Die Verbreitung von Übergewicht in allen Altersgruppen der
Bevölkerung zeigt, dass die Prävalenz von Übergewicht und
Adipositas in Zeiten des Nahrungsüberflusses und des
Bewegungsmangels als Normalzustand anzusehen sind, wenn nicht
bewusst gegengesteuert wird. Insofern sind die Bemühungen der
Bundesregierung, mit einem Aktionsplan das Ausmaß von Übergewicht
reduzieren zu wollen, sehr zu begrüßen.
Übergewicht und Adipositas sind als eine natürliche Reaktion auf
eine chronisch-positive Energiebilanz anzusehen. Diese wird durch
ein ubiquitäres und riesiges Angebot an schmackhaften
Lebensmitteln sowie durch einen inaktiven Lebensstil begünstigt.
"Widersprüchliche Berichte über die Ursachen dieser Entwicklung
mögen zwar unterhaltsam sein, bestärken allerdings die Menschen
darin, ihre Essentscheidungen und ihr Bewegungsverhalten auch
weiterhin aus dem Bauch heraus mit den bekannten Folgen für den
Bauchumfang zu treffen", sagt Prof. Dr. Helmut Heseker,
Vizepräsident der DGE.
Medienberichte und Talkshows haben in den letzten Wochen die
Verbraucher mit Informationen zum Thema Übergewicht geradezu
überflutet. Die Widersprüchlichkeit einiger der in Talkshows und
Medienberichten gemachten Aussagen hat zu einer nicht
unerheblichen Verunsicherung geführt. Verstärkt wird diese noch
durch selbst ernannte Experten, Buchautoren und Publizisten, die
in der Aufdeckung von echten oder vermeintlichen Widersprüchen
einen neuen Markt entdeckt haben und für eigene geschäftliche
Erfolge nutzen. Widersprüchliche Aussagen zur Ernährung und
Gesundheit werden auch gern als wirksame Strategie u. a. im Kampf
um die Sicherung von Marktanteilen für bestimmte Lebens- und
Genussmittel genutzt.
Dabei ist hinlänglich bekannt, dass die Bevölkerung nicht bereit
ist, eigene Ernährungs- und Lebensgewohnheiten zu überdenken oder
sogar zu ändern, solange sie das Gefühl haben, dass noch ein
erheblicher Dissens unter den Experten herrscht. Weltweit sind
sich Ernährungsfachgesellschaften einig, dass Übergewicht nur
durch eine ausgewogene, volumenreiche und zugleich kalorienärmere
Ernährung sowie reichlich körperliche Bewegung vermeidbar sind.