Spätburgunderpreis: Die Mosel ist im Kommen

Von Mario Scheuermann

Die Mosel ist als Rotweingebiet stark im Kommen. Die Zahl der dort produzierten Spätburgunder wächst von Jahr zu Jahr und die Qualität wird immer besser. Mario Scheuermann über den zweiten Siegerwein unseres Wettbewerbs:

Markus Molitor ist und bleibt der ungeschlagene Rotwein-König an der Mosel. Aber – und dies ist das überraschende Ergebnis dieses Wettbewerbs – die Mitbewerber sind ihm mit dem Jahrgang 2005 dichter auf den Versen als jemals zuvor. Wie bereits in den beiden Vorjahren konnte Molitor zwar die Regionalentscheidung des Spätburgunderpreises wieder für sich entscheiden und dazu auch noch die Plätze 3 und 4 belegen. Aber sein Sieg war nicht mehr ganz so souverän.

Der Wein auf Platz zwei vom Winninger Winzer Horst Löwenstein hatte nur einen winzigen Rückstand von 0,2 Punkten. Während im vergangenen Jahr Molitors Himmelreich-Pinot aus Graach die Nase vorne hatte, ist es in diesem Jahr der Drei-Sterne-Wein aus der Lage Klostergarten in Brauneberg. Das ist die Lage, die bereits komplett mit Klonen einer französischen Rebselektion aus Burgund bestockt ist. Entsprechend burgundisch war auch die Anmutung dieses Weins, der aus einer tiefgründigen Lage mit einem hohen Anteil von fleinsplittrigen Schiefer stammt. Die gute Wasserspeicherkapazität befördert eine sehr starke Extraktion der Minerale des Bodens. Die Reben sind jetzt im neunten Jahr, verlassen also allmählich das jugendliche Alter und haben bereits einiges an Substanz in Wurzel und Holz gebildet. Der Ertrag lag mit 15 hl/ha wieder extrem niedrig. Der Wein wurde 16 Monate in neuen Barriques aus französischer Eiche ausgebaut und unfiltriert gefüllt.

Angesichts der geringen verfügbaren Menge von gerademal 1.000 Flaschen und dem nun mehr doch seit Jahren anhaltenden Erfolg mit diesem Wein hat der Winzer es gewagt ihn 2005 auch preislich in der Icon-Klasse anzusiedeln und verlangt 54 Euro für die Flasche. Noch ein paar Worte zum Zweitplatzierten; denn das kleine Familien-Weingut von Horst Löwenstein hat nicht annähernd den Bekanntheitsgrad des Siegers. Auch dieser Wein stammt aus einer Schiefer-Steillage allerdings nicht vom Mittellauf der Mosel sondern vom Unterlauf nahe der Mündung in den Rhein, wo Löwenstein 4,5 Hektar bewirtschaftet. Bei einer Bestenauswahl der regionalen Weinwerbung landete dieser Wein vor einigen Wochen auf Platz 1. Sein erneuter Erfolg kommt also nicht ganz unerwartet.

Auch diese Rebanlage ist inzwischen fast zehn Jahre alt. Der Ertrag ist allerdings deutlich höher und der Wein wurde in Barriques aus deutscher Spessarteiche ausgebaut, was ihm einen völlig anderen Charakter verleiht. Allerdings ist auch er nur in einer recht bescheidenen Menge verfügbar, wenn auch zu einem Drittel des Preises des Siegers.

Der Siegerwein

2005 Brauneberg Klostergarten ***

Weingut Markus Molitor, Bernkastel-Wehlen, Mosel

Flaschen: 1.000 Flaschen

Preis: ca. 54 Euro, nur limitierte Abgabe

Erscheinungstermin: Anfang September

Degustationsnotiz von Mario Scheuermann: Dunkles rubinrot. Eine wunderbare Nase, total burgundisch in der Anmutung, herrlich dunkle Beerenfrucht, Pflaumen, etwas Cassis und Kräuter, viel Mineralität. Ein komplexer, dichter und dennoch eleganter Burgunder. Nachhaltig, etwas Kaffee im Abgang, sehr lang und sehr gut strukturiert.

www.markusmolitor.com

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