Wein für die Kapelle

In diesen Tagen, in denen viel von Rettungsschirmen die Rede ist, werden immer mehr kulturellen Institutionen die Gelder entzogen. Das piemontesische Weingut Tenuta Tenaglia hat sich etwas Besonderes einfallen lassen, um mit eigenen Mitteln den Verfall aufzuhalten. Ein Modell mit Zukunft, das die Eigentümerin Sabine Ehrmann auf der ProWein vorstellen will.

Malerisch zieht es sich über einen Bergkamm hinweg: das Santuario di Crea, Unesco-Welterbe, besteht aus einem Kloster und 23 Kapellen, die in einer der schönsten Gegenden des Piemont stehen, dem Monferrato. Einen kleinen Makel gibt es allerdings: Die Kapellen werden baufällig, und das Geld für die Sanierung ist knapp.

Eine ähnliche Situation gab es vor ungefähr 400 Jahren schon einmal. Damals errichtete der Gouverneur von Moncalvo mit dem Spitznamen La Tenaglia, im Deutschen die Beißzange, gleich unterhalb des Santuario ein Weingut, um zwischen zwei Kriegen die nötige Erholung und den richtigen Wein, nämlich den eigenen, zu genießen. Er entschloss sich, die allfällige Sanierung der Kapelle Nummer drei finanziell zu unterstützen. Flugs sammelte er zusätzliche Steuergelder ein. Die heutige Besitzerin des Weingutes Tenuta Tenaglia, Sabine Ehrmann, hat es nicht ganz so einfach – ihr fehlt die Befugnis, Gelder von Amts wegen einzutreiben. Aber das Weingut produziert hervorragenden Wein, und die Verbindung von Wein und Religion ist von jeher eine sinnliche.

Also entwickelt die gebürtige Allgäuerin mit ihrem italienischen Team den Cappella III del Sacro Monte di Crea, einen formidablen Barbera del Monferrato. Ein Teil des Erlöses aus dem Weinverkauf fließt direkt in die Sanierung der Kapelle. „Damit schaffen wir eine klassische Win-win-Situation: Unsere Kunden bekommen einen hervorragenden Wein zu einem vernünftigen Preis, wir können das Santuario unterstützen, und das Santuario kann seine Kapelle sanieren“, erklärt Sabine Ehrmann.

Auf der Fachmesse ProWein, die Anfang März in Düsseldorf stattfindet, wird sie den Wein erstmals in Deutschland vorstellen. „Das Modell, mit Wein kulturelle Institutionen zu unterstützen, können wir uns auch für andere Einrichtungen vorstellen. Schließlich ist derzeit mehr als eine Kapelle von finanziellen Engpässen bedroht“, betont die verantwortungsvolle Unternehmerin. Dass sie mit ihrer Idee auf einem guten Weg ist, glaubt auch Giancarlo Berto. Er ist der Bürgermeister von Serralunga di Crea, der kleinen Stadt, zu der das Weingut gehört, und möchte jetzt mehr Patenschaften für die Kapellen vom Monte di Crea installieren.

Die Fachmesse ProWein findet vom 4. bis 6. März 2012 in Düsseldorf statt. Die Tenuta Tenaglia hat ihren Stand in Halle 3, Stand F 99.

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