Galt die Rebsorte Sauvignon blanc bis vor einigen Jahren in Deutschland als Exot, erfreut sie sich jüngst immer größerer Beliebtheit. Zuvor war sie Ländern wie Frankreich, Neuseeland oder Australien vorbehalten. Weltweit wird sie auf etwa 45.000 ha angebaut. Davon entfallen alleine auf Frankreich knapp 20.000 ha. Inzwischen wird Sauvignon blanc auch deutschlandweit (wieder) angepflanzt, auf ca. 450 ha, mit steigender Tendenz. Eine nette Anekdote erzählte mir jedenfalls der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Durbacher Winzergenossenschaft: Schon vor der Hitlerzeit sei die Sorte dort angebaut worden und hätte im Volksmund „Franzosenwein“ geheißen. Die Nazis hatten daher die Rodung dieser „nichtdeutschen“ Sorte befohlen. Bezeichnenderweise seien die Seiten des Jahres 1934 im Weinbaukataster der Gemeinde herausgerissen. Die genaue Herkunft des Sauvignon blanc ist allerdings nicht genau zu bestimmen. Vermutlich stammt er aus dem Südwesten Frankreichs, wo er seit dem 18. Jahrhundert nachweisbar ist. Man schätzt diese Elternsorte des berühmten Cabernet Sauvignon jedoch deutlich älter.
Doch wie schmeckt der Wein? Je nach Klima, Böden als auch der Hand des Winzers kann das Aroma stark variieren. Reife bis hochreife Weine zeigen sich kräftig und erinnern in der Nase und auf der Zunge an Grapefruit, Passionsfrucht und schwarze Johannisbeere. Bei weniger reifen Weinen erkennt man stark florale Noten, wie Paprika, grüner Pfeffer, Brennnessel oder Spargel. Ich finde, ein wenig florale Noten sollte ein Sauvignon blanc durchaus haben, nur nicht zuviel. Denn das macht in lebhaft. Zu behäbig reif sollte er nicht sein. Er passt dann sehr schön zu Spargel sowie auch zu Fisch.
Ein wenig „Winzerlatein“ dürfte daher auch für den „Laien“ interessant sein: Die Trauben dieser Sorte sollten unbedingt gesund sein. Weil sie zu hoher Wüchsigkeit neigt, sollte sie nicht auf zu tiefgründigen, wüchsigen Böden gepflanzt werden, damit die Trauben gut belüftet und gesund bleiben. Auch der Lesezeitpunkt bildet ein wichtiges Kriterium für die spätere Aromatik des Weins. Als optimal werden 85-95° Öchsle angesehen. Je höher die Mostgewichte, desto weniger schmeckbar sind die grünen und floralen Noten. Werden die Trauben jedoch zu reif, werden die Weine zu alkoholreich und verlieren ihren sortentypischen, flotten, feinherben Charakter. Maischestandzeiten sind, wegen der Extraktion der bitteren und oft grasigen Aromen aus der Beerenschale, jedoch nicht angezeigt. Bei hochwertigen Weinen empfiehlt sich durchaus auch eine Lagerung im Barrique. Die leichten Vanillenoten verleihen diesen Weinen dann eine wohlschmeckende, leicht süßliche Variante.
Hier einige schöne Beispiele aus Baden, die wir probiert haben und durchaus empfehlen können: Ein 2010 Ettenheimer Kaiserberg Sauvignon blanc „SE“ trocken vom Weingut Weber in Ettenheim konnte absolut überzeugen. Schon im Duft zieht er alle Register: Ananas, Brennnessel, Efeu, Feuerstein, schwarze Johannisbeere. Feine Nasen finden weiter Töne von Kumquat, Nuss, Grapefruit. Auch auf der Zunge zeigt sich der Tropfen sehr vielschichtig, gradlinig und intensiv. Der 2010 Laufener Altenberg „Terroir Edition“ Sauvignon blanc trocken von der südbadischen Winzergenossenschaft Laufen erinnert in der Aromatik an reifere Früchte. Dieser auf Lehm/Lößböden gewachsene Tropfen duftet nach Pfirsich, Stachelbeere und Ananas, ist schön ausbalanciert und verwöhnt mit einem lang anhaltenden Abgang.
Der 2010 Wolfenweiler Batzenberg Sauvignon blanc trocken der ebenfalls südbadischen Winzergenossenschaft Wolfenweiler zeigt sich fordernd und frech, doch durchaus mit Tiefgang. Feine Mineralität, gepaart mit vegetativen Noten nach grüner Paprika und Tomatenblättern, sowie fruchtige Nuancen nach Grapefruit, Kumquat, Quitte und Stachelbeere sorgen für ein reiches Geschmacksspektrum. Geschäftsführer Ernst Nickel: „Ich bin von der Vitalität und den Aromen dieses Weins begeistert.“ Ausgezeichnet zu Spargelgerichten und Fisch passt der 2010 Sauvignon blanc trocken der Oberkircher Winzer aus der Linie „Vinum nobile“. Schon im Geschmack ist eine deutliche Spargelnote erkennbar. Eine wunderschöne Balance von Süße und Säure, Dichte und Leichtigkeit zeichnet diesen Wein aus. Ständige Präsenz und ein langer Nachhall bereiten großes Vergnügen. Geschäftsführer Markus Ell: „Sauvignon blanc gehört zu den kellerwirtschaftlich anspruchsvollsten Rebsorten, die wir verarbeiten.“ Adressen unter www.best-of-baden.de