Inmitten der sanft geschwungenen Hügeln der Südpfalz, in Kapellen-Drusweiler, liegt das Weingut JEAN RAPP. Der Gutshof aus dem Jahr 1782 ist nunmehr die Heimat von Frank Kayser, den wir 2018 im Weingut Hirth in Obersulm-Willsbach kennengelernt haben. Frank Kayser und seine Ehefrau Sina haben es sich zur Aufgabe gemacht, das traditionelle Weingut in die Zukunft zu führen.
Frank Kayser hat sich zu meiner großen Freude darauf eingelassen ein schriftliches Interview zu geben, nachdem die Coronakrise Reisen durch Deutschland doch recht erschwert hat.
Hier nun das Interview:
Bernhard Steinmann (B.St.): Sie haben Württemberg verlassen und in der Pfalz eine neue Heimat gefunden. Wie kommen Sie in dem neuen „Sprachraum“ – die lokalen Dialekte sind nicht einfach zu verstehen – zurecht?
Frank Kayser (F.K.): >> Lacht << Naja, als gebürtiger Südbadener, der lediglich von der anderen Rheinseite kommt, ist uns die Pfalz doch um einiges näher und ähnlicher als Württemberg. Auch das Leben und der Umgang miteinander ist hier doch um einiges lockerer und entschleunigter als im industriegeprägten Heilbronner Unterland. Und mit dem Dialekt ist es wie im Urlaub, wir verstehen fast alles, sprechen selbst aber anders.
Frank Kayser (© Bernhard Steinmann)
B.St.: Die Coronakrise hat uns alle ausgebremst. Welche Auswirkungen hat die Krise auf Ihr Unternehmen?
F.K.: Speziell der Lockdown hat auch uns hart getroffen. Da wir viel an die Gastronomie und den Weinhandel liefern, war hier von heute auf morgen kein Absatz mehr da. Gleichzeitig durften auch wir nicht mit der eigenen Gastronomie im Weingut starten – das war nicht einfach, so ohne Einnahmen. Von der Arbeit her haben wir es hier im Betrieb und auf dem Land natürlich nicht so gemerkt wie in den Städten. Sämtliche Events im Weingut sind erst mal gestrichen, was wir ein bisschen damit abpuffern werden, indem wir die zweite Saisonhälfte der Straußwirtschaft 14 Tage früher beginnen. Mal sehen, was der Sommer so bringt.
B.St.: Die Südpfalz hat gute klimatische Bedingungen für den Weinbau. Wie sieht es mit dem Terrain aus, das doch einen wichtigen Faktor darstellt?
F.K.: Da haben Sie völlig recht. Die Südpfalz ist vom Klima her ganz anders als das restliche Anbaugebiet wie z.B. die Mittelhaardt oder ganz oben das Zellertal. Wir Winzer haben hier flache Lagen, schwere Böden und nicht zuletzt durch die unmittelbare Nähe zu Frankreich auch ein eher frankophiles Sortiment. Sämtliche Burgundersorten dominieren, vor allem die Weißen. Und dann gibt es hier viel Sauvignon Blanc und nicht ganz so viel Riesling wie in anderen Ecken. Und meiner Meinung nach ist das auch gut so. Wir lieben das burgundische und den Stil der Weine hier und können diesen auch hoffentlich ein bisschen mitprägen.
B.St.: Der Klimawandel nimmt sicher Einfluss auf die Arbeit im Weinberg. Können Sie vom Klimawandel profitieren?
F.K.: Ich gehe mal so weit und sage: derzeit profitieren noch alle weinbautreibenden Länder nördlich der Alpen. Endlich bekommen wir hier auch die roten Rebsorten vollreif und auch die internationalen Sorten. Beim Weißwein ist es ähnlich, nur dass man hier mittlerweile schon ein bisschen aufpassen muss, dass der Alkoholgehalt nicht zu hoch wird. Aber die Weine werden in den letzten Jahren definitiv deutlich besser als früher. Das Einzige was uns Winzern daran Kopfzerbrechen bereitet ist der total verschobene Rhythmus der Natur. Früher Austrieb, starker Wuchs im Frühjahr, trockene Sommer, frühe Ernten und hie und da die Wetterkapriolen.
B. St.: Eine ökologische Bewirtschaftung im Weinbau bedeutet Mehraufwand an Einsatz und Arbeit. Warum ist Ihnen eine Biozertifizierung dennoch wichtig?
