Was Hänschen nicht lernt … oder besser, wenn er es nicht gelernt hat, bringt das Hans nachhaltig Probleme. Das gilt in jedem Fall für Aktivität und Fitness, wie aus der bundesweiten Motorik-Studie „MoMo“ hervorgeht. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des Kongresses „Kinder bewegen – Energien nutzen“ Anfang März in Karlsruhe vorgestellt.
Ein zentrales nüchternes Fazit: Kinder sind heute 10 Prozent weniger leistungsfähig als frühere Generationen. Dabei hat Studienleiter Prof. Klaus Bös herausgefunden, dass früh erlernte Aktivität und Fitness bis ins Alter erhalten bleiben. „Eine Intervention muss deshalb früh ansetzen, wenn man gesundheitsförderliche Aktivitäten über die Lebensspanne stimulieren möchte“, so Bös.
Nach Prognosen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Bewegungsmangel sogar zur Epidemie des 21. Jahrhunderts werden. Das hat nicht nur gesundheitliche Folgen: „Bewegung bietet soziale Erfahrungen des Mit- und Gegeneinanders und emotionale Erfahrungen des Gewinnens, Verlierens, sich Überwindens“, ergänzte Prof. Alexander Woll von der Universität Koblenz.
Gemessen wurde die motorische Leistungsfähigkeit der 4- bis 17-jährigen Tester unter anderem mit Rumpfbeugen, Rückwärtslaufen (balancierend), Standweitsprung und am Ergometer die Ausdauer. Übergreifendes Ergebnis ist, dass die Leistungsentwicklung in jüngeren Jahren am größten ist. Insgesamt geht aber die Kurve der Leistungsfähigkeit im Vergleich zu früheren Studien klar nach unten.
So sind insgesamt weniger als die Hälfte der Jungen und nur ein Drittel der Mädchen in der Lage, beim Rumpfbeugen mit den Fingern den Boden zu erreichen (mit gestreckten Beinen). Zudem sind nur noch etwa 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen mindestens eine Stunde pro Tag körperlich-sportlich aktiv.
Die „MoMo“-Studie soll aber nach den Wünschen der Wissenschaftler keine Datenwüste sein, sondern Ansporn, gezielte Maßnahmen für aktivere und somit gesündere Kinder und Jugendliche zu erarbeiten.
(aid, Harald Seitz)