Salon des guten Geschmacks

Mit fast 173.000 Besuchern konnte der Salone del Gusto in Turin, der vor wenigen Tagen erfolgreich zu Ende ging, einen Zuwachs gegenüber 2004 um 23 Prozent verzeichnen. Die internationale Feinschmeckermesse ist sowohl eine Verkaufsveranstaltung als auch Schaufenster für besonders gute Traditionsprodukte, zunächst nur aus Italien, heute auch aus anderen Ländern und Kontinenten. Der Veranstalter, Slow Food International, verfolgt mit dieser Messe sein originäres Ziel: Unverfälschten Genuss bei purer Lebensfreude sowie traditionelle Lebensmittel und deren Zubereitung als ein Kulturgut zu bewahren und weiter zu tragen.

Unverfälschten Genuss präsentierte während der Ausstellung auch der Einzelhandelsverband von Alessandria, Piemont, die Associazione Commercianti della Provincia di Alessandria (Ascom). Alessandria ist kaum eine Autostunde von Turin entfernt. Typische Produkte der Region werden appetitlich serviert und sorgen bei manchem Besucher für Aha-Erlebnisse. „Unsere Gäste sind immer wieder erstaunt ob der Vielfalt und Einzigartigkeit der hier präsentierten Lebensmittel, aber begeistert“, resümiert Luigi Boano, Präsident des Ascom Alessandria. Beispiel: Filetto Baciato. Schweinefilet, umhüllt von Salami, präsentiert sich in einem intensiven Rosa und hat ein delikates charakteristisches Aroma. Das „geküsste Filet“ wird in feinen Scheiben beispielsweise zu Weißbrot serviert, wie auch der Robiola di Roccaverano, ein butterweicher Rohmilchkäse, und eignet sich hervorragend zum berühmten „Aperitivo“, dem Gläschen Wein kurz vor dem Abendessen. Herzhaft und leicht, so wie es nicht nur die Italiener lieben.

Auch Alkoholisches lockt den Feinschmecker. Ganz besonders macht den Grappa aus Ovada, einer Stadt in Alessandria, sein einzigartiges Herstellungsverfahren. Bei Silvano d’Orba wird der „Grappa con alambicco a bagnomaria“ mittels Destillation im Wasserbad handwerklich hergestellt. Grundlage ist dabei ausschließlich der frische Trester, der bei der Erzeugung von Spitzenweinen wie Nebbiolo, Dolcetto und Barbera entsteht. „Traditionelle und schonende Herstellungsverfahren sowie hervorragende Zutaten sind das Geheimnis unserer Lebensmittel“, erklärt Boano.

Tradition gilt auch für eine Spezialität, die in Europa schon fast vergessen ist und dereinst neben Zitronen und Sauerkraut als Basislebensmittel der Seefahrer galt: Stockfisch. Richtig zubereitet wird der in Salz konservierte und getrocknete Fisch zur Delikatesse. Für die Zubereitung braucht es Zeit. „Aber die muss man sich nehmen, um dem Gast etwas wirklich Delikates zu servieren“, weiß auch Beppe Sardi, Spitzenkoch aus Alessandria. Eine Einstellung, die auch Slow Food International vertritt. Der „Salone del Gusto“ gibt dem Verband Recht. Und uns hierzulande Gelegenheit, einmal wieder darüber nachzudenken, ob Pommes und Burger wirklich so viel Zeit sparen, dass man darüber auf Spezialitäten wie Filetto Baciato oder „stoccafisso“ verzichten mag.

Sende
Benutzer-Bewertung
0 (0 Stimmen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.