Delfin-Jagd-Doku erntet Oscar

Japan protestiert gegen Auszeichnungen von „The Cove“

Der Film „The Cove“ http://www.thecovemovie.com, der die jährliche Delfin-Jagd in der japanischen Stadt Taiji thematisiert, hat einen Oscar in der Kategorie „Beste Dokumentation“ gewonnen. In Japan hat der Film zu heftigen Kontroversen geführt. Der Bürgermeister von Taiji, Kazutaka Sangen, protestierte gegen die Prämierung des Films. Seit seiner Veröffentlichung ist die Dokumentation mit unzähligen Preisen prämiert worden.

„Im Film, der zum Teil under-cover gedreht wurde, wird geschildert, was sich rund um den Wal- und Delfinfang in Japan abspielt“, so Nicolas Entrup von der Whale & Dolphin Conservation Society http://www.wdcs.org gegenüber pressetext. „Das Filmteam hat peinlichst genau recherchiert und nicht nur die brutalen Szenen der Delfinschlachtung thematisiert, sondern den gesamten Apparat, der dahinter steckt und das ganze deckt.“

Verdeckte Recherchen

„Der sogenannte Kleinwalfang ist brutal, denn eine ganze Schule Delfine wird in eine Bucht getrieben, die dann nach außen hin abgeriegelt wird“, schildert Meeresbiologin Antje Helms von Greenpeace http://www.greenpeace.at die Situation. „Die eigentliche Grund der Jagd ist der lebende Fang von einzelnen Delfinen für Delfinarien. Doch dabei werden die anderen Tiere der Gruppe sozusagen als Beifang mitgetötet und als Nahrungsmittel verkauft“, ergänzt Entrup.

„Der gesamte Kleinwalfang geschieht unter höchster Diskretion. Großräumig wird alles abgeriegelt und abgeschottet. Foto- oder Filmaufnahmen sind streng verboten“, erzählt Entrup. „Die breite Öffentlichkeit ist – auch in den Großstädten Japans – kaum informiert darüber, dass es solche Delfin- und Waljagden überhaupt gibt.“ Mit hohem persönlichem Aufwand hat Regisseur Louie Psihoyos und sein Team den Film gedreht.

Prominente Unterstützung für Aufführung

Der US-Schauspieler Ben Stiller hat sich im Herbst 2009 dafür eingesetzt, dass der Film beim Tokio Film Festival vorgeführt wird. In der Zwischenzeit gibt es auch einen Vertrieb in Japan, so Entrup. Im Laufe des Jahres soll der Film dann in einer leicht modizifizierten Version in anderen japanischen Städten gezeigt werden, berichtet BBC-Online.

Die Bevölkerung von Taiji verteidigt sich damit, dass sie diese Kleinwaljagd seit Dekaden durchführen. Bürgermeister Sangen erklärte, dass es schade sei, dass der Film Fakten präsentiere, die nicht wissenschaftlich gedeckt wären. Waljagd sei in Japan legal und diese Tradition müsse aus Respekt vor anderen Kulturen toleriert werden. Umweltschützer kritisieren seit Jahren die Scheinargumente, mit denen Japan seinen Wal- und Delfinfang verteidigt.

Besser informierte Öffentlichkeit hilft in der Sache

„Ein großer Verdienst des Filmerfolgs ist die bessere Information der Öffentlichkeit“, so Entrup. „Als ein internationales TV-Team nach Taiji reiste, wurde die Treibjagd im Meer einfach ausgesetzt und nachdem der öffentliche Blickwinkel nicht mehr dorthin gerichtet war, sofort wieder aufgenommen“, schildert der Experte. „Mit der Auszeichnung des Filmes rückt die Problematik der Delfinarien übrigens auch wieder ins Rampenlicht.“

Experten wie Entrup und Helms sind sich einig darüber, dass Meeressäuger in Gefangenschaft hohen Stressfaktoren ausgesetzt sind und sich daher nicht als „Showtiere“ eignen. „Diese Tiere verfügen über ein sehr differenziertes Sozialverhalten und einen hohen Grad an Bewegungsdrang. Daher überleben viele in Gefangenschaft nicht sehr lange“, so Helms.

Weitere Informationen über die deutschsprachige Website des Films „Die Bucht“ http://www.diebucht-derfilm.de . Wolfgang Weitlaner

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