Oregon: abwechslungsreiche Städtereisen für Genießer

Wer nach dem Frühstück in Frankfurt am Main losfliegt, ist rechtzeitig zum Mittagessen in Portland, Stadt der Rosen und „grüne Perle“ des amerikanischen Nordwestens. So einfach ist es: Mit knapp elf Flugstunden und neun Stunden Zeitunterschied ist der wirtschaftliche und kulturelle Nabel des Bundesstaates Oregon schneller und bequemer zu erreichen als je zuvor. Doch Portland ist nur der Anfang: Oregon bietet neben seiner Metropole eine Vielzahl interessanter Kleinstädte, von denen jede einen Besuch wert ist. Man erreicht sie alle von Portland aus in wenigen Autostunden. Und im ganzen Bundesstaat gilt auch im kommenden Jahr: keine Mehrwertsteuer! Urlaub und Shopping machen so doppelt Spaß.

Oregon ist vor allem ein großes Land mit hohen Vulkangebirgen und weiten unbebauten Flächen, mit breiten Strömen, reißenden Flüssen und klaren Bergbächen. Im ganzen Staat leben nicht mehr Menschen als in Berlin, aber dort, wo sich einst Viehzüchter, Goldsucher oder Holzfäller niedergelassen haben, sind Städte und Dörfer mit einem unverkennbaren Charakter entstanden. Am besten mietet man sich am Flughafen oder (wenn man zuerst ein paar Tage in Portland selbst verbringen möchte) in der Innenstadt ein Fahrzeug, besorgt sich eine Straßenkarte und geht auf Entdeckungsreise. Hier ein paar Städte, die man unbedingt in die Route einplanen sollte:

Portland: Rosige Zukunft und „Top Destination 2007“

Die Anreise ist tatsächlich denkbar einfach: Portland wird von der Lufthansa mehrmals pro Woche nonstop vom Rhein-Main-Flughafen aus angeflogen. Bei einem Abflug um 10 Uhr morgens landet man noch vor Mittag in Portland. Brandneu ist die Auszeichnung durch den Frommer’s Reiseführer als „Top Travel Destination for 2007“. Nur zwölf Orte weltweit erhielten dieses Gütesiegel.

Die Stadt am Zusammenfluss von Willamette und Columbia ist mit rund einer halben Million Einwohnern die größte Metropole Oregons – und auch die einzige. Sie gilt als lebenswerte, aufgeschlossene und vor allem auch umweltbewusste Stadt, denn sie ist nicht nur von Natur umgeben – sie hat die Natur in die Stadt integriert: insgesamt 160 Parks mit einer Gesamtfläche von 15.000 Hektar sind ein eindrucksvoller Beweis dafür. Die vielen Grünflächen sind zudem von bildenden Künstlern mitgestaltet worden. In der „Stadt der Rosen“ findet man natürlich auch einen Rosengarten, wo alljährlich ein Rosenfestival stattfindet.

Hinzu kommt eine zukunftsorientierte Stadtplanung, die den öffentlichen Nahverkehr fördert und Fußgängern wie Radfahrern das Leben erleichtert. Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind im Innenstadtbereich kostenlos. Kein Wunder also, dass Portland nach einer Untersuchung des Reader’s Digest die sauberste Großstadt der USA ist.

Die kompakte und lebendige Innenstadt liegt am Westufer des Willamette River. Ihr Herz schlägt am Pioneer Courthouse Square. Ringsum liegt das Hauptgeschäftsviertel mit großen Einkaufszentren, Kaufhäusern und Einzelhandelsgeschäften.

Ganz fremd dürfte Portland deutschen Besuchern nicht erscheinen, denn rund drei Viertel der Bevölkerung sind europäischer Herkunft, und ein knappes Fünftel der Portländer hat deutsche Vorfahren. Sie sind auch verantwortlich für eine der Spezialitäten dieser Stadt: das Bier, das hier vor allem in Kleinbrauereien gebraut wird.
Wer sich näher informieren möchte über Portland, findet auf der Website der Portland Oregon Visitors Association (POVA), die teilweise auch in deutscher Sprache zur Verfügung steht- www.POVA.com/german , eine Vielzahl von Hinweisen. Vor Ort hilft das Visitor Information Center am Pioneer Courthouse Square. Hier kann man auch den „Attractions Pass“ erstehen, mit dem man zehn von Portlands populärsten kostenpflichtigen Attraktionen zum Pauschalpreis besuchen kann.

