Nehmen wir mal an, wir planen einen Restaurantbesuch. Kein Geschäftsessen, nur ein enspannter Abend bei gutem Essen und gutem Wein. Keine Experimente, tolle Location, Entspannung, Sorglosigkeit und jede Menge Geschmacksnoten auf dem Teller. Die Antwort: Kevin Fehlings „Table“ in Hamburg.
Auf meinem Blog gibt es bereits Berichte zu Fehling, außerdem ein interessantes Interview. Daher kann ich mir eine detaillierte Vorstellung ersparen und gleich zum Wesentlichen kommen, dem Essen. Dabei lasse ich im Wesentlichen die Bilder sprechen.
Flowers for you
Guten Freunden gibt man eigentlich ein Küsschen. Hier gibt es einen Blumenstrauß. Essbare Blüten.
Nun habe ich ja schon viele Küchentrends erlebt. Nicht alles hat mir gefallen. Die Blumendeko bzw. Blütendeko gefällt mir nicht besonders. Dazu werde ich mich in meinem Jahresrückblick ausführlich äußern. Hier würde es den Rahmen sprengen und darüber hinaus Kevin Fehling nicht gerecht werden.
Macaron „Puttanesca“
Ei Carbonara
Ceviche vom Kabeljau
Unagi Bun
Insgesamt eine tolle Einstimmung, geschmacklich vielschichtig und von der gewohnt hohen Qualität.
Toro und Rücken vom Blauflossenthunfisch, Seeigelcreme, Lachskaviar, Wasabiperlen und braune Butter
Nachdem ich die Zubereitung in der offenen Küche einige Zeit verfolgt hatte, bekam ich regelrecht Heißhunger. Die moderne, wie soll es bei Fehling auch anders sein, Interpretation eines Thunfischgerichtes ist geschmacklich etwas ganz Besonderes. Besonders bemerkenswert waren die ausgezeichneten Schärfenoten, frisch und leicht süßlich.
Ungestopfte Gänseleber „LBE“, Rhabarber, Erdbeere, Waldmeister und Mandel
Fehling arbeitet am eigenen Mythos. Die ungestopfte Gänseleber „La Belle Epoque“ ist ein immer wieder veränderter Publikumsliebling und wurde von Travemünde nach Hamburg geschleppt. Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Variante.
Kaviar „AKI“ und Rindertatar, Yuzuperlen, Kartoffel-Dashi und Schaum
Hätte man mir die Fotos ohne Nennung des Koches gezeigt, ich wäre wohl nicht auf Kevin Fehling gekommen. Rein optisch hätte ich auf Alain Ducasse getippt, ohne Fotos und nur mit Nennung der Zutaten ist man schon eher bei Fehling.
Allein für dieses Gericht würde ich die langweilige Fahrt von Berlin nach Hamburg noch einmal unternehmen.
Carabinero, Krustenbraten, Chorizo, Aubergine und Tomatensud
Tolle Kombination, da waren wir uns mit unseren Sitznachbarn schnell einig.
Rehrücken mit Walnuss-Pfefferkruste, fermentierte Blaubeeren, Sherryessig-Hollandaise und Rosmarinjus
Tadelloser, geschmacklich beeindruckender Gang.
Kokos-Curry-Mousse, Mandel-Nougatine, Passionsfrucht und Urwaldpfeffereis
Pfirsichkuchen, Hefeeis, Lavendel, geflämmter Pfirsich und Karamellcreme
Ein perfekt gelunger Abschluss.
Cocktails
Smoky Berry
Lillet mit Apfel und Rucola
Gin-Melon-Sour
Wein und Service
Champagner Perrier Jouët
2017 Sauvignon Blanc, Fryer´s Cove, Südafr⁄ka
2016 Badstube Riesling-Kabinett, Wegeler, Mosel
2017 Bouzeron, de Villaine, Burgund
2017 L´Esprit de l´Horizon, Domaine de l´Horizon, Roussillon
2015 Teroldego, Faradori, Trentino
2016 Juracon „Clos Uroulat“, Charles Hours, Süd-West-Frankreich
2015 Auserde Riesling Auslese, Dreissigacker, Rheinhessen
Restaurantleiter und Maître-Sommelier David Eitel bot eine stimmige Weinreise in gewohnt uneitler und kundiger Weise an. Wir lassen uns gerne von seiner Auswahl überraschen und sind bisher sehr gut damit gefahren.
Der Service insgesamt ist freundlich, professionell, auskunftsfreudig und zurückhaltend.
FAZIT:
Das Menü, so mein Eindruck, unterliegt der Optimierung, der ständigen Verbesserung. Es entwickelt sich behutsam fort. Fehlings Kreativität scheint unbegrenzt wie seine weltoffene Herangehensweise.
Das Konzept des „Theken-Restaurants“, mittlerweile in der Sterneküche nicht mehr so selten, wirkt im „The Table“ noch immer elegant und luxuriös. Der Geräuschpegel im Restaurant war gewohnt leise. Fast ehrfürchtig bestaunen die Gäste eine Küchencrew, die mit der Pinzette einer ausgeklügelten Choreographie folgen.
Die einzelnen Kreationen sind von hohem Niveau, eine Steigerung innerhalb des Menüs daher kaum möglich. Es geht von Null auf 100 und bleibt so bis zum Ende.
Wie bereits anfangs gesagt: Wer einen sorgenfreien Abend plant, reserviert im „The Table“.