F.K.: Das ist richtig. Uns geht es speziell um die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Weinberge und den Erhalt des kompletten Ökosystems Weinberg, mit all seinen Nützlingen und der Artenvielfalt der Pflanzen. Gemeinsam müssen es auch die konventionellen Landwirte schlichtweg in den nächsten Jahren schaffen, komplett auf synthetische Mittel zu verzichten. In allen Bereichen. Ein intakter Öko-Weinberg, ist etwas unglaublich Schönes. Und gesunde, intakte Trauben, geben auch einen guten Wein.
B. St.: Wie wichtig ist Ihnen die Tradition beim Erhalt des Weingutes und des Gutshofes?
F.K.: Sehr wichtig. Das Gut ist aus dem Jahre 1782. Anfangs als gemischter landwirtschaftlicher Betrieb und seit dem Ende des 2. Weltkrieges als reiner Weinbaubetrieb. In diesen Zeiten mussten sich die Gutsherren und ihre Familien immer wieder neu erfinden. Nach etlichen Generationswechseln und Namensveränderungen, wollen wir mit dem heutigen Gutsnamen JEAN RAPP wieder zurück zu den Wurzeln, den malerischen Gutshof erhalten – nicht verändern – und auch mit unserem Bio-Weinbau die althergebrachte Wirtschaftsweise anwenden, zugunsten der Natur und in alter Tradition.
B. St.: Was ist das Besondere am Weingut JEAN RAPP? Sind es die Weine aus der Burgunderfamilie?
F.K.: Auf jeden Fall. Ich liebe weiche, vollmundige Burgunder. Insofern ist es ein Segen alle diese Rebsorten im Portfolio zu haben. Vor allem Chardonnay und Auxerrois. Aber auch bei den Rotweinen setzen wir mit unserem beliebten Cabernet Sauvignon auf eine andere Karte, als die meisten Spätburgunder-Kollegen hier in der Region. Die Kunden schätzen das sehr. Ein neudeutsch „must taste“, ist auch unser Rosé-Sekt, brut, aus traditioneller Flaschengärung, der erst nach 18 Monaten degorgiert wird. Wir lieben einfach Schaumwein.
Frank und Sina (© Weingut JEAN RAPP)
B.St.: Wie viele verschiedene Weine produzieren Sie?
F.K.: Derzeit haben wir 18 Positionen auf der Preisliste und diesmal ganz typisch pfälzisch: nur vier davon sind rot. Auch einen Silvaner findet man bei uns. Ein alter Weinberg den wir von Hans Rapp übernommen haben bringt hier einen echt besonderen Tropfen hervor. Und vor allem nicht so säurebetont…
B.St.: Benötigt man für Weine tatsächlich unterschiedliche Gläser oder genügt ein Universalglas?
F.K.: Also, wir nehmen im Probierraum und in der Straußwirtschaft ein Universalglas. Zum normalen testen und vespern am Tisch genügt das völlig. Einzig bei schweren, gehaltvollen Roten, die viel Luft brauchen um zu zeigen was sie können, würde ich ein größeres Glas nehmen. Ansonsten sollte man dem Glas nicht zu viel zuschreiben. Wenn der Wein nichts zu zeigen hat, kann es ein Glas nicht retten.
B. St.: Sie sind nicht nur im Weinbau tätig sondern betreiben zusätzlich noch eine traditionelle Straußwirtschaft. Eine Tradition deren Ursprung Karl dem Großen zugeschrieben wird. Empfinden Sie dies als Mehrarbeit oder Abwechslung?
F.K.: Ja genau, wobei hier meine Frau Sina das Heft in der Hand hat. Wir halten uns tatsächlich auch noch an die damaligen Regeln. Wir dekorieren einen Raum um, in unserem Fall die Scheune – am beliebtesten ist es aber im Hof unter der Kastanie zu sitzen – und öffnen die erlaubten 16 Wochen im Jahr mit maximal einer Unterbrechung. Bei uns ist diese Pause im Juli. Eine Mehrarbeit ist dieses Thema auf jeden Fall, aber da es in unserem Weingut schon immer eine Straußwirtschaft gab, wollten auch wir weiterhin unseren Gästen die Möglichkeit geben, in unserem tollen Ambiente des Vierseit-Gutshofs zu verweilen und vor allem zu genießen. Wein und Essen, ist nunmal ein perfektes Paar. Und mit unserem tollen Team sehen wir die Gastro-Arbeit als willkommene Abwechslung. Es macht schon Spaß mit Leuten über Wein zu sprechen, Essen zuzubereiten und zu sehen wie die Gesichter strahlen und die Augen leuchten.