Bali

Wir besuchten Bali. Mehr um uns zu entspannen und weniger als Journalisten für den Gourmet Report.
Vorab: Bali ist eine Reise wert. Kulinarisch jedoch bis auf Ausnahmen eher langweilig.

Restaurant Locavore, Ubud, Bali
Restaurant Locavore, Ubud, Bali

Es fing holprig an: Nach einem verspäteten Qatar Airways Flug war unser Fahrer nicht am Flughafen, uns abholen. Da standen vielleicht 100 Fahrer mit Schildern ihrer zukünftigen Passagiere, aber unser war nicht dabei 🙁
Als wir nach 20 Minuten suchen gehen wollten, kam er aber: „Oh, Ihr seid schon da! Gab Stau!“. Willkommen in Bali.

Wir fuhren dann vom Flughafen direkt durch die dunkle Nacht nach Ubud. Unterwegs probierte ich, Geld am Automaten zu ziehen. Nur eine meiner drei Karten war erfolgreich und es gibt nur 1.500.000 IDR, knapp über 100 Euro. Und 4 Euro berechnet die Bank pro Abhebung …

Wir hatten das Udaya Resort & Spa ausgesucht. Da ist eine 10 min. Fahrt ausserhalb von Ubud.

The Udaya Resort Resort & Spa, Ubud, Bali

Das U-da-ya ist ein drei Monate altes 4 Sterne Haus, das wir aufgrund der guten Bewertungen und des günstigen Preises bei Booking  gebucht haben.
Bewertung von 97 % Begeisterung hielten wir für übertrieben, aber das Hotel war gut. Wir zahlten 72 Euro pro DZ inkl. Frühstück. Es gibt auch sehr schöne Pool-Villen. Sollten wir als Paar reisen, würden wir wohl so eine nehmen.
Die Mitarbeiter waren extrem freundlich, aber selten kompetent. Da fehlt noch einiges an Training.
Der Spa-bereich war sehr gut und relativ günstig, das Restaurant beim ersten Besuch gut, beim zweiten Besuch befriedigend. es wird nicht konstant gleich gearbeitet, die Leistungen variieren sehr stark.
Das Frühstück wird (sehr langatmig) serviert und es gibt vier verschiedene Frühstückskarten in der Woche, also alle drei Tage wiederholt es sich.  Die Unterschiede sind marginal, da könnte das Hotel noch aufholen, speziell was reifes Obst angeht.
Etwas störend ist, dass das Personal versucht, mit den Gästen zu fraternisieren. Das ist ganz nett gemeint, jedoch wenn man in angenehmen, tiefen Gesprächen mit der Familie versunken ist, dann stört der Kellner, der aus dem nichts kommt und dazwischen blöckt: „How was your day? What did you do yesterday?“ wissen will und sich auch nicht höflich abwimmeln lässt.
Das mag sich arrogant anhören. Ist aber nicht so gemeint. Wir alle arbeiten hart. Mein 11j Sohn hat einen Arbeitstag fast länger als der meine, da freuen wir uns im Urlaub endlich mal bei Tisch in Ruhe und ohne Zeitdruck zu quatschen. Und wir möchten eben nicht die Verpflichtung haben, dem Kellner zu erklären, was wir machten und was wir machen wollen, woher wir kommen und wohin wir gehen … Wir möchten unser Ding machen. Dafür bezahlen wir. Wir würden uns über professionelle Distanz freuen.

Das im Landesinneren gelegene Ubud gefiel uns gut. Besonders meiner Frau gefiel die kulturelle Vielfalt. Und uns allen gefiel der Affenwald, in dem die Affen mit den Menschen interagieren, wenn sie Lust haben.

Kulinarisch war Ubud auch prima. Wir hatten ein sehr gutes Essen im Locavore, #22 bestrestaurants in Asien, bestes in Indonesien. Ein holländischer Küchenchef kocht großartig. Rechtzeitig reservieren!
Den Imbiss „Locavore to go“, den die Restaurantmacher auch betreiben, braucht man nicht zu besuchen. Da war nichts Weltklasse. Nur etwas teuer.

Selber haben wir das Pica gefunden, das uns sehr gut gefiel. Der Chilene Cristian Encina hat es vor drei Jahren eröffnet. Es war jeden Abend ausgebucht. Zu Recht! Spitzenklasse!

Es war das erste Mal, dass wir bei einem Südamerikaner 100 % glücklich waren. Ein Muss! Wenn man nachmittags vorbei geht, kann man in der Regel für 18.15 Uhr (Küchenstart) einen Tisch bekommen.

Wer kulinarische Weltklasse sucht, kann diese in Ubud und Umgebung finden.

