Die Ergebnisse einer großen europäischen
Ernährungsstudie weisen nun darauf hin, dass eine proteinreiche
Ernährung mit magerem Fleisch, fettarmen Milchprodukten sowie
Hülsenfrüchten und wenig raffinierten Stärkeprodukten wie
beispielsweise Weißbrot dem Jojo-Effekt entgegen wirkt. An der von der
EU mit 14,5 Millionen Euro geförderten Diogenes-(Diet, Obesity, and
Genes)-Studie sind acht europäische Forschungszentren beteiligt. Zu
diesen zählt auch das Deutsche Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE).
Die gesamte Diogenes-Studie wird von Wim H.M. Saris vom Maastricht
University Medical Centre in den Niederlanden koordiniert. Arne Astrup
von der Faculty of Life Sciences der Universität Koppenhagen in Dänemark
koordiniert den Ernährungsstudienteil.
Die Wissenschaftler publizierten ihre Daten gestern in der renomierten
Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine (Larsen et al.,
2010).
Vielen Erwachsenen und auch Kindern fällt es heute schwer, ihr Gewicht
im Normalbereich zu halten und somit eine übermäßige Gewichtszunahme zu
verhindern. Besonders nach Gewichtsreduktionsdiäten nehmen die meisten
schnell wieder zu und bringen dann sogar mehr Pfunde auf die Waage als
vorher. Dieser Effekt ist auch als Jojo-Effekt bekannt.
Im Rahmen der Diogenes-Studie haben Wissenschaftler des DIfE unter der
Leitung des Ernährungsmediziners Andreas F. H. Pfeiffer untersucht,
welche Ernährungsfaktoren für eine Gewichtszunahme eine Rolle spielen.
Ziel der Studie ist es, bestmögliche Ernährungsempfehlungen von ihren
Ergebnissen abzuleiten.
Insgesamt nahmen 772 europäische Familien mit 938 übergewichtigen
Erwachsenen und 827 Kindern teil. Zu Beginn der Diogenes-Studie mussten
die übergewichtigen, erwachsenen Studienteilnehmer mit Hilfe einer
achtwöchigen Reduktionsdiät (800 kcal/Tag) zunächst abnehmen. Von den
938 Studienteilnehmern beendeten 773 diese Gewichtsreduktionsphase.
Durchschnittlich verloren die Teilnehmer dabei etwa 11 Kilogramm
Körpergewicht. Im folgenden Interventionsteil der Studie musste dann
die gesamte Familie eine von fünf vorgegebenen Diäten für einen Zeitraum
von sechs Monaten einhalten, die per Zufallsprinzip ausgewählt wurde.
Zur Auswahl standen:
1. eine Kost mit erhöhtem Eiweißanteil (25 Prozent Eiweißanteil)
und niedrigem Glykämischen Index,
2. eine Kost mit erhöhtem Eiweißanteil und hohem Glykämischen
Index,
3. eine Kost mit normalem Eiweißanteil (13 Prozent Eiweißanteil)
und niedrigem Glykämischen Index,
4. eine Kost mit normalem Eiweißanteil und hohem Glykämischen
Index.
Bei der fünften Diät handelte es sich um eine „Kontroll-Diät“, die
sich an den bestehenden Ernährungsempfehlungen orientierte.
Während der Studie unterstützten und berieten Ernährungswissenschaftler
die Familien. Zudem sammelten die Forscher Blut- und Urinproben der
Studienteilnehmer.
Von den ursprünglich 773 Teilnehmern beendeten 558 Teilnehmer die
sechsmonatige Diätphase. Dies entspricht einer Erfolgsrate von ca. 72
Prozent. In den Gruppen, welche die proteinreichen und
niedrig-glykämischen Kostformen verfolgten, gab es weniger
Studienaussteiger als in den Gruppen, deren Diäten einen
dreizehnprozentigen Proteinanteil und einen hohen Glykämischen Index
aufwies.
Nach der Gewichtsreduktionsphase stieg innerhalb der nächsten sechs
Monate das durchschnittliche Körpergewicht nur in der Gruppe signifikant
wieder an, die eine Ernährungsform mit einem hohen Glykämischen Index
und mit einem niedrigen Proteinanteil verfolgte. Das Gewicht erhöhte
sich hier durchschnittlich um 1,67 Kilogramm. Am günstigsten war die
Kombination von niedrigem Glykämischen Index und hohem Proteinanteil. In
dieser Gruppe war auch noch nach sechs Monaten kein Jojo-Effekt zu
beobachten.
„Die Diogenes-Studie zeigt, dass die gegenwärtigen
Ernährungsempfehlungen nicht ideal sind, um einer erneuten
Gewichtszunahme übergewichtiger Personen vorzubeugen“, sagt Andreas
Pfeiffer, Leiter der Abteilung Klinische Ernährung am DIfE. „Eine
Kostform mit einem etwas höheren Proteinanteil als der, der derzeit
empfohlen wird, und einem niedrigen Glykämischen Index, erleichtert es
übergewichtigen Personen nach einer Reduktionsdiät, ihr vermindertes
Körpergewicht längerfristig beizubehalten. Zudem scheint es den
Studienteilnehmern leichter zu fallen, ihre Ernährungsweise dauerhaft
auf eine solche Kostform umzustellen“, erklärt Pfeiffer.
Referenz:
1. “Diets with High or Low Protein Content and Glycemic Index for
Weight-Loss Maintenance”
Thomas Meinert Larsen, PhD, Stine-Mathilde Dalskov, MSc, Marleen van
Baak, PhD, Susan Ann Jebb, PhD, Angeliki Papadaki, PhD, Andreas F.H.
Pfeiffer, MD, J. Alfredo Martinez, PhD, Teodora Handjieva-Darlenska, MD,
PhD, Marie Kunešová, MD, PhD, Mats Pihlsgård, PhD, Steen Stender, MD,
PhD, Claus Holst, PhD, Wim H.M. Saris, MD, PhD, and Arne Astrup, MD,
DrMedSc, for the Diet, Obesity, and Genes (Diogenes) Project; New
England Journal of Medicine, published online 25 Nov. 2010.