Lincoln City: Sandburgen, Glaskugeln und Flugdrachen

Wenn man von Portland aus entgegen dem Uhrzeigersinn weiterreist, gelangt man zur Pazifikküste des Staates mit ihren vielen kleinen Küstenstädtchen wie etwa Lincoln City mit seinen rund 7.500 Einwohnern.

Neben einem jährlichen Sandburgenwettbewerb Anfang August und einem berühmten Flugdrachenfestival im Oktober wartet die Stadt mit einer besonders originellen Strandattraktion auf, den „Glass Floats“. Ursprünglich handelt es sich bei den bunten Glaskugeln um Schwimmkugeln, die japanische Fischer an ihren Treibnetzen befestigt hatten. Einige rissen sich immer wieder los und schwammen quer über den Pazifik. Inzwischen sind die Japaner auf Kunststoff umgestiegen, aber Lincoln City hat sich einen Ersatz einfallen lassen: Seit 1999 wird in jedem Winter (von Oktober bis Ende Mai) eine der Jahreszahl entsprechende Zahl von Glaskugeln am Strand verteilt (und versteckt), die von einheimischen Künstlern eigens für diesen Zweck hergestellt und signiert wurden. Wer eine Kugel findet,
darf sie behalten. Man kann sie sogar registrieren lassen und erhält dann ein Echtheitszertifikat und Informationen zum Künstler.

Newport: Hafen für Feinschmecker

Die Stadt Newport mit knapp 10.000 Einwohnern ist nicht nur einer der beliebtesten Urlaubsorte des Nordwestens, sondern auch noch ein echtes Fischerdorf. Feinschmecker schätzen besonders die Kalifornischen Taschenkrebse, die man ganzjährig in der Bucht fängt. Hier liegt auch der historische Teil von Newport. In der Stadt findet man zahlreiche Geschäfte und Restaurants, südlich davon kann man den Leuchtturm von Yaquina Bay besichtigen. Einen Besuch wert sind auch das „Oregon Coast Aquarium and Mark O. Hatfield Marine Science Center“. In der letzten Februarwoche findet in Newport das „Seafood and Wine Festival“ statt.

Florence: Rhododendren hinter den Dünen

In Florence beginnt, wenn man von Norden kommt, das Erholungsgebiet „Oregon Dunes“ mit einigen der höchsten Meeresdünen der Welt – bis zu 150 m hoch, 80 km lang und 5 km breit, die zu Dünenwanderungen oder Ausritten ebenso einladen wie zu Fahrten mit dem Dune Buggy oder zur Vogelbeobachtung. Im Pazifik und im Siuslaw River, der hier ins Meer mündet, kann man Fische und Krabben fangen sowie Muscheln sammeln. Mit „Jetboats“ lassen sich schnelle und mit einem alten Raddampfer gemütlichere Flussfahrten unternehmen. Eine besondere Attraktion in Florence, das auch „Stadt der Rhododendren“ genannt wird, ist in jedem Frühjahr die Rhododendronblüte. Der historische Teil der 7.500-Einwohner-Stadt wurde in jüngster Zeit mit großem Aufwand restauriert. Florence besitzt zudem ein Puppenmuseum mit Puppenklinik, wo beschädigte Puppen repariert werden.

Eugene: Blumenkinder und Blütenpracht

Wenn man von Florence aus ins Landesinnere fährt, gelangt man nach Eugene. Diese junge Studentenstadt zählt immerhin rund 140.000 Einwohner und liegt am Westufer des Willamette River. Wirtschaftlich stützt sich die Stadt hauptsächlich auf die Holzindustrie, die ihren Rohstoff aus den benachbarten Douglasienwälder der Gebirgszüge beiderseits des Flusses bezieht.

In Eugene ist aber auch die Universität von Oregon beheimatet, und in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts war Eugene ein Ort, an dem – ähnlich wie in Nordkalifornien – das „alternative“ Leben blühte. Kein Wunder, dass hier die Wiege der Nike-Sportschuhe steht und man sogar noch das Waffeleisen anschauen kann, mit dem die ersten Nike-Sohlen gepresst wurden. Nicht nur bei „Blumenkindern“ bekannt ist hingegen der acht Hektar große „Hendricks Park Rhododendron Garden“ mit über 6.000 teils seltenen Pflanzenarten. Der Garten ist täglich geöffnet, die Hauptblütezeit reicht von Mitte April bis Mitte Mai.

