent wollen die Herkunftsangabe direkt auf dem Etikett
Mehr als 3500 Verbraucher beteiligten sich an der bundesweiten Umfrage "Die Ausweise bitte". Die Ergebnisse: Über 95 Prozent der Befragten sind mit den aktuellen Herkunftsangaben nicht einverstanden. Nach dem weit verbreiteten Willen der Verbraucher (85,4 Prozent) sollen die Herkunftsangaben direkt auf dem Etikett stehen. Ein Großteil der Befragten vermisst vor allem die Herkunftsangaben für Fleisch (78,4 Prozent), Obst und Gemüse (77,2 Prozent) und Milch (61,6 Prozent). Auch bei zusammengesetzten Lebensmitteln fühlen sich die Konsumenten nicht ausreichend informiert (87,8 Prozent). Fast genauso wichtig ist die obligatorische Angabe des Herstellers (71,3 Prozent) auf dem Etikett.

Wie wenig transparent die Herkunft ist, zeigt das Beispiel Geflügelfleisch: Dies muss nur dann gekennzeichnet werden, wenn es nicht aus der EU kommt und unverarbeitet ist. Bei importiertem Geflügelfleisch, das gepökelt oder mit ein wenig Marinade versehen wird, bleibt die Herkunft demnach ein Geheimnis. Eine Pflicht zur Herkunftskennzeichnung gibt es derzeit lediglich für ausgewählte Produktgruppen, etwa für diverse Obst- und Gemüsearten und Rindfleisch. "Doch auch diese sind lückenhaft bzw. können mit einfachen Tricks ausgehebelt werden: Allein die Zugabe von Salz oder Gewürzen zu einem Stück Rindfleisch reicht aus, um die Kennzeichnung zu umgehen", bemängelt Armin Valet, Ernährungsexperte der Verbraucherzentrale Hamburg.

Verbrauchermacht: Biosiegel und Eierkennzeichnung zeigen, wie es geht
"Biosiegel und Eiercode haben gezeigt, wie eine gute Kennzeichnung wirkt", so Edda Müller. Beispielsweise hat sich der Umsatz ökologisch erzeugter Produkte seit der Einführung des Bio-Siegels verdoppelt – von 2000 bis 2006 von 2 auf 4,5 Milliarden. Im Zuge der neuen Eierkennzeichnung greifen heute knapp 60 Prozent der Verbraucher zu Eiern aus Boden-, Freiland- und Biohaltung.

Die Forderungen der Verbraucherzentralen im Einzelnen:
Ausnahmeregeln abschaffen
Die Herkunftskennzeichnung muss für alle Produkte gelten, die nur aus einer Zutat bestehen. Dazu zählen Obst, Fleisch, Milch etc.
Die bisherigen Regelungen umfassen nur wenige Lebensmittel und müssen ausgeweitet werden.
Transparente Inhaltsangaben
Bei zusammengesetzten Lebensmitteln muss die Herkunftsangabe für die wichtigsten Zutaten obligatorisch sein. Dazu zählen alle Zutaten, die einen großen Anteil an dem Produkt ausmachen (mehr als 25 Prozent) und zu einer wichtigen Lebensmittelgruppe (Fleisch, Obst, Gemüse, Milch, Getreide) gehören. Damit kann der Verbraucher erkennen, woher das Fleisch der Hühnchennuggets oder die Milch für den Joghurt kommen.
Eindeutige EU-Vorschriften zur Herkunftsbezeichnung
Das europäische Herkunftslabel "geschützte geographische Angabe" muss gewährleisten, dass die wichtigsten Zutaten tatsächlich aus der angegebenen Region stammen. Bisher ist dies nur bei dem Label "geschützte Ursprungsbezeichnung" garantiert. Zudem muss sicher-gestellt werden, dass eine "garantiert traditionelle Spezialität" nicht den Eindruck erweckt, sie stamme aus einer bestimmten Region.
Obligatorische Angabe der Adresse und Telefonnummer des Herstellers auf dem Etikett

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