Als „völlig überzogen und nicht gerechtfertigt“ kritisiert die AK die für Herbst angekündigten Preiserhöhungen für Lebensmittel. Eine Analyse zeigt: Weder die Löhne noch höhere Energiekosten oder höhere Preise für Agrarprodukte rechtfertigen diese Preissteigerungen. Die Lohnsteigerungen liegen weit unter den angekündigten Teuerungen und die Energiekosten für die Industrie sind deutlich niedriger als für Haushalte.
„Und wenn die Unternehmen mit den Agrarpreisschwankungen argumentieren, frage ich mich schon: Warum werden eigentlich Brot oder Semmeln für die Konsumenten nicht billiger, wenn der Getreidepreis sinkt?“, sagt Maria Kubitschek, Leiterin des AK Wirtschaftsbereichs.
Die AK fordert daher: Keine überzogenen, nicht gerechtfertigten Preiserhöhungen; nicht nur Preissteigerungen sondern auch Kostensenkungen, etwa bei Agrarprodukten, müssen an die Konsumenten weiter gegeben werden; die Löhne der ArbeitnehmerInnen in der Lebensmittelindustrie müssen im Gleichschritt mit den Preissteigerungen steigen.
Lohnsteigerungen weit unter den angekündigten Teuerungen
Der Jahresproduktionswert der Lebensmittelbranche stieg im letzten Jahr um 1,7 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro, während die Lohn- und Gehaltssumme der Branche nur um 0,7 Prozent stieg und die Beschäftigung um 0,6 Prozent zurückging. Somit ist der Anteil der Lohnkosten in der Lebensmittelproduktion im Durchschnitt gesunken und nicht gestiegen.
Bei den bereits abgeschlossenen Kollektivvertragsverhandlungen konnte die Gewerk-schaft zwei Prozent bzw 2,1 Prozent Lohnerhöhungen erreichen, die aber unter den an-gekündigten Preissteigerungen liegen.
Energiekosten für Industrie niedriger als für Haushalte
Von der Liberalisierung bei Strom und Gas haben die Großabnehmer besonders profitiert, während die Haushalte mehr zahlen. Bei Treibstoffen sind die Preise bekanntlich in letzter Zeit enorm gestiegen, der Kostenanteil der Transportkosten bei Lebensmittel liegt allerdings durchschnittlich nur bei 2,2 Prozent – die Energiekosten können demnach auch nicht Auslöser für die angekündigten Teuerungen sein.
Agrarpreisschwankungen im richtigen Verhältnis weitergeben
Kräftige Preissteigerungen bei Lebensmittel durch gestiegene Agrarpreise sind in den wenigsten Fällen gerechtfertigt. Bei vielen Lebensmitteln ist ihr Anteil an den Gesamtkosten nur sehr gering. Bei Brot machen die Getreidepreise nur etwa zwei Prozent aus. Wenn die Preiserhöhung also nicht an die Bauern weitergegeben wird, darf auch nicht dieser Eindruck bei den KonsumentInnen erweckt werden.
Im Falle hoher Erntemengen und geringer Nachfrage kommt es allerdings auch immer wieder zu sinkenden Agrarpreisen. Bei Lebensmitteln mit einem höheren Agrarpreisanteil müsste sich demnach auch eine Verbilligung der Agrarpreise auf diese Lebensmittel auswirken – Ankündigungen in diese Richtung gibt es aber keine.