Junge Menschen empfinden die Stimmung in Deutschland zwar als depressiv, sehen ihrer eigenen Zukunft aber mit Zuversicht entgegen. Das ist eines der Ergebnisse einer großen, repräsentativen Umfrage, die der stern und sein junges Magazin NEON unter 2000 Deutschen im Alter von 18 bis 30 Jahren gemacht hat. Die jungen Erwachsenen wurden vom Meinungsforschungsinstitut Forsa zu ihrer politischen Haltung, dem Verhältnis zu ihren Eltern, zu Liebe und Sexualität sowie Geld und Beruf befragt.
Im Einzelnen beurteilten 66 Prozent der jungen Leute die Stimmung im Land als niedergeschlagen, 61 Prozent sind pessimistisch. In ihre eigene Zukunft sehen sie aber hoffnungsvoll (54 Prozent) und optimistisch (45 Prozent).
Sollte es mit den beruflichen Wünschen in Deutschland nicht klappen, kann sich jeder Zweite vorstellen, in einem anderen Land zu leben. Spanien liegt als Wunschziel vorne, gefolgt von den USA und Italien. In Deutschland ist München die beliebteste Stadt, knapp vor Berlin und Hamburg.
Bei der kommenden Bundestagswahl liegt die CDU-Kandidatin in der Gunst der Befragten leicht höher als der Amtsinhaber von der SPD: 34 Prozent hätten gerne Angela Merkel als Kanzlerin, 30 Prozent favorisieren Gerhard Schröder. Dabei ist das Vertrauen der Jungen in die Politik erschreckend gering: 71 Prozent glauben, dass alle oder die meisten Politiker lügen.
Das Verhältnis zu den Eltern ist dagegen harmonisch. Mit ihrer Mutter verstehen sich 82 Prozent gut oder sehr gut, mit dem Vater 68 Prozent. Drei von vieren würden später ihre kranken Eltern pflegen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Für ihr eigenes Alter sorgen bereits 71 Prozent vor.
Ungebrochen ist der Glaube an die große Liebe: 80 Prozent sind sich sicher, dass es sie gibt, 70 Prozent wünschen sich Kinder und 53 Prozent wollen – egal, was kommt – mit dem derzeitigen Partner gemeinsam alt werden.
Das Streben nach Harmonie und Sicherheit der jungen Menschen führt der Siegener Jugendforscher Jürgen Zinnecker im stern-Interview auf die vielen Unsicherheitsfaktoren in der Gesellschaft zurück: Die Berufssituation, die Demografie, das Wirtschaftswachstum und die Werte seien offen und instabil geworden. „Junge Menschen versuchen dort anzudocken, wo es Verlässlichkeit gibt“, sagte Zinnecker.
Zum Weltjugendtag diese Woche in Köln hat der stern die jungen Erwachsenen auch zu ihrer religiösen Einstellung befragt. Danach glauben 45 Prozent an einen Gott, 16 Prozent an eine andere höhere Macht. 37 Prozent der Befragten glauben an keines von beiden. Jeder Dritte betet regelmäßig oder zumindest ab und zu.
Datenbasis Jugendumfrage: 2003 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger im Alter von 18 bis 30 Jahre; befragt vom 27. Mai. bis 29. Juni. Auftraggeber: stern und NEON.
Datenbasis Weltjugendtag: 1001 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger; befragt vom 26. Juli bis 2. August, Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte, Auftraggeber: stern.
Die ausführlichen Umfrageergebnisse veröffentlicht der stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe, NEON in einer großen Titelgeschichte am 22. August 2005.