Mandarin Oriental – Dinner bei Heston Blumenthal – ein Drei-Sterne-Restaurant in einem 5-Sterne-Superior-Hotel im Herzen von London am Hyde Park gegenüber dem Nobelkaufhaus Harvey Nichols: Das hört sich teuer und steif an!
Falsch! Falsch! Falsch! Es ist so richtig schön unbritisch. Und dabei doch Britisch. Heston Blumenthal und sein langjähriger Head-Chef Ashley Palmer-Watts haben einen wundervollen Ort geschaffen. Ein Ort des Geniessens. Ein Ort des Entspannends. Ein Ort der guten Küche. Ich muss mir hier keine Krawatte umbinden oder eine Jacke anziehen. Ich kam kommen, wie ich mag. Das machen die Gäste aus aller Welt und die Londoner auch. Jeder kommt, wie es ihm gefällt. Da ist die Dame im Dior Kleid mit Channel Tasche aber FlipFlops, der Herr im korrekten, dunklen Anzug, der Tourist mit T-Shirt und Turnschuhen. Und alle sind fröhlich. Das Personal ist mit 200 % dabei. Eifrig und heiter ohne übereifrig zu wirken.
Aber der Reihe nach.
Heston Blumenthal verbindet man mit der Fat Duck in Bray, dem englischen Dorf eine ¾ Stunde außerhalb von London mit sieben Sternen. Die Fat Duck ist neben dem elBulli das Aushängeschild der molekularen Küche. Im Dinner jedoch wurden historische Rezepte neu verwirklicht. Ganz spannend. Alte Rezepte wurden entfettet und verjüngt und begeistern.
Wir starteten mit einer Mandarine und Brot, der Meat Fruit. Die Mandarine war Tarnung. In ihr war Hühnerleber mit Foie Gras Mousse. So konnte man sich eine deftige Leberwurststulle schmieren. Klasse Anfang mit Aha Effekt. (15 GBP). Eines der ältesten Rezepte überhaupt, von ca. 1500. So etwas „vegetarisches“ lieben wir 😉
Danach ging es weiter mit „Dressed Snails“ als Vorspeise. Ein Salat aus 1884 mit Schnecken, Roter Beete und Salty Fingers und Rotwein Juice.
Tadellose Vorspeise. Gute Schnecken.
Zu den Schnecken haben wir einen 2010 Pinot Grigio von Schiopetto, Collio, Italien gehabt.
Als nächstes kam der Hauptgang. Meine Frau und mein Sohn wählten die Wachtel (um 1590) mit gekochtem Kohl, Zwiebeln und geräucherter Eßkastanie. Sie war begeistert, Junior gefiel mein Rochen besser. Mir auch. Der gebratene Rochen kam mit Admirals Sauce von 1826. Dazu gab es diverse Gemüse und dreifach fritierte Pommes mit Pilzketchup (4,75 Pfund Aufpreis). Der Rochen war absolut perfekt!
Meine Frau hatte zur Wachtel einen fantastischen 2009 Chianti Classico, Casale dello Sparviero, Italien und ich einen sensationellen 2012 Sauvignon Blanc von Ata Rangi aus Martinborough, Neuseland. Für zwei Glas Wein zum Menü zahlten wir je 16,90 GBP. Ein sehr korrekter Preis für London. Den Abend vorher waren wir in einem Kettenitaliener, Strada. Die nette italienische Bedienung warnte gleich als ich nach al dente fragte. Nudeln sind vorgekocht. Besser nicht nehmen! Der Wein war billig, wurde aber teurer als im Dinner by Heston Blumenthal verkauft. Da braucht man nicht mehr hin.
Unser Sommelier Stefan Neumann – ein Österreicher – begeisterte uns mit seinem Fachwissen genauso wie unser Kellner Michael Jantscher, ein weiterer Österreicher. Michael war immer zur Stelle wenn man ihn brauchte und wenn man gerade tief im Gespräch war, störte er nicht. Michael konnte jedes Gericht erklären. Ziemlich perfekt das Ganze!
