Das deutsche Au-pair Wesen steckt in der Krise. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage „Au-pairs in Deutschland“, die im Juni 2005 von der Dr. Walter GmbH vorgestellt wurde. Im Rahmen der Umfrage wurden deutsche Au-pair Agenturen gebeten, ihre Erfahrungen und Einschätzungen zum Jahr 2004 zu schildern. Damit beschreibt die Umfrage die wirtschaftliche Situation deutscher Au-pair Agenturen und berichtet über Entwicklungen und Trends im deutschen Au-pair Wesen.
Die ermittelten Umfrageergebnisse sind alarmierend: Fast ein Drittel der Agenturen bezeichnet die eigene wirtschaftliche Lage als kritisch oder schlecht. Die Agenturen konnten nur noch wenige Au-pairs in deutsche Familien vermitteln. Für viele Au-pair Bewerber ist Deutschland nicht mehr attraktiv – zum einen, weil die Bedingungen im Vergleich zu anderen Au-pair Ländern schlechter sind. Zum anderen berichten die Agenturen, dass in 2004 mehr bürokratische Hürden bei einer Vermittlung zu überwinden waren: Visa-Anträge von Au-pair Bewerbern wurden verzögert bearbeitet oder vermehrt abgelehnt. Die Agenturen kritisieren diese unnötigen Erschwernisse – zumal die Nachfrage von Gasteltern nach Au-pairs ansteigt und die Agenturen längst nicht allen Familien ein Au-pair vermitteln konnten. Deshalb fordern Agenturen die Stärkung des Au-pair Standorts Deutschland. In diesem Zusammenhang setzen sich die Agenturen auch für einen einheitlichen Sprachtest bei den Botschaften ein. Sehr positiv bewerten die Agenturen die zum 1. Januar 2006 geplante Taschengelderhöhung auf 260 Euro.
Im Rahmen der Umfrage beziehen viele Agenturen auch zum viel zitierten Thema „Missbrauch von Au-pairs als billige Arbeitskräfte“ Stellung und verpflichten sich freiwillig zur Einhaltung hoher Qualitätsstandards. Au-pairs sind junge Leute, die im Rahmen eines internationalen Kulturaustausches nach Deutschland kommen, dem Status nach einem „Betreuungsverhältnis besonderer Art“ unterliegen und damit schutzbedürftige Personen sind. Die Agenturen erheben Einspruch dagegen, dass Au-pairs ohne beratende und betreuen-de Agenturen nach Deutschland kommen dürfen und dann ohne Kenntnis der Behörden ausgebeutet werden. Da die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle überwiegend in dieser großen Grauzone stattfinden, fordern die Agenturen zum Schutz der Au-pairs die Einführung einer Agenturenpflicht.
An der Umfrage nahmen im Februar 2005 über 20 Prozent aller deutschen Au-pair Agenturen teil. Die Ergebnisse sind damit statistisch repräsentativ. Durchgeführt wurde die Studie von der Dr. Walter GmbH, einem Versicherungsmakler, der im Au-pair Bereich aktiv ist und sich seit über 40 Jahren für eine Stärkung des Au-pair Wesens in Deutschland einsetzt. Die Studie kann gegen eine Schutzgebühr von 9,95 Euro über www.au-pair-agenturen.de bestellt werden.