Ashland: Shakespeare im Schatten des Vulkans

Fährt man von Eugene aus auf der schnellsten Nord-Süd-Route des Westens, der Interstate 5, weiter nach Süden, erreicht man kurz vor der kalifornischen Staatsgrenze Ashland, das etwa auf halber Strecke zwischen San Francisco und Portland liegt. Ihren Namen verdankt die Stadt den nahen Vulkanen, ihren Ruhm hingegen einem Herrn, mit dem man an diesem Ort kaum rechnet: „Das Shakespeare-Festival ist Ashland, und Ashland ist das Shakespeare-Festival“, heißt es auf einer Ashland-Website über die 20.000-Einwohner-Stadt. Tatsächlich sind es weder die herrliche Landschaft noch die zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, die viele Besucher in die Stadt locken, sondern ein Kulturereignis, das seit nunmehr siebzig Jahren die Stadt prägt: Ashland steht neun Monate im Jahr ganz und gar im Zeichen des Barden aus Stratford. Ein paar Jahre älter als das Shakespeare-Festival ist übrigens das Southern Oregon University College (gegründet 1926), das Ashland auch zur Studentenstadt machte.

Bend: Stars und Sterngucker an der Biegung des Flusses

Wenn man von Ashland nun durch das Land der Vulkane wieder nach Norden fährt, erreicht man irgendwann Bend. Nachdem man über weite Strecken nur kleinere Siedlungen passiert hat, erscheint Bend mit seinen knapp 60.000 Einwohnern geradezu als Metropole im Herzen Oregons. Tatsächlich findet man hier alles, was man möglicherweise auf der Fahrt durch Wildnis und Halbzivilisation vermisst hat – eine vibrierende Restaurantszene, stilvolle Weinlokale und nicht zuletzt ein ansehnliches Angebot an Geschäften und Unterkünften. Ursprünglich hieß die Stadt „Farewell Bend“ nach einer gleichnamigen Biegung im Deschutes River, wo die Pioniere den Fluss das letzte Mal sehen konnten, bevor sie weiter nach Westen zogen. Der Abschied fiel diesen frühen Besuchern schwer, denn sie hatten hier die erste Region in Oregon gefunden, die üppig begrünt und mit reichen Wasservorkommen gesegnet war. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Flüsse und Seen zum Angeln, Wälder zum Wandern, Berge zum Skifahren und sattgrüne Golfplätze gehören immer noch zu den Hauptattraktionen für Besucher. Die Kombination von guter Infrastruktur und typischer „Western“-Landschaft lockte auch schon manchen Filmemacher aus Hollywood hierher. „Stars“ sieht man hier aber nicht nur bei Dreharbeiten: Wegen der klaren Luft hat die University of Oregon in Bend eine Sternwarte eingerichtet, das Pine-Mount-Observatorium. Von Mai bis September können auch Besucher dort freitags und samstags den Sternenhimmel betrachten.

Pendleton: Hauptstadt des „wilden Ostens“

Noch ein kleines Stück weiter nördlich und ein gutes Stück weiter östlich gelangt man auf der Städtereise durch Oregon schließlich nach Pendleton – mitten im „Outback“, dem „wilden Osten“ des Bundesstaates. Pendleton lag einstmals, wie viele andere Städtchen in dieser Gegend, am historischen „Oregon Trail“, der wichtigsten Route der großen Siedlertrecks. Heute ist Pendleton mit seinen knapp 17.000 Einwohnern hauptsächlich ein Umschlagplatz für Vieh, Weizen und Erbsen. Weithin bekannt ist die Stadt aber vor allem für das jährliche „Pendleton Round-up“ Mitte September, ein Rodeo und eine Westernparade mit echten Cowboys und echten Indianern. Einen einzigartigen Blick in die Vergangenheit der Stadt bieten hingegen die „Pendleton Underground Tours“- www.PendletonUndergroundTours.org : Sie führen neugierige Besucher in den Rotlichtbezirk und zeigen den Westen von seiner wildesten Seite – aber keine Angst: Die anderthalbstündigen Touren sind jugendfrei. Für zehn Dollar pro Kopf finden sie vier- bis sechsmal pro Woche zwischen 9:30 und 15:00 Uhr statt.

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