Wirtshaus Schildhorn – Berlin

Kantinenfraß in traumhafter Umgebung – Restaurantkritiker Niko Rechenberg warnt

Berliner Ausflugslokale am Wasser haben etwas Masochistisches an sich. Es sind zumeist traumhaft gelegene Orte, wie die ehemaligen „Wannseeterrassen“, die „Tegeler Seeterrassen“ oder das „Blockhaus Nikolskoe“. Versteckte Idyllen mit sensationellem Blick aufs Wasser.

Leider jedoch scheint den Berlinern das auch schon zu reichen. Dafür nehmen sie häufig einen Service in Kauf, der schnodderiger und schlechter als an einer Autobahnraststätte ist. Sie lassen sich mit Gerichten abspeisen, als wären sie in ihrer Betriebskantine und würden deshalb nichts anderes erwarten.

Und dann gibt es noch einen Klassiker, der lange geschlossen war: das „Wirtshaus Schildhorn“. Herrlich an der Havelchaussee am Wasser gelegen. Die Fahrt dorthin ist die sicherlich schönste Cabrio-Route, die eine Großstadt weltweit zu bieten hat. Eine Bucht reiht sich an die andere, der Weg führt durch den schattigen Grunewald.

Wenn ich mich nicht wenigstens in dieser Kolumne beschweren könnte, hätte ich die traditionsreiche Lokalität auf kulinarisches Schmerzensgeld verklagen müssen. Selten habe ich in der Gastronomie derlei viel Ignoranz erlebt.

Für einen Sonntagmittag ist es erstaunlich leer, wahrscheinlich hat sich das Niveau herumgesprochen, das uns erwartet. Von den rund 200 Plätzen direkt an der Bucht der Jürgenlanke sind vielleicht ein Dutzend Tische belegt. Trotzdem gibt es nur eine einzige Kellnerin. Die Geschäftsführung hat offensichtlich inzwischen selbst aufgegeben, ein gutes Geschäft machen zu wollen.

Nun, wir nehmen die außergewöhnlich langen Wartezeiten in Kauf, wir sind in netter Gesellschaft und haben einen prachtvollen Ausblick. Für das Essen reichen wenige Worte. Die provenzalische Salatvariation mit frischen Kräutern und gebratenem Ziegenkäse im Schinkenmantel (9 Euro) ist weder provenzalisch noch mit frischen Kräutern bestückt, der Schinkenmantel ist fast roh und der Ziegenkäse kalt. Hier hätte der Käse viel länger in der Pfanne gebraten werden müssen. Mangelhaft!

Die Seezunge im Weißweinsud mit Käse und Tomaten gratiniert (10,50 Euro) ist genießbar, ungefähr der Standard einer entsprechenden Iglu-Alupackung aus der Mikrowelle. Die Große Salatvariation mit Meeresfrüchten und gebratenen Scampi (13 Euro) besteht aus kaltem Meeresfrüchtesalat aus der Plastikkiste, in dem Haufen sind die beiden gebratenen – aber kalten Scampi – kaum zu finden.

Einzig der Havelzander mit Sahnespinat und Kohlrabi-Kartoffel-Püree (17,50 Euro) ist ein einigermaßen gelungener Gang mit einer gewissen Mindestfrische.

Jedes einfache Biergartenessen kann hier mithalten. Dafür aber bezahlt der Gast gehobene Restaurantpreise, die für das Gebotene eine Unverschämtheit sind. Da gibt es nur eines: Entweder nicht hingehen oder nur ein Bier bestellen.

-Wirtshaus Schildhorn
Straße am Schildhorn 4a, Tel: 30 88 35 00,
www.wirtshaus-schildhorn-berlin.de

Öffnungszeiten: im Sommer täglich ab 12 Uhr Karten: derzeit nur Bargeld
Plätze: über 200

Fazit: Eines der schlechtesten Essen während meiner knapp 30 Jahre in Berlin. Das ist auch eine Leistung! Nikolas Rechenberg

Der Gastronom Gerhard Schoolmann meint zu der Gastrokritik, die zuerst in der WAMS erschien, in seinem Blog www.abseits.de: „Professionelle Restaurantkritiker besuchen Restaurants wenigstens zweimal, bevor sie es in den Himmel loben oder vernichtend kritisieren. Sie wissen, daß es auch so etwas gibt wie Tagesform und – zumindest in der Sternegastronomie – von ihren Worten Existenzen abhängen können.“

Gourmet Report meint dazu: Natürlich hat Gerhard Schoolmann Recht, wenn er es auf die Sterne Gastronomie bezieht. Hier geht es aber eindeutig nicht um eine Sterneküche, sondern um ein Ausflugslokal, wenn auch mit hohen Preisen. Wem wäre zuzumuten, ein 2.Mal dort hinzugehen?
Hat der zahlende Gast nicht auch das erste Mal das Recht, einwandfreie Speisen zu bekommen?! Es gibt einfach Läden, vor denen nur gewarnt werden kann. Wirtshaus Schildhorn wäre wohl ein lohnender Auftrag für Ralf Zacherl und seine Kochprofis 😉

Gourmet Report kann noch einen draufsetzen, was Berliner Ausflugsgastronomie angeht, das Köpenicker Neu-Helgoland Restaurant. Da sollte man auch nicht hingehen! Auf jeden Fall nicht zum Essen!
www.neu-helgoland.de

Nikos Weinwelten – DAS Weinblog:
www.wams.de/z/plog/blog.php/nikos_weinwelten

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2 Antworten auf „Wirtshaus Schildhorn – Berlin“

  1. Ich kann dieser Kritik nicht wirklich zustimmen, da das Wirtshaus Schildhorn eines der für mich schönsten Restaurants in Berlin wenn nicht sogar Deutschland ist. Davon mal abgesehen das es schön ist schmeckt mir das Essen was dort zubereitet wird vorzüglich auch wenn es keine Sternenküche ist! Außerdem ist es mir bis jetzt auch noch nicht passiert das das zubereitete Essen noch nicht fertig bzw kalt serviert wurde. Also ich denke das der Herr Rechenberg einfach nur einen schlechten Tag erwischt hat oder es ihm halt nicht schmecken will. Zum Abschluss möchte ich sagen das es mir persönlich besser in einem „normalen“ Restaurant besser schmeckt als in einem „Sterne“ Restaurant.

  2. Ich kann dieser Kritik nicht wirklich zustimmen, da das Wirtshaus Schildhorn eines der für mich schönsten Restaurants in Berlin wenn nicht sogar Deutschland ist. Davon mal abgesehen das es schön ist schmeckt mir das Essen was dort zubereitet wird vorzüglich auch wenn es keine Sternenküche ist! Außerdem ist es mir bis jetzt auch noch nicht passiert das das zubereitete Essen noch nicht fertig bzw kalt serviert wurde. Also ich denke das der Herr Rechenberg einfach nur einen schlechten Tag erwischt hat oder es ihm halt nicht schmecken will. Zum Abschluss möchte ich sagen das es mir persönlich besser in einem „normalen“ Restaurant besser schmeckt als in einem „Sterne“ Restaurant.

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