Nach sechst Tagen waren wir trotzdem ganz froh, dass es weiterging, obwohl noch viel zu sehen war. Wir werden wiederkommen nach Ubud.

Unser Fahrer kam diesmal nur 15 Minuten zu spät („Stau“). Es sollte in den Norden von Bali gehen nach Tejakula. Allerdings fuhr er uns zuerst zu recht hübschen, aber komplett von Touristen  überlaufenen Reisterrassen. Danach wollte er mit uns auf eine Luwak Kaffeefarm. Nachdem ich knapp 40 Reisebusse davor zählte, bat ich ihn weiterzufahren. Es kamen laufend neue „Kaffeefarmen“ und wir stoppten bei einer ohne Bussen. Wie sich herausstellte, sind das alles nur Pseudofarmen. Es sind Verkaufsstellen für Kaffee, die den Fahrern Provisionen zahlen. Allerdings wird einem die Materie gut erklärt. Und man darf mit so einem Luwak-Katzenbaby schmusen.

Luwak Baby
Luwak Baby

Es gibt ein Kaffee und Teetasting, Wenn man Luwak Kaffee probieren will, zahlt man jedoch 50.000 IDR (4 Euro) für eine Tasse.
Ganz ehrlich: Der Luwak Kaffee haute mich nicht vom Hocker. Das ist ein balinesischer Arabica mindestens genauso gut. Ich kaufte dort nur Kakao, denn dieser schmeckte mir gut. War aber auch nicht wirklich günstig.
Die Schokolade dagegen war eine Zumutung, mit Sojamilch und Palmöl.

Danach ging es weiter an einen aktiven Vulkan vorbei durch sehr dreckige, ärmliche Dörfer nach Tejakula. Dort mieteten wir eine Poolvilla mit zwei Schlafzimmern in den „Villas Tejakula“ für 225 Euro die Nacht. Auch dieses Hotel hatte fast 100 % Zustimmung bei TripAdvisor. Es ist auch ein Paradies.

Relax am eigenen Pool

Besonders gelobt wird der persönliche Service. Genau diesen mochten wir gar nicht. Als wir ankamen, gab es einen Anpfiff: Zwei Stunden zu spät seien wir gekommen. Ich hatte vorab gesagt, gegen drei würden wir kommen. Das stimmte. Aber wo war die Wichtigkeit? Beim Abendessen fielen die Augen des Inhabers fast in das Dekolletee meiner Frau, was sie sehr störte.
Nun hatten wir eine in sich abgeschlossene, paradiesische Pool-Villa, die wir natürlich nackt benutzten. Störend war es, dass alle Hotelmitarbeiter jederzeit ohne Warnung in unseren an sich gut abgeschirmten „Innenhof“ gekommen sind. Mein Sohn nannte das treffend „invading of my privacy“. Meine Frau bastelte dann ein DND Schild, das funktionierte und wir wurden nicht mehr gestört. Manche Probleme sind so einfach lösbar.

In unserer Villa fühlten wir uns trotz des extrem schlechten Internets wohl, ausserhalb im Hotelgelände kontrolliert.
Die Küche war nicht weiter erwähnenswert. Alles wird übergart. Das Frühstück, dass auch hier sehr langatmig serviert wurde, schnell eintönig. Das Obst, wie schon im Uduya, oft noch nicht reif. Leider gab es keine Espresso-Getränke. In der Nachbaranlage konnte man einen Cappuccino für 4 Euro trinken.

Wir sind oft in die Nachbaranlage gegangen, in der unser Sohn einen Tauchschein machte. Hier waren die Mitarbeiter genauso nett, aber wir hatten nicht diesen überwachenden Effekt. Die meisten anderen Gäste liebten jedoch den Austausch mit den Inhabern und lobten ihn besonders, wie wir dem Gästebuch entnahmen. Penetrant wurden wir schriftlich im Zimmer, bei Tisch und wer weiß sonst wo aufgefordert, die Villas auf Tripadvisor zu bewerten.
Ich habe einen leichten Schlaf, was in den Villas nicht gut ist, da sie im Prinzip null akustisch isoliert sind. Um 5 Uhr weckte mich fast täglich religiöser Gesang aus Lautsprechern. Danach krähten wilde Hähne.  Der Putzmann im Nebenhaus unterhielt sich um sieben laut mit seinen Kollegen …
Ich war immer müde dort, da ich zuwenig Schlaf bekam. Das war nicht erholsam für mich.

Fazit: das erste mal Bali war gut. Ubud Klasse, Tejakula wird uns wohl eher nicht noch einmal sehen. Landesküche etwas eintönig, aber gute Küchen sind zu finden!

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