Dieses Jahr wollten wir zum Heiligabend mal keine Wiener mit Kartoffelsalat essen, sondern die gebeutelte Gastronomie unterstützen. Das Weihnachtsessen im Borchardt.
Weihnachtsessen im Borchardt, Berlin
Zuerst wollten wir ins Hugos zu Eberhard Lange im Berliner Interconti Hotel gehen. Sternekoch Lange bietet ein sehr interessantes Menü an.
Sehr viel Geld für drei, aber bei Eberhard Lange und Team kamen wir noch nie unzufrieden raus. Da hat man quasi die Glücklichsein-Garantie und die ist ja auch viel wert. Nicht nur die Küche ist perfekt, auch der Service ist gut!
Leider dachten sehr viele Leute so wie wir und das Hugos war bereits Anfang November komplett ausverkauft!
Ein anderer Vorschlag war das Xantener Eck. Sozusagen der Gegenentwurf vom Hugos. Eine sympathische Berliner Eckkneipe mit akzeptabler Küche. Aber für Weihnachten? Obwohl – die Gans, die wir da mal aßen, war saftig, knusprig und auch noch recht preiswert. (24,90 €). Vermutlich eine polnische Gans. Aber tadellos!
Dann lasen wir im Tagesspiegel, dass es im Borchardt Gans zu Weihnachten gibt. Das Borchardt schätzen wir für die gute Atmosphäre und das Wiener Schnitzel. Also haben wir für 18 Uhr gebucht.
Einen Tag vorher rief das Borchardt an und fragte, ob wir schon um 17.45 Uhr kommen könnten, was wir gerne gemacht haben.
Ganz pünktlich waren wir da und bestellten drei Glas Champagner, und drei mal die Gans (Keule, Brust, Kloß, Grünkohl und Rotkohl – 43 €). Unser Jüngster ist leider vorher eingeschlafen und verpasste alles in seinem Kinderwagen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut kleine Kinder in lebhaften Restaurants schlafen können.
Nach einiger Zeit kamen dann die drei Teller. Halb angewärmte Gänseteile, teilweise verbrannt, aber nie knusprig und innen selbst in der Keule ausgetrocknet. Fast kalter Kohl und partiell komplett versalzen.
Originellerweise beschwerte sich meine Frau über zu viel Salz, was noch nie vorkam. Normalerweise bin ich der Salzsensitive. Ich hatte aber Glück und nicht so viel Salz abbekommen.
Ich habe mich nicht beschwert, weil Heiligabend war. Das Essen war aber daneben und deutlich unter Borchardt Standard!
Der Kellner kam dann und fragte meinen älteren Sohn, ob alles okay sei. Junior machte ein Geräusch, worauf der Kellner vergnügt „Sehr gut“ grunzte. Da musste ich dann doch einschreiten und sagen „Nichts gut!“.
Denn das Essen war eine Frechheit. Die Gans wurde vermutlich irgendwann gebacken und wartete portioniert auf uns, damit die Teile jetzt noch einmal erhitzt werden können. Den Kohl hat wohl man vor dem Service erwärmt, jetzt kam er handwarm auf den Teller. Und am Ende haut ein Depp noch einmal kräftig Salz über die wartenden Teller. Auf einem etwas viel, auf dem anderen kaum. Alles zusammen recht lieblos!
Nun kam unser Kellner wieder und meinte, der Koch sagt, die Sauce sei nicht versalzen. Das bedeutete wohl übersetzt, das meine restlichen Kritikpunkte stimmen. Und der Koch hat auch Recht: Die Sauce wird erst dann versalzen, wenn man am Ende das Salz a la Nusret Gökçe rüberstreut. Hauptsache viel. Hoffentlich bekamen die Gäste nach uns weniger Salz und warmes Kraut zur vermutlich immer noch trocknen Gans.
Der sehr freundliche Kellner hat uns angeboten, dass Essen noch einmal frisch machen zu lassen. Wie soll das gehen? Eine ausgetrocknete Gans wird man wohl nicht wieder saftig und knusprig bekommen. Wir lehnten dankend ab und haben nach 39 Minuten im Restaurant nach der Rechnung gefragt. Auf Dessert hatten wir keine Lust mehr. Die Aufenthaltslänge ist für uns ein Rekord.
Ein Lob gibt es trotzdem: Der Ruinart Champagner (18 €) war tadellos!
Am Abend, als ich das schreibe, klagen wir alle über salzige Lippen und trinken Wasser wie die Weltmeister. Als ob wir schlechte Pizza aßen! 😉
Fazit: Kulinarisch gesehen ein unergiebiger Abend. Vorteilhaft ist, dass wir uns nicht weihnachtlich überfressen haben. Würden wir wieder ins Borchardt gehen? Ja, sogar gerne. Aber dann zum Wiener Schnitzel. Das sah am Nebentisch auch gut wie immer aus! CR
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Weihnachtsessen im Borchardt, Berlin
Zusammenfassung
Weihnachtsessen im Borchardt: Die Gans war ausgetrocknet, der Kohl kalt und alles salzig. Aber der Champagner war prima!