Das ist das tolle an dem Konzept. Sie können dort ein leckeres Feinschmecker Menü genießen oder einfach nur ein super gutes Stück Fleisch mit sensationellen Pommes bestellen. Und bei den Getränken werden Sie auch nicht abgezockt. Die 1l englisches Flasche Mineralwasser (Tufapure SP) kostet 4,50 Pfund, Leitungswasser ist gratis. (Hoffentlich liest das Adlon mit! Es geht auch anders)
Zum Dessert wählten wir die Millionaire Tart, kristallisierte Schokolade mit Vanilla Eiskrem (ca. 1730). Junior gefiel das Eis, abe rnicht so die Schokolade, wir aßen beides gerne.
Danach wollte Küchenchef Ashley Palmer-Watts unserem Junior noch was Gutes tun und lud uns zum Eis ein. Michael Jantscher kam mit einem Wagen an unseren Tisch. Dort kippte er in einem Mixer auf Vanilla Milch/Yogurt flüssigen Stickstoff, so dass Eis entstand. Die Stickstoff-Wolken waren groß und alle im Restaurant freuten sich mit Junior. Es herrschte die ganze Zeit so eine angenehme heitere, beschwingt-fröhliche Atmosphäre im Restaurant.
Wie viele Sterneköche arbeitet auch Ashley Palmer-Watts gerne mit CHROMA type 301 . Design by F.A. Porsche – Kochmesser .
Zur Rechnung gab es dann noch mal ein Schokoladendessert mit Darjeeling Tee. Insgesamt zahlten wir zu dritt 160 Pfund, sowie 20 Pfund Trinkgeld (12,5 %) und weitere 10 Pfund gab ich nochmals als extra Trinkgeld, weil alle so engagiert arbeiteten. Der Australier Paul Downie, der der General Manager ist, scheint sehr gut zu motivieren.
Insgesamt arbeiten im Diner bei Heston Blumenthal 100 Mitarbeiter, die täglich knapp 300 Gäste bedienen.
Fazit: Wir hatten zu Dritt für einen vergnüglichen, perfekt zubereiteten und servierten Lunch 220 Euro bezahlt. Wir waren heiter und glücklich als wir das Restaurant verließen. Wir werden wieder hingehen. Ein MUSS in London. Genauso wie die Fish & Chips im Andaz Hotel / Liverpool Street.
Fotos vom Essen finden Sie auf Facebook: www.facebook.com/media/set/?set=a.10151585777113124.1073741842.168996673123&type=3
Nachtrag: Dinner by Heston Blumenthal hat nicht drei, sondern einen Michelin Stern. Ich war der Meinung, ich würde drei Sterne essen 😉 Kurz vorher war ich im Abama Ritz-Carlton Tenerife und hatte im Kabuki gegessen. Das hatte auch einen Stern. Der Stern des Kabukis ist lachhaft, wenn man ihn mit dem Dinner vergleicht. Auch ohne Vergleich würde ich die Küche im Kabuki als mässig ansehen. Die Tester des Michelins scheinen sehr unterschiedliche Kriterien anzulegen.
Update 26.Sept.2013: Meine Einschätzung, dass hier über 1 Sterne-Niveau gekocht wird, wurde heute vom Michelin bestätigt! Das Dinner by Heston Blumenthal bekam den 2. Stern. Das freut mich besonders!
Alle Sternerestaurants in UK: www.gourmet-report.de/artikel/344675/Alle-Sternerestaurants-in-Grossbritanien.html
Andere empfehlenswerte Restaurants in London:
The Ledbury: www.gourmet-report.de/artikel/344479/The-Ledbury/
Für Fish & Chips empfehlen wir das Andaz in der Liverpool Street: www.kochmesser.de/component/name,Fish-Chips/option,com_gourmet/task,article/id,344127
Plum Valley: leckerer Kantonese im Chinatown – durchgehend Dim Sum, günstig:
http://www.facebook.com/media/set/?set=a.10151588901558124.1073741844.168996673123&type=3
Mann, Keute, sucht Euch doch jemanden, der Rechtschreibung beherrscht. Analphabetentum isr schlimm, aber es gibt Hilfe. Drei-Sterne-Restaurant usw.