Die „Gefährlichkeit“ von Kreuzkraut

Professor der Uni Bonn reagiert auf Millionenschäden nach Rucola-Handelsstopp und präzisiert Aussage über die „Gefährlichkeit“ von Kreuzkraut

Entgegen der Aussage vom 12. August, wonach ein versehentlicher Verzehr von Kreuzkraut zu schweren Gesundheitsschäden führen könne, relativiert Professor Dr. Gerhard Röder vom pharmazeutischen Institut der Universität Bonn jetzt die Stellungnahme seines Institutskollegen Dr. Helmut Wiedenfeld: Bei einem einmaligen versehentlichen Genuss von Kreuzkraut müssen Verbraucher mit keiner direkten „Schädigung“ rechnen – Die wirtschaftlichen Folgen eines amtlich nicht bestätigten Kreuzkrautstängel-Funds in einer Schale Rucola sind immens: Bis dato verzeichneten sechs Erzeuger der Mitte August gegründeten „Interessengemeinschaft Rucola Anbauer Pfalz“ Ernteausfälle von mehr als 1,5 Millionen Euro

Nach einem mehrtägigen bundesweiten Handelsstopp für Rucola und des daraus resultierenden Schadens für die Erzeuger von bis heute bereits mehr als 1,5 Millionen Euro hat Professor Dr. Gerhard Röder vom pharmazeutischen Institut der Universität Bonn jetzt reagiert und frühere pauschale Aussagen seines Institutskollegen Dr. Helmut Wiedenfeld in einem Medienbericht präzisiert. Das Fazit, das er in einem Bericht der „SWR Ländersache“ zog, lautet: Bei einem einmaligen versehentlichen Genuss von Kreuzkraut müsse man mit keiner „Schädigung“ rechnen!

Erstmals benannt: das konkrete Gefährdungspotenzial

Auf die Frage: „Wie gefährlich Kreuzkraut für den Menschen ist?“, erklärte Professor Dr. Gerhard Röder in dem Fernsehbericht weiter. Schädigungen der Leber würden erst dann auftreten, wenn Verbraucher regelmäßig über „mehrere Tage und Wochen“ täglich „15 bis 20 Gramm Kreuzkraut“ zu sich nehmen würden!

Nach einer nicht-amtlichen Analyse hatte Dr. Helmut Wiedenfeld vom pharmazeutischen Institut der Universität Bonn am 12. August 2009 in einer pauschalen Gesundheitswarnung hingegen vor schweren Leberschäden und Leberkrebs als mögliche Folgen des Verzehrs von Kreuzkraut gewarnt und damit eine regelrechte „Hysterie“ bei Medien, Handel und Verbrauchern ausgelöst. Der Anlass hierfür war ein – amtlich ebenfalls nicht bestätigter – Fund eines blühenden Kreuzkraut-Stängels in einer Packung Rucola. Diesen fand ein Mitglied des Arbeitskreises Kreuzkraut e.V. nach eigenen Angaben in einem Supermarkt in Norddeutschland.

Weiterhin zeigte der Bericht der SWR Ländersache-Redaktion, dass ein versehentlicher Verzehr von Kreuzkraut und damit eine Verwechselung mit Rucola – aufgrund strenger Qualitätsprüfungen auf Erzeugerseite, des andersartigen Aussehens und des untypischen Geschmacks von Kreuzkraut – sehr unwahrscheinlich ist. Eine Gefährdung der Verbraucher kann in der Praxis so gut wie ausgeschlossen werden.

Für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle, dass – trotz umfangreicher Qualitätssicherungen – doch einmal ein fremdes Blatt im Salat sein sollte, lautete das Fazit der Redaktion: Wer seinen Salat vor dem Verzehr wäscht und dabei eine andere Pflanze entdeckt, sollte diese nicht essen, sondern einfach aussortieren!

Ulrich Härtel, Sprecher der „Interessengemeinschaft Rucola Anbauer Pfalz“ begrüßt die aktuellen Aussagen: „Die Erklärungen von Professor Röder helfen den Verbrauchern, den Vorfall richtig einzuordnen. Der Genuss von Rucola ist gesund und stellt keinesfalls die behauptete Gesundheitsgefährdung dar!“

Dass sich das pharmazeutische Institut der Universität Bonn erst nach Medienrecherchen, rund 14 Tage nach den ersten pauschalen Aussagen zu einer Richtigstellung der Fakten bekannte, bedauert die Interessengemeinschaft. Aktuell wird geprüft, ob und gegen wen ggf. rechtliche Schritte und Schadensersatzansprüche eingeleitet werden.

Der vollständige Fernsehbeitrag wurde am 27. August 2009 um 20:15 Uhr in der Sendung „SWR Ländersache“ ausgestrahlt. Er ist unter www.swr.de abrufbar.

Wichtige Hintergrundinformationen

Die Mitte August neu gegründete „Interessengemeinschaft Rucola Anbauer Pfalz“ möchte den direkten Dialog mit dem Verbraucher sowie mit Entscheidern in Handel, Medien, Politik und Verwaltung stärken: Unter www.ig-qualitaetsrucola-pfalz.de gibt die Interessengemeinschaft, die derzeit aus sechs landwirtschaftlichen Betrieben in Rheinland-Pfalz besteht, Antworten auf alle aktuellen Fragen zum Thema „Verantwortungsbewusster Rucola-Anbau“.

Das Ziel ist es, die jüngste Verunsicherung infolge eines angeblichen Kreuzkrautstängel-Funds in Norddeutschland mit fachlich-fundierten Informationen und Fakten zu versachlichen und Zusammenhänge zu verdeutlichen.

Weitere Informationen sind abrufbar unter: www.ig-qualitaetsrucola-pfalz.de

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