Anfang Juni haben die meisten Discounter die Preise für eine Reihe von Milchfrischprodukten deutlich erhöht: Vollmilch mit 3,5 Prozent kostet jetzt 62 Cent statt 55 Cent; für die fettarme Variante sind nun 55 Cent statt 49 Cent zu zahlen. Für H-Sahne sind die Preise um zwei Cent auf 37 Cent gestiegen, für Kondensmilch mit 7,5 Prozent Fettgehalt um drei Cent auf 42 Cent. Für ein 250-Gramm-Päckchen Deutsche Markenbutter müssen im Discount jetzt 79 Cent statt 75 Cent ausgegeben werden. Damit haben die Discounter die Preiserhöhungen, die die Milchwirtschaft im Frühjahr durchgesetzt hatte, an die Verbraucher weitergegeben.
Milchprodukte im langjährigen Vergleich weiter günstig
Die neuen Preisvereinbarungen zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel gelten jeweils für die Dauer eines Jahres, für Butter ab dem 1. Mai 2007, für die übrigen Milchfrischprodukte ab dem 1. Juni.
Ursache der Preisanhebungen: Die Nachfrage nach Molkereiprodukten ist nicht nur in Europa, sondern weltweit gestiegen. Mit diesem Anstieg hält die Milcherzeugung nicht Schritt. Erstmals seit Jahren gelang es der hiesigen Milchwirtschaft daher, ihre Preise anzuheben und die Preisspirale nach unten zu stoppen, die seit den 90er Jahren dazu geführt hatte, dass auf der einen Seite die Verbraucher Molkereiprodukte meist sehr günstig einkaufen konnten, auf der anderen Seite viele Landwirte aus der Produktion aussteigen mussten.
Dazu Dr. Paul Michels, Leiter der ZMP-Abteilung Marktforschung: „Die aktuellen Preiserhöhungen relativieren sich beim Blick in die Vergangenheit: Vor über 60 Jahren kosteten 250 Gramm Deutsche Markenbutter fast genauso viel wie jetzt. Auch nach der Preiserhöhung im Discountbereich von 75 Cent auf 79 Cent entspricht das Preisniveau von Butter lediglich dem des Jahres 1952. In den Jahren 1975 bis 1989 kosteten 250 Gramm Butter aufgrund der Preisstützung seitens der EU zeitweise zwar deutlich mehr als einen Euro. Danach befanden sich die Preise aber wieder auf Talfahrt.“
Ein Liter frische Vollmilch in Kartonverpackung wird nach der jüngsten Preisrunde im Schnitt aller Einkaufsstätten voraussichtlich um die 66 Cent kosten. Seit 1995 schwankten die Preise hierfür um 60 Cent. In den Jahren davor mussten 63 bis 64 Cent ausgegeben werden. Die Preise lagen also vor 15 Jahren schon einmal auf einem ähnlichen Niveau wie aktuell. Dass die Verbraucherpreise für Trinkmilch über eine so lange Zeit stabil geblieben sind, ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sich Arbeits- und Energiekosten inzwischen erheblich verteuert haben und Konsummilch fast ausschließlich in aufwendigeren, wiederverschließbaren Verpackungen angeboten wird. Die aktuelle Preisentwicklung bei Trinkmilch relativiert sich außerdem, wenn man berücksichtigt, dass in den letzten 15 Jahren die Kosten für die allgemeine Lebenshaltung um etwa 30 Prozent gestiegen sind.
Eine Familie mit Kindern hat im Jahr 2006 etwa 154 Liter Trinkmilch eingekauft, so Dr. Michels. Sieben Cent mehr dafür zu zahlen, macht pro Monat 90 Cent Mehrkosten aus, pro Jahr knapp elf Euro. Milch bleibt also weiter bezahlbar. Johannes Funke / ZMP