Manche Dinge, lehrte die Gewohnheit im
Sowjet-Reich, ändern sich nie: die Bürokratie zum Beispiel, das Grau
im Alltag oder der Alleinvertretungsanspruch der KPdSU auf die
Wahrheit.
Und plötzlich änderte sich doch fast alles. Wer heute, 17 Jahre, nachdem Michail Gorbatschow den Eisernen Vorhang beiseite schob, die Russische Föderation bereist, findet ein völlig neues Land vor .
So
rasant erscheint der kulturelle und gesellschaftliche Umbruch, dass
man in den Großstädten kaum noch Spuren der sowjetischen
Vergangenheit sieht. Stattdessen verblüffen die Moskauer und St.
Petersburger mit einer Vitalität und Kreativität, sei es in der
Architektur, der Mode, der Kunst oder im Nachtleben, die auf
Westeuropäer durchaus schon exzessiv wirken kann.
Diesen rasanten Wandel zu beschreiben und zu beleuchten, haben
sich die Fotografen und Reporter des neu erschienen GEO-Special
Russland vorgenommen. Wie etwa funktioniert das moderne Moskau, das
„schnellste Pflaster“ Europas, eine Stadt, in der es fast keine
Arbeitslosigkeit gibt? Welche Voraussetzungen – und wie viele Jobs
gleichzeitig – brauchen Menschen, die in der Hauptstadt hoch hinaus
wollen? Wie kommt es, dass gerade St. Petersburg, die alte Zarenstadt
in ihrem historischen Gewand, die Kultur-Avantgarde des Landes
beherbergt? Einige der prominentesten und schillerndsten Künstler von
St. Petersburg haben sich für GEO Special in den Kulissen prächtiger
Adelspaläste inszeniert.
In den Tiefen dieses sich über zwei Kontinente erstreckenden
Riesenreiches haben die GEO-Reporter aber auch Gegenden aufgespürt,
in denen die Zeit wie festgefroren erscheint. Zum Beispiel auf der
Lena, einem der größten Ströme der Erde, bei stiller Flussfahrt durch
den Bauch von Sibirien bis zum Eismeer. Bei einem Abstecher in die
Einsamkeit eines westrussischen Dorfes, in dem eine junge
Amerikanerin Buch geführt hat über das bescheidene und anrührende
Leben ihrer 19 Nachbarn. Oder bei einer Wallfahrt zu Ehren des
Heiligen Nikolaj. Denn wer nie mit russischen Pilgern unterwegs war,
findet der Fotograf Tommaso Bonaventura, der tagelang mitmarschierte,
der könne Russland nicht verstehen – weder das alte noch das neue.
Das GEO Special Russland umfasst 154 Seiten, ist vom 7. Juni an im
Zeitschriftenhandel erhältlich und kostet 7,80 EUR.