Endverbraucher müssen sich in den nächsten Monaten auf drastische Strompreissteigerungen einstellen. Diese Prognose gab Prof. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gegenüber dem ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus ab (Dienstag, 16.8., 21.55 Uhr im Ersten). Die Energieexpertin, die die Auswirkungen der Großhandelspreise an der Leipziger Strombörse auf die Verbraucherpreise untersucht, geht von Erhöhungen von bis zu 30 Prozent aus. „Vielleicht ist es etwas weniger, weil die direkten Preissteigerungen nicht unmittelbar, oder eins zu eins umgelegt werden, aber in der Bandbreite von 25 bis 30 % wäre eine Strompreissteigerung möglich.“
Die Stromkonzerne selbst nennen bislang keine konkreten Zahlen. Auf Nachfrage von „Plusminus“ nennt der größte deutsche Stromversorger rwe als wichtigen Grund für künftige Erhöhungen ausdrücklich die hohen Preise für Emissionszertifikate. Diese müssen die Stromerzeuger seit Anfang des Jahres für den Ausstoß von Treibhausgasen erwerben.
Doch die Zertifikate für das laufende Jahr haben die Konzerne von der Bundesregierung fast vollständig kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Dazu Bundesumweltminister Jürgen Trittin gegenüber „Plusminus“: „Wenn sie das Geschenk (…), das im Laufe der Zeit mehr wert wird, dazu benutzen, Stromkunden abzuzocken, dann ist das in der Tat ein Missbrauch der Markt macht.“
Auch der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel, CDU, rechnet mit zweistelligen Preissteigerungen für Strom. Eine nachvollziehbare Begründung sei für ihn aber nicht zu erkennen: „Deswegen ist das Kartellamt in der Tat aufgerufen, hier näher draufzuschauen ob es sich nicht um einen Missbrauch von marktbeherrschender Stellung handelt.“