Marihuana-Hautcreme gegen Allergien – Cannabis wirkt im Mäuseversuch gegen Juckreiz
Das Wissenschaftsteam der Universität
Bonn hat im Mäuseversuch herausgefunden, dass körpereigene
cannabisähnliche Botenstoffe bei Kontaktallergien entzündungshemmend und
antiallergisch wirken. Die Bestandteile, die so genannten Cannabinoide,
stehen schon seit einiger Zeit im Fokus der Medizin. Zuletzt haben
Wissenschaftler entdeckt, dass körpereigene Botenstoffe, so genannte
Endocannabinoide, auch gegen Parkinson wirken (pressetext berichtete:
http://www.pte.at/pte.mc?pte=070208013 ).
Endocannabinoide docken im Körper an die gleichen Erkennungsstellen an
wie der in Cannabis enthaltene Wirkstoff THC, haben die Forscher um
Meliha Karsak vom Department für molekulare Psychiatrie und ihre
Kollegen entdeckt. Die Endocannabinoide, deren Existenz zwar schon
länger bekannt ist, deren Aufgaben allerdings bisher weitgehend
unerforscht sind, regulieren Abwehrreaktionen der Haut gegenüber
Fremdstoffen. Den Wissenschaftlern war zufällig aufgefallen, dass Mäuse
häufig Nickel-Allergien entwickeln, wenn ihnen zwei Proteine, die als
Cannabinoid-Andockstellen dienen, fehlten. In nachfolgenden Versuchen
konnten sie dann feststellen, dass jene Tiere, bei denen diese
Andockstellen mit Medikamenten blockiert wurden, wesentlich heftiger auf
die Allergene reagierten, als jene, bei denen diese nicht blockiert
waren.
Die Resultate machen deutlich, dass körpereigene Cannabinoide den Tieren
helfen, sich gegen Hautallergien zu schützen. Um herauszufinden, ob
diese Substanzen auch den gleichen Effekt haben, wenn sie aufgetragen
werden, wurde den Tieren nach der Berührung mit dem Allergen eine
THC-Lösung auf die Haut gepinselt. Tatsächlich konnten die Forscher
feststellen, dass die THC-Lösung die allergische Reaktion deutlich
verringerte. So waren die Schwellungen um rund 50 Prozent weniger stark.
Wie genau die Cannabinoide die allergischen Reaktionen verhindern, ist
allerdings nicht klar.
"Die antiallergische Wirkung von Cannabis ist uns bekannt", meint Kurt
Blaas, Mediziner und Obmann der österreichischen Arbeitsgemeinschaft
Cannabis als Medizin (CAM) http://www.cannabismedizin.at . Dem Vorschlag der deutschen Forscher,
Cannabis-Salben zur Behandlung von Allergien und damit ausgelöstem
Juckreiz zu nutzen, steht Blaas sehr positiv gegenüber. Er habe zwar
keine Erfahrung mit Cannabis-Salben oder Cremes. "Allerdings greift
Cannabis äußerst positiv in das Immunsystem des Menschen ein. Und das
ist uns bekannt", erklärt der Experte. In zahlreichen Untersuchungen
habe sich bestätigt, dass Cannabis das Immunsystem stärke.
Die Herstellung von Cannabis-Cremes auf Fettbasis sei auch kein Problem,
so Blaas. Generell zeige sich heute immer wieder deutlich, dass Pflaster
und Cremes, die zu den Urgesteinen der Schulmedizin gehören, sehr gute
Ergebnisse erzielen, da die Aufnahme von Wirkstoffen über die Haut
offensichtlich eine optimale Art der Anwendung darstellt. Die
Cannabis-Creme hätte übrigens keine Rausch-Wirkung auf den Patienten,
denn die dabei applizierte Menge des Wirkstoffes sei viel zu gering,
erklärt Blaas abschließend. Wolfgang Weitlaner