Darf’s noch etwas von Sortierten Schädeln sein?
Es ist Reisezeit. Man plant, man blättert und man erinnert sich an
vergangene Urlaube. Ein Schmunzeln huscht dabei über so manches
Gesicht, wenn man an eine fabelhafte Errungenschaft des modernen
Tourismus denkt: Keiner soll dank mehrsprachiger Speisekarten und
Hinweisschilder auf die Bequemlichkeit und Sicherheit der eigenen
Sprache verzichten müssen. Doch was als Annehmlichkeit erscheint, ist
oftmals äußerst verwirrend und sehr eigenartig. Wer kennt das Gefühl
nicht, vor einem Schild zu stehen und sich zu fragen, ob und welche
Gefahren ein geschütteltes Meer birgt; oder welche ungenießbaren
Strapazen sich hinter Spazierstock von Eichel verbergen? Der
Langenscheidt-Verlag trägt pünktlich zum Sommerferienbeginn diesen
internationalen Skurrilitäten Rechnung und amüsiert mit einer
Sammlung ganz besonders beeindruckender Fehlleistungen: Übelsetzungen
– Sprachpannen aus aller Welt.
Der Langenscheidt-Band präsentiert über 100 Fotografien kurioser
Tafeln, Schilder, Speisekarten, Gebrauchsanweisungen und von vielem
mehr aus allen Teilen der Welt, die zwar der Orientierung dienen
sollen, jedoch wohl eher zu Verwirrung führen. Gewitzte Übersetzungen
und geistreiche Kommentare des SZ-Journalisten Titus Arnu versuchen,
Licht in jenes Urlaubskauderwelsch zu bringen. Die Auswahl umfasst
zahlreiche Kapitel – vom Restaurantbesuch über den Wellnessbereich
bis hin zur Schnäppchenjagd und zum richtigen Gebrauch von
ausländischen Geräten. Wie wär’s also mit einem Gaumenkitzel wie
Sortierte von Schädeln, Kartoffelknochen, Kunstierwürgtsalat oder Abb mit gepeitschter Sahne? Exotische Schmankerl? Nein, es handelt sich
lediglich um äußerst originelle Übelsetzungen ganz gewöhnlicher
Speisen: Kalbshirn, Gnocchi, Artischockensalat (art-i-choke-salad)
und Feigen mit Schlagsahne (figs with whipped cream). Bitte auch
keine überstürzte Flucht vor Makkaroni mit breitet sich drastisch
aus, denn anstelle des englischen Substantivs "mushroom" wurde das
Verb "to mushroom" zwar wörtlich korrekt, aber kulinarisch falsch
übersetzt.
Das charmante Büchlein präsentiert nicht nur besonders seltsame
Urlaubskuriositäten, sondern zeigt auch mit einem Augenzwinkern, wie
liebenswert diese kleinen sprachlichen Verirrungen trotz allem sein
können. Weil Sprachen letztlich verbinden, ist es fast rührend zu
sehen, wie besorgt mancher Italiener um die Gesundheit seiner Gäste
ist, denn er verbietet kurzerhand für den Steinschlag den Durchgang.
Der fröhliche Grieche verlangt ein Liedchen auf dem Örtchen, damit
man weiß, dass noch versetzt ist. Und entgegen der landläufigen
Meinung sind mitten in Liverpool deutsche Fußball-Ventilatoren immer
herzlich willkommen.
Viel simpati, denn die pointierten Langenscheidt Übelsetzungen
wiegen nix vokabi und wenig grammati locker auf und erinnern daran,
dass jede Reise ein skurriles und doch unvergessliches Erlebnis sein
kann. Manch einer wird vielleicht die eine oder andere
Eigentümlichkeit wiedererkennen und sich an einen ganz besonderen Ort
versetzt fühlen.
LANGENSCHEIDT ÜBELSETZUNGEN
Sprachpannen aus aller Welt –
128 Seiten – 12,5 x 18 cm – gebunden –
ISBN 978-3-468-29851-6 –
EUR 9,95 (D), EUR 10,30 (A), sFr 18,20 –
Erscheinungstermin im Handel: Juli 2007 –
LANGENSCHEIDT VERLAG MÜNCHEN