Die Kronjuwelen British Columbias: Grün, grandios und ganz schön alt

Ihre Existenz verdankt die Provinz British Columbia nicht zuletzt ihren Bäumen. Sie waren Anreiz für Forstarbeiter und Obstbauern, sich im Landesinneren niederzulassen; sie haben Umweltaktivisten auf den Plan gerufen, die sich dafür einsetzten, dass ganze Regionen unter Naturschutz gestellt wurden; sie stehen für Freizeit und Erholung; und sie sind seit Jahrtausenden ein wichtiger Bestandteil im Leben der First Nations-Stämme. Alles in allem bedecken die Wälder British Columbias eine Fläche von über 60 Millionen Hektar, ein Gebiet größer als Frankreich!

Cathedral Grove auf Vancouver Island ist ein mystischer Ort, an dem bis zu 76 Meter hohe und über 800 Jahre alte Bäume Geschichten erzählen, ja selbst Geschichte sind. Dass es sich dabei um Douglasien handelt, wird viele der jüngeren Besucher kaum interessieren. Aber wenn sie zu den alten Gentlemen der Wälder aufsehen und „wow“ sagen, schwingt in diesen drei Buchstaben ehrfürchtiges Staunen über die unbeschreibliche Kraft und Schönheit der Natur mit. Moose hängen wie Bänder von den mächtigen Ästen, die – was vielleicht nicht so bekannt ist – selbst Hunderte von Jahren alt sein können; sie wachsen eben nur sehr viel langsamer. Die ältesten Bäume im Cathedral Grove stellen sogar eine Verbindung in die Zeit vor Kolumbus dar. Fassbarer wird diese Zeitspanne, wenn man sich vor Augen führt, dass sie in etwa genauso alt sind wie Westminster Abbey (1065 v. Chr.) oder Notre Dame (1163 v. Chr.).

Das 157 Hektar große Cathedral Grove ist Teil des MacMillan Provincial Parks und eines der zugänglichsten Waldgebiete Vancouver Islands mit Bestand an Riesendouglasien. Ein Waldwegenetz ermöglicht Besuchern jeden Alters einen ruhigen Spaziergang unter den majestätischen Ästen. Dass das „Grove“ durch den Highway 4 geteilt wird, der die Städtchen Qualicum Beach und Port Alberni miteinander verbindet, ist eigentlich kaum der Rede wert. Denn bereits nach wenigen Schritten ist man zwischen Bäumen verschwunden, die schon alt waren als Captain Cook im Jahre 1778 als erster Europäer die Ufer des heutigen British Columbias erreichte.

Entlang der Pfade stehen Hinweistafeln mit Erklärungen zu den Bäumen, der hier lebenden Tiere und anderen Aspekten, die uns Stadtmenschen den Wald und seine Geheimnisse näher bringen. Auch welche Rolle die vielen umgestürzten Douglasien – das Ergebnis eines schweren Sturms im Jahr 1997 – bei der Erholung des Ökosystems Wald spielen, wird eingehend erklärt.

So vorteilhaft die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit des Parks für uns sind, sie machen ihn auch verwundbar. Besucher sollten daher nicht von den ausgewiesenen Wegen abweichen. Diese bieten ausreichende Möglichkeiten, die Bäume zu bewundern und zu fotografieren.
http://www.vancouverisland.travel/touring/parks

Im Norden British Columbias hängen uralte Moose und Flechten wie Lametta an 300 Jahre alten Riesen-Lebensbäumen (Western Red Cedar) im Naturschutzgebiet Gwaii Haanas National Park Reserve and Haida Protected Area. Es liegt im südlichen Drittel der Queen Charlotte Islands, einem Archipel aus über 150 Inseln. Seine unberührten Wälder sind eine Rarität – ein Ort ohne Straßen und Wege. Nur wenige Meter vom Kajak entfernt ist man bereits inmitten tiefster Wildnis und könnte genau so gut auch Tausende Kilometer hinter sich gebracht haben. Der einzige Zugang in dieses Königreich der Natur ist auf dem Wasser- oder Luftweg.

2005 wurde das Naturschutzgebiet von der Zeitschrift National Geographic Traveler zum besten Nationalpark Nordamerikas gewählt. Besonders hervorgehoben wurde hierbei die „hohe kulturelle Integrität“ zwischen Parks Canada und dem Volk der Haida. Weiterhin einzigartig an diesem 19 Jahre alten Nationalpark ist, dass er zugleich ein Reservat der First Nations ist und die Haida-Indianer den Park gleichberechtigt mit den kanadischen Behörden betreuen und verwalten. Alle Besucher nehmen an einer Einführung teil, die von einem Haida-Mitglied geleitet wird. So erfahren sie viel über Geschichte und Ökologie, aber auch welches Verhalten von ihnen erwartet wird. Die wichtigsten historischen Plätze im Park werden den Sommer über von so genannten Wachmännern der Haida betreut. Vertreter anderer First Nations-Kulturen reisen aus fernen Ländern wie Australien an, um sich vor Ort über dieses einzigartige Parkmodell zu informieren.

