In den Pestizid-Studien von Greenpeace hat Lidl einen bemerkenswerten Aufstieg geschafft. Das erschien Zuschauern verdächtig. stern TV hat einen eigenen Test durchgeführt. Die Experten fanden in allen Supermarktketten Überschreitungen der Grenzwerte.
2005 stand Lidl noch am Pranger: In einer Studie hatte Greenpeace festgestellt, dass bei dem Discounter das Obst und Gemüse so stark mit Pestiziden belastet ist wie in keinem anderen getesteten Supermarkt. 2007 die Kehrtwende: In einer neuen Studie der Umweltschutzorganisation schneidet nun Lidl unter acht Supermärkten am besten ab.
stern TV berichtete darüber. Und kritische Zuschauer fragten: Hat der bemerkenswerte Aufstieg des Discounters etwas mit der neuen Geschäftsbeziehung zwischen Lidl und Greenpeace zu tun? stern TV beleuchtete in den vergangenen Wochen die ungewöhnliche Kooperation.
Der Deal mit dem Ökoblatt
So legt der Discounter seit dem Sommer 2006 in seinen Filialen das verhältnismäßig teure Greenpeace-Magazin (4,90 Euro) aus. Das Ungewöhnliche: Lidl verzichtet auf das sonst übliche Rückgaberecht für unverkaufte Hefte. Dabei gibt es davon offenbar viele: Zwischen 80 und 98 Prozent der Auflage werde nicht verkauft, sagten Lidl-Mitarbeiter zu stern TV.
Ein Großteil der anfangs pro Ausgabe 150.000 Öko-Hefte, inzwischen 60.000 Hefte landet wohl im Altpapier. Gleichwohl bezahlt Lidl die Greenpeace Media GmbH für die komplette abgenommene Anzahl.
Der neue Pestizid-Test
Viele Zuschauer forderten stern TV auf, einen neuen unabhängigen Pestizid-Test durchzuführen. Die Redaktion hat Obst und Gemüse in drei Städten bei Lidl, Aldi und Kaisers/Tengelmann eingekauft und zur Analyse an die Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) in Wien geschickt.
Das Ergebnis: Auch im stern TV-Test schneidet Lidl diesmal am besten ab. Bei 58 Prozent der Proben vom Discounter fand die LVA keine Pestizide. Aldi landet jedoch laut LVA-Analyse – anders als bei Greenpeace – auf dem letzten Platz, Kaisers/Tengelmann rangiert in der Mitte.
In der Greenpeace-Studie kam Aldi auf den zweiten Platz von acht Supermärkten, Kaisers/Tengelmann hingegen auf den letzten Platz. Die Bewertungsschemata von beiden Studien sind gleich.
Äpfel fast überall belastet
Insgesamt fand das LVA viel weniger belastetes Obst und Gemüse als Greenpeace vor fünf Monaten. Während beim stern TV-Test alle drei Supermärkte im "postiven" Bereich rangieren (siehe Gesamtergebnis in der Spalte), schnitten bei Greenpeace alle acht untersuchten Supermärkte "negativ" ab. Laut Dr. Michael Gartner, Experte beim LVA, nicht ungewöhnlich: Im Sommer sei Obst und Gemüse weniger mit Pestiziden belastet als zum Zeitpunkt des Greenpeace-Tests.
Alarmierend sind jedoch folgende Ergebnisse: In allen Supermarktketten fand das LVA in Einzelfällen Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte. Und drei beliebte Obstsorten waren fast ausnahmslos mit Pestiziden belastet: Äpfel, Nektarinen und Trauben. ( www.sterntv.de )