Seit 1. Juli: neue EU-Etikettierungsregeln und neues EU-Bio-Logo –
Im Juli 2010 treten neue EU-Vorschriften für die Kennzeichnung ökologischer/biologischer Lebensmittel und für die Abbildung des neuen EU-Öko/Bio-Siegels in Kraft. Das so genannte „Euro-Blatt“ ist nun für alle verpackten Bioprodukte, die in einem EU-Mitgliedstaat hergestellt wurden und die notwendigen
Normen erfüllen, verbindlich vorgeschrieben. Neben dem EU-Bio-Logo können
auch andere private, regionale oder nationale Gütesiegel abgebildet werden. Für
nicht verpackte und eingeführte Bio-Erzeugnisse ist es fakultativ. Abgesehen
vom Logo schreiben die neuen Kennzeichnungsvorschriften auch die verbindliche
Angabe des Ortes vor, an dem die landwirtschaftlichen Rohstoffe für das
Produkt erzeugt wurden, sowie der Codenummer der Zertifizierungsstelle, die
für die Kontrollen zuständig war.
Die Wirtschaftsteilnehmer verfügen über einen
Übergangszeitraum von zwei Jahren, um den neuen Kennzeichnungsvorschriften
nachzukommen. Eine weitere Änderung betrifft die erstmalige Einführung
von EU-Vorschriften für die ökologische Aquakultur.
„Wir hoffen, dass sich das neue EU-Bio-Logo zu einem EU-weit anerkannten Symbol für
die Erzeugung biologischer Lebensmittel entwickelt, bei dem der Verbraucher darauf
vertrauen kann, dass die Erzeugnisse vollständig im Einklang mit den strengen EUVorschriften
für den Bio-Landbau produziert wurden“, sagte der für Landwirtschaft und
ländliche Entwicklung zuständige EU-Kommissar Dacian Ciolos dem Gourmet Report. „Ich hoffe, diese
Änderungen bewirken nicht nur einen Anschub für die biologische Erzeugung, sondern
auch einen besseren Verbraucherschutz“.
Beim „Euro-Blatt” sind die EU-Sterne in Form eines Blatts vor einem grünen Hintergrund
angeordnet. Es vermittelt den Verbrauchern zwei klare Botschaften: die Natur und
Europa. Das Logo wurde bei der Kommission als Kollektivmarke eingetragen. Es wurde
von dem deutschen Studenten Dušan Milenković entworfen und ging im Rahmen eines
Wettbewerbs für EU-Kunststudenten nach einer Online-Abstimmung klar als Sieger
hervor. Der Sieger sowie der zweite und dritte Preisträger werden bei der offiziellen
Preisverleihung am 19. Juli 2010 in Brüssel geehrt, die mit der Konferenz über die
Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik am 19. und 20. Juli zusammenfällt.
Neue Bedingungen für die ökologische Aquakultur
Die neuen Vorschriften betreffen auch die ökologische Aquakulturerzeugung von
Fischen, Schalentieren und Algen. Die Vorschriften enthalten EU-weite Auflagen für das
aquatische Produktionsumfeld, die Trennung ökologischer und nicht-ökologischer
Einheiten sowie den Tierschutz, einschließlich der Höchstbesatzdichte, die ein
messbarer Indikator für das Wohlergehen von Tieren ist. Gemäß den Vorschriften ist auf
Artenvielfalt zu achten und ein durch künstliche Hormone induziertes Laichen untersagt.
Es sollte Bio-Fischfutter verwendet werden, das mit Fischfutter aus nachhaltig
bewirtschafteten Fischereien ergänzt wird. Für die Muschelproduktion und für Algen
gelten besondere Vorschriften.
Die für Fischerei und Maritime Angelegenheiten zuständige EU-Kommissarin
Maria Damanaki sagte hierzu: „Europaweite Vorschriften für die ökologische Aquakultur
sind jetzt Wirklichkeit. Sie ermöglichen den Verbrauchern eine bewusste Wahl, sollen
eine gesunde und umweltgerechte Produktion fördern und bieten eine wirtschaftlich
rentable Alternative zum herkömmlichen Intensivkonzept. Die EU ist der größte Markt für
essbare Meerestiere weltweit, und so sollte Europa auch die Vorreiterrolle bei der
Erstellung umfassender Vorschriften für diesen Bereich übernehmen. Zu den Prioritäten
in meiner Amtszeit gehören Nachhaltigkeit und sozialer Zusammenhalt im Fischereiund
Aquakultursektor. Die neuen Vorschriften für die ökologische Aquakultur stellen
einen Meilenstein dar, weil sie diesen Prioritäten Rechnung tragen.“
Im Jahr 2008 waren in der EU etwa 123 zertifizierte ökologische Aquakulturanlagen in
Betrieb, von insgesamt 225 weltweit. Auf sie entfiel 2008 nahezu die Hälfte der
Weltproduktion (50 000 Tonnen). Die fünf Mitgliedstaaten mit der größten Produktion
sind das Vereinigte Königreich, Irland, Ungarn, Griechenland und Frankreich. Die am
häufigsten gezüchtete Art ist Lachs.
Einzelheiten zu den neuen Vorschriften und zum EU-Öko-Siegel sind auf der EUWebsite
zur biologischen Landwirtschaft zu finden: www.organic-farming.europa.eu