Die Vereinten Nationen haben das unbewohnte Haida-Dorf Skang Gwaay (auch unter dem Namen Ninstints bekannt) am südlichen Zipfel des Parks auf Anthony Island zum Weltkulturerbe ernannt. Hier stehen 26 Totempfähle, jeder ein Unikat mit Tierdarstellungen und Schnitzereien mythologischer Figuren. Darüber hinaus gibt es noch Überreste eines traditionellen Langhauses, das erahnen lässt, welch bemerkenswerte Handwerker die Haida-Indianer waren und noch immer sind.

Der Tourismus auf Gwaii Haanas ist streng reglementiert. Nur 300 Personen dürfen gleichzeitig den Park besuchen. Auf die Sommersaison verteilt ist die Zahl auf 3.000 Besucher beschränkt, so dass die Buchung über einen Reiseveranstalter in Deutschland oder vor Ort empfehlenswert ist. Weitere Möglichkeiten den Park zu erkunden, bieten Touren per Wasserflug oder die individuelle Anreise per Boot – glücklich der, der eines besitzt oder mieten kann.
http://www.haidagwaiitourism.ca

Das Gebiet „Sea-to-Sky“ in der Region Vancouver, Coast & Mountains bietet Baum- und Waldfans eine Fülle an Freizeitmöglichkeiten. So gibt es herausragende Wander- und Radwege entlang des Highway 99 und viele Attraktionen rund um den Baum.

Squamish, eine gute Autostunde nördlich von Vancouver gelegen, ist ein Ort, der eng mit der Tradition und Geschichte der Forstwirtschaft verknüpft ist. Auch wenn die Holzfällerei für viele ein rückläufiger Industriezweig ist, so wird ihre faszinierende Geschichte und die damit verbundene Lebensart dennoch jedes Jahr im Sommer gefeiert. 2007 ist ein Jubiläumsjahr; vom 02. – 06. August wird das Squamish Days Loggers Sports Festival zum 50. Mal stattfinden. Dann heißt man die Holzfäller herzlich willkommen, die u.a. auch aus Australien anreisen, um sich in ungewöhnlichen Disziplinen zu messen: darunter Baumstammrollen, Baumklettern und Baumstammweitwurf sowie „Kleinholz machen“, und das auf mindestens sechs verschiedene Arten.
http://www.squamishdays.org

Das in Whistler gelegene Unternehmen Ziptrek Ecotours nimmt Besucher mit auf zwischen Baumriesen gespannte Hochseile. Sitzgurt, Karabinerhaken und Drahtseil sorgen für ein sicheres Gleiten über Schluchten und Täler. Auf der Tour von Baum zu Baum erfahren die Teilnehmer Wissenswertes zu Geologie und Geschichte des alten Waldbestandes.
www.ziptrek.com

In Vancouver bietet der Stanley Park, mit 400 Hektar Fläche größer als der Englische Garten in München, viele Rückzugsmöglichkeiten für Mensch und Tier. Als gut 3.000 der 500.000 Bäume den schweren Stürmen im November/Dezember 2006 zum Opfer fielen, haben viele Menschen Geld gespendet, um Räumungs- und Wiederaufforstungsarbeiten zu unterstützen. Mittlerweile sind 18 des insgesamt 23 Kilometer umfassenden Wegenetzes wieder begehbar und die Parkbehörden geben ihr Bestes, um die „grüne Lunge Vancouvers“ auf die kommende Sommersaison vorzubreiten.

Die ältesten Bäume findet man übrigens in entlegeneren Abschnitten des Parks, u.a. entlang der folgenden Wanderwege: Siwash Rock Trail, Third Beach Trail und Lake Trail, nördlich von Beaver Lake.
www.vancouver.ca/parks/index.htm

Lillooet, ung
efähr drei Autostunden nördlich von Vancouver gelegen, ist das Zuhause eines Baums mit grausiger Vergangenheit. Der „Galgenbaum“ ist eine einzeln stehende, knorrige Gold-Kiefer, die einst die Main Street der Stadt überblickte. Laut Überlieferung soll zur Zeit des Fraser Canyon-Goldrausches in den 1850er Jahren acht Männer auf Veranlassung von „Henker-Richter“ Sir Matthew Baillie Begbie an diesem Baum aufgeknüpft worden sein. 2003 wurde der Baum zwar gefällt, ist aber an seinem Standort verblieben. Jedoch ist alleine der Ausblick auf das umliegende Tal schon einen Abstecher nach Lillooet wert. Ganz zu schweigen von der Anreise über den Highway 99, einer der malerischsten in ganz British Columbia.
www.lillooetbc.com

Zu den Kronjuwelen British Columbias gehören natürlich auch jene Bäume, die wunderschöne Blüten und leckere Früchte tragen. Das Okanagan Valley, Region Thompson Okanagan, ist der Obst- und Weingarten der Provinz. Eine Institution seit 1904 ist die Kelowna Land and Orchard Company (KLO), deren 60 Hektar jährlich vier Millionen Äpfel abwirft. KLO ist für Besucher geöffnet und bietet u.a. ein hervorragendes Restaurant sowie die Apfelweinkelterei Raven Ridge Cidery Inc.
www.k-l